Achtung, poooositiiiv – Verschlag für nen Scooter und…Radwege

25.09.2022 Aus Von Axel Schuller

Liebe Leserinnen und Leser, das mit den positiven Nachrichten müssen wir noch üben. Und zwar: ganz tüchtig. Zwei Hinweise habe ich aus Ihrem Kreis erhalten. Doch irgendwie sind dies auch Beispiele nach dem klassischen Strickmuster: „jaaaa, aaaber“. Lesen Sie bitte weiter.

Fangen wir mal mit einer guten Nachricht an. Hier gilt: Ende gut, endlich gut. Der 86-jährige, extrem geh-eingeschränkte Prof. S. kann sich bloß per vierrädrigem Elektro-Mini-Mobil (Scooter genannt) fortbewegen. Der stand immer in der Theatergarage auf seinem Stellplatz, der zu seiner Wohnung in dem Gebäudetrakt gehört, der auf der Tiefgarage erbaut wurde. Die städtische Brepark hatte ihn lange bedrängt, ihm sogar mit Entfernen seines Mini-Fahrzeugs gedroht. Herr S. war diesem Druck nicht gewachsen, so dass er seinen Scooter abgeschafft hatte. Die Brepark war zufrieden. Grund: Der Stellplatz ist für ein Kraftfahrzeug vorgesehen, nicht aber für eine Art Elektro-Rollstuhl. Das Teil hat zwar auch vier Räder, jedoch: kein Dach.

Bei einer Ortsbegehung stießen die Teilnehmer (Brepark, Behindertenbeauftragter, Betroffener, Unterstützerin) dann auf einen Verschlag, in dem bereits ein Scooter stand. Na bitte. Das war und ist jetzt die Lösung. Der gesundheitlich angeschlagene Prof. schaffte sich nun ein zweites Mal ein von ihm noch bedienbares Mini-Fahrzeug an. Dieses parkt jetzt in dem Verschlag in der Tiefgarage.

Bleibt bloß die Frage, weshalb zuvor regelrecht eine (von Prof. S. so empfundene) Drohkulisse aufgebaut wurde?

Liebe Leserinnen und Leser, Sie merken: Ist leider keine astrein positive Geschichte. Aber, immerhin.

Bremen – die Fahrradstadt

„Herr Schuller, ich finde, Sie könnten Bremen wenigstens in einem Punkt loben: Viele Auswärtige bewundern unsere vielen Radwege.“

Liebe Leserin N., ja Sie haben recht. Bremen verfügt in vielen Stadtteilen beidseits der Straßen über Radwege. Meist noch durch rote Klinker als etwas Besonderes hervorgehoben. Laut Wikipedia sollen es insgesamt 720 Kilometer sein. Ferner führen Radwege durch Parks, Grünzüge und teilweise auf und neben den Deichen. Dazu gibt’s in der Hansestadt – teilweise leuchtend rot – auf die Straße gemalte Radwege. Und außerdem werden aktuell nahezu zehn Millionen Euro in einen „Premiumradweg“ auf dem Wall investiert. Und außerdem…

Liebe Frau N., die Aufzählung hat mich leider erschöpft. Wenn ich jetzt weiter schriebe, bekäme ich vermutlich eine ausgeprägte Handlähmung.

Die Hände werden vom Gehirn gesteuert. Und mein Hirn erinnert sich an alles, was ich gerade aufgezählt habe. Und dieses Hirn sperrt sich justament, die Positiv-Aufzählung fortzusetzen.

Mein „Speicher“ weiß nämlich auch, dass die RadwegeMedaille zwei Seiten hat, werte Blog-Leserin N.

Die 720 Kilometer Radwege sind teilweise in einem saumäßig schlechten Zustand.Es rüttelt und schüttelt beim Fahren, dass man Hoch-Schwangeren diese Pisten nicht als Fahrwege anraten kann.

Ach, liebe Frau N., ich erinnere mich noch an meine Bremer Anfangsjahre (ab 1979). Da waren fast alle Radwege in einem wunderbaren Zustand. Es war eine reine Freunde, die Neustadt, Schwachhausen, Walle, Gröpelingen, Horn, Kattenturm, ja auch Osterholz mit dem Zweirad zu erkunden. Ach ja, damals… Und dann? Irgendwie ging Bremen ab Ende der 80-er das Geld aus, um die teuer geklinkerten Radwege stets „in Schuss“ zu halten.

Da fingen die Politiker an, Mogelpackungen zu produzieren. Damals wurden die ersten Radwege an der Straßenseite auf den Asphalt gemalt. Die Autopisten waren (damals) meist noch glatt – und konnten sich auch nicht gegen die weißen Farbstriche wehren.

Liebe Leserin N., verstehen Sie jetzt, weshalb ich das heutige Bremer Radwegenetz nicht fanfarenhaft in Jubelhöhen schreiben kann?

Ich bitte um Nachsicht, werte Frau N. Aber, zum Schönfärben habe ich den Beruf nicht erlernt.

Bleiben Sie munter und schreiben Sie mir bitte unbedingt Ihre Positiv-Beispiele!

Herzlichst

Ihr Axel Schuller