Flughafen-Streiks und zahnlose Journalisten – woran liegt das bloß? / CDU rüstet intellektuell auf

25.03.2022 Aus Von ED-as_Blog-17

Liebe Leserinnen und Leser, haben Sie’s auch schon gemerkt?

Die Bremer CDU rüstet – intellektuell – auf. Aber, so was von. Ihren diese Woche von der rot-grün-roten Bremer Koalition verschmähten Antrag zur Ukraine überschrieben die Schwarzen mit: „Stärkung der Resilienz unserer wehrhaften Demokratie angesichts der russischen Aggression – uneingeschränkte Solidarität mit der Ukraine“.

Wow, sind die gebildet! Wär’ mal interessant, mit einem CDUler zu  Emma Walle oder Fritz Arbergen an die Haustür zu gehen. Resilienz! Die Nutzung solch neumodischer Wörter erwarte ich eher in Kreisen der Linken und Grünen. Die kümmern sich mittlerweile ja gerne um gesellschaftliche Spezialgruppen und meinen, sie würden damit den Großteil der Gesellschaft erreichen. Beispiele gefällig, Sie an Pein Unersättliche? Die Linken finden es aktuell ganz wichtig, dass der öffentliche Dienst den Querschnitt der Gesellschaft abbildet, inklusive aller migrantischen Hintergründe. Linke: 36 Prozent der Menschen im Land Bremen haben eine Migrationsgeschichte.“ Aber nur 19,9 Prozent der im Öffentlichen Dienst Beschäftigten kämen aus dieser Bevölkerungsgruppe.

Hm, wer könnte mit der gleichen Berechtigung Berücksichtigung im öffentlichen Dienst verlangen? Tierfreunde, Hochbegabte, oder, oder…  Ich dachte bislang, die Qualifikation für die jeweiligen Jobs sei entscheidend. Hab ich da etwas falsch verstanden?

Und die Grünen? Die fordern – klientelgerecht – horrende Zuschüsse beim Lastenfahrrad-Kauf. Na ja, wenn man dafür sein Auto abschafft? Ne, ne: Der Volvo-Kombi, oder was in den Kreisen gerade angesagt ist, muss schon bleiben. Und die massenhaft zusätzlichen Lastenfahrräder werden dann am Gartenzaun angekettet. Ist bestimmt gut für die Passierbarkeit der Fußwege. Menno, aufgesetzt parkende Autos stören die Mammut-Fahrräder aber auch wirklich, in Echt. 

Mann oh Mann…

 

Liebe Leserinnen und Leser, Sie erinnern sich möglicherweise an meinen durchaus kritischen Hinweis, dass mir bislang kein Kommentar zum Thema Streik an den Flughäfen aufgefallen ist (einschl. 25.3.). Es geht um 25.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in der Fluggast- und -gepäckkontrolle tätig sind. Verdi hat inzwischen an mehreren Tagen zum Warnstreik – teilweise ganztägig – aufgerufen. Und das wird sich fortsetzen, nachdem am Freitag (25.3.) erneut keine Einigung gelungen ist. Das Medienecho darauf: kein kluger, von mir aus auch kein „unkluger“ Kommentar. Am letztgenannten könnte man sich ja wenigstens reiben. Aber: null.

Ich möchte Sie zu einer klitze-kleinen Zeitreise einladen. Beamen wir uns mal ins Jahr 2021 zurück. Da gab es eine relativ kleine Berufsgruppe, die zwar nicht die Flughäfen, sehr wohl aber einige Bahnhöfe lahmlegte. Richtig erinnert! Das war die Gewerkschaft der Lokomotivführer (GDL) mit ihrem Sympathieträger an der Spitze: Claus Weselsky.

Er stand für rund 35.000 Lokführer, quälte die Republik über Wochen mit immer wieder lähmenden Streiks. Was wurden da Kommentare schier in Stein gemeißelt. Wir befänden uns allesamt im Würgegriff von Weselsky, unerhört, wie eine Mini-Gruppe uns alle am Reisen hindern könne, eine Minderheit drangsaliere die Bevölkerung. Kurzum: Journalisten und -innen hämmerten kraftvoll, meinungsfreudig, gnadenlos in die Tastaturen. Überwiegend überzeugend, wie ich fand.

Ich frage mich allerdings, was konnte seinerzeit diese – ja, man könnte sagen –  Meinungs-Explosion bloß auslösen? Vor einem Jahr Schimpf und Schande für die GDL, aktuell nüchterne Berichterstattung, nicht mal zahnlose Kommentare, sondern einfach gar nichts.

Woran liegt das bloß? Ausgerechnet jetzt, wo wieder mehr Menschen fliegen wollen. Und: Selbst der volkseigene Flughafen Bremen, der auf den finanziellen Schwingen von uns Steuerzahlern und -innen durch die Pandemie schweben konnte, selbst den überzog Verdi mit einem Streik. Wahnsinn! 

Die Bundeswehr konnte in Altenheimen Corona-Tests durchführen, aber bei Sicherheitskontrollen können die Sicherheits-Experten nicht einspringen, um den Flugverkehr aufrecht zu erhalten?

Zurück zur kleinen Zeitreise: Worin besteht für die Redaktionen bloß der Unterschied zwischen Flughafen-Sicherheitsleuten auf der einen und Lokomotivführer auf der anderen Seite? Mir fällt ad hoc bloß ein Unterschied ein: Die Flughafen-Dienstleister sind bei Verdi (einer DGB-Gewerkschaft) organisiert, die Lokführer hingegen bei der GDL, die gehört zum Deutschen Beamtenbund. Und nun? Müssen Sie sich selbst ihre Gedanken machen – und ihr Urteil bilden.

Wie, Sie meinen, da spiele die Unterscheidung in „fortschrittliche Verdi“ und konservativer Beamtenbund eine Rolle? Wie bitte, Sie denken sogar, die Parteizugehörigkeit von Gewerkschafts-Spitzenfunktionären entscheide über Daumen hoch, runter, oder Mittellage? Ne, kann ich mir nicht vorstellen. Gleichwohl, wenn Sie das so sagen… 

Ich hab mal nachgeschaut: Der ehemalige Verdi-Chefvorturner  Frank Bsirske sitzt aktuell für die Grünen im Bundestag. Sein Nachfolger, Frank Werneke, gehört der SPD an. Und Claus Weselsky, Herrscher aller Heizer und Lokführer ist – Achtung, Überraschung – CDU-Mitglied

Und Sie, liebe Leserinnen und Leser, meinen jetzt ernsthaft, dies könnte vielleicht, möglicherweise, eventuell in deutschen Redaktionen bei der Beurteilung von Themen eine Rolle spielen? Also, natürlich nur ganz hintergründig im Hinterkopf? Ich mag es nicht glauben. Ich will es nicht glauben! Muss allerdings gestehen: Mir ist bislang keine überzeugende Antwort auf die unterschiedliche Handlungsweise meiner Kolleginnen und Kollegen im Fall von Verdi und GDL eingefallen. Vielleicht sollte ich das Thema mal irgendwann  gründlicher beleuchten

Bleiben Sie munter!

Herzlichst

Ihr as

Axel Schuller