Weser-Kurier – manchmal sind Langmut, Nachsicht und Mitleid nötig

26.12.2021 Aus Von ED-as_Blog-17

Mann, Mann, Mann – sorry: Frau, Frau Frau! 

Der Weser-Kurier verlangt seiner Rest-Leserschaft (verkaufte Auflage im dritten Quartal 2021: 116.671 Exemplare inkl. 16.658 e-Paper) wirklich einiges ab. Unter anderem: 1. Langmut, wenn es keine Ausgabe(n) gibt. 2. Verständnis und Nachsicht, wenn beispielsweise die online-Berichterstattung im Vergleich zu Radio Bremen schwach ist. Und 3. manchmal auch noch Mitleid. 

 

Wie ich darauf komme? 

 

Zu 1.: An Heiligabend (Freitag, 24.12.2021) erschien der Weser-Kurier mit 48 Seiten. Die mussten der noch geneigten Leserschaft lange Zeit reichen. Samstag, 25.12. gab’s keinen neuen Lesestoff. Okay. Wir wollten/sollten uns ja besinnen. Und am Sonntag, 26.12.2021, einem klassischen Lesetag, sparte sich der WK sogar den Kurier am Sonntag. 

Das Anzeigenblatt Weser Report erschien dagegen tapfer am Sonntag, bot dem nach Eigensicht großen WK die Stirn. 

Sonntagszeitungen wie BamS, FAZ oder NZZ informierten und unterhielten ihre Leserinnen und Leser. Man sieht: In Bremen war Langmut gefordert – hatten wir dank WK ja aber bereits am Reformationstag, Sonntag, 31.10.2021, geübt. Damals soll es LeserInnen gegeben haben, die ihr Exemplar im Verlag anmahnen wollten. 

 

2. Verständnis und Nachsicht sind gefordert, wenn man sich mithilfe Bremens großer Tageszeitung über die Ergebnisse der Klima-Enquetekommission der Bremischen Bürgerschaft informieren will. Wer mehr als Basics erfahren möchte, wird bei butenunbinnen.de deutlich besser bedient. Als Ex-Zeitungsredakteur blutet mir das Herz bei diesem Satz schon ein bisschen. 

 

Übrigens: Ich gelobe hiermit, mich demnächst mit dem Thema Klima-Enquete ausführlich zu beschäftigen. Themen wie Auto-Verbote und Vegan-Erziehung schreien förmlich danach, gehen sie doch alle Bremerinnen und Bremer an. 

 

3. Nur mit einer gehörigen Portion Mitleid ist es zu ertragen, wenn Journalisten Mitgefühl mit einer Interviewpartnerin wie Bremens Grüner Umweltsenatorin Dr. Maike Schaefer (zum Thema koalitionsinterne Streitereien) bekunden statt „nachzubohren“ – was sprachlich eine andere Qualität wäre als die – freundlich gesagt – seltsame Frage einer Kollegin an Schaefer: „Muss man sich grundsätzlich Sorgen um die Koalition machen?“ 

Diese Fragestellung eignet sich vielleicht als Negativ-Beispiel für die Journalismus-Ausbildung. Bitte aber nicht für den Abdruck in einer Zeitung, die ernst genommen werden will.