Geno-Chefin Dr. Dorothea Dreizehnter – so informativ kann ein Interview von Radio Bremen sein –

21.06.2022 Aus Von ED-as_Blog-17

A c h t u n g: Heute mal ein etwas anderes „Bremen so gesehen“. Überwiegend lobend! Uff, das gibt’s. Und dabei geht’s um das (bisherige) Dauer-Fass-ohne-Boden, die Gesundheit Nord, den städtischen Klinikverbund mit seinen vier Krankenhäusern.

Ein guter Kumpel hatte mir vor geraumer Zeit den durchaus freundschaftlich gemeinten Rat gegeben: Schreib auch mal was Positives, sonst giltst du bald bloß als Quengelkopp. Mein Freund Georg blieb mir leider wochenlang die Antwort schuldig, was er denn meine.

Alles muss man aber auch selber machen

Genug des Herumblödelns. Nach Rückkehr aus dem Urlaub (ham  Sie gar nicht gemerkt?!) hab ich am Wochenende bei „Buten un Binnen“ auf der Website herumgerstöbert – und habe etwas außerordentlich Interessantes gefunden. Ich rate Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, dringend, ein Interview vom 18. Juni 2022 anzuschauen, dass BuBi-Kollege Felix Krömer mit der Chefin der Gesundheit Nord, Dr. Dorothea Dreizehnter geführt hat. Lassen Sie sich nicht von der einstündigen Dauer abschrecken. 

Die Geno-Frau bringt darin viele Fakten ruhig, sachlich, klar verständlich – und keineswegs wie ein Zahlen-Roboter – rüber. Spricht über Ursache und Wirkung. Macht deutlich, dass der Gesellschafter (nämlich Bremen) das (nachvollziehbare) Ziel aufgestellt hat, die Geno dürfe ab Mitte des Jahrzehnt keine roten Zahlen mehr schreiben.

Für schnelle Nachrichten-Konsumenten hier eine Zusammenfassung der Aussagen:

Die Küchen der vier kommunalen Kliniken sind renovierungsbedürftig. Idee: Aus vier mach eine, angesiedelt im Klinikum Mitte. Die Zentralisierung senke die Kosten.

Sterilisation der OP-Bestecke; Idee: Statt die „Bestecke“ weiter an vier Standorten zu bearbeiten, Zentralisierung in Mitte.

Ausbildung von Pflegepersonal, Therapeuten und anderen: Gründung einer zentralen „Bildungsakademie“ auf dem Mitte-Gelände. Folge: Modernisierung und Kosten senken.

Geburten: Konzentration in Mitte. Am 6. Juli werden dort sechs neue Kreißsäle eröffnet. Die Geburtshilfe im Haus Links der Weser wird geschlossen. Am Klinikum Nord bleibt eine Geburtshilfe samt kleiner Kinderklinik erhalten.

Die Zukunft des Herzzentrums am Standort Links der Weser ist noch ungeklärt. Das LdW muss grund-saniert, oder aber gänzlich eingestellt werden. Die Herz-Sparte könnte in Mitte mit dem „verwandten“ Gefäßchirurgischen Zentrum zusammengehen. Außerdem existiert in Mitte bereits die Stroke-Abteilung (Schlaganfälle).

Zum Thema Herzzentrum mochte sich Dorothea Dreizehnter im Gespräch mit Felix Krömer noch nicht festlegen. Das Thema müsse man wohl überlegen und abwägen, welche Lösung am besten passe.

Dazu kommt, dass „Herz“ und „Gefäße“ in Mitte nur dann zusammengehen könnten, wenn dafür ein neues Gebäude gebaut würde. Dafür wiederum, so erfuhr „Bremen so gesehen“, müsste ein Teil des Geländes von der städtischen Grundstücks-Vermarktungsfirma zurückgekauft werden.

Genau überlegen und abwägen, so Dreizehnter, müsse man auch die Möglichkeit, weitere 450 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen aus den Bereichen KüchenLogistik und andere in eine Geno-Dienstleistungs-Tochter (außerhalb des öffentlichen Dienstes) auszugliedern. 500 Ex-Geno-Leute sind bereits in der Tochter.

Dreizehnter machte deutlich, dass sie dieses Sparpotenzial (inklusive Arbeitgeberanteilen angeblich rund 5 Millionen Euro) zu Papier gebracht habe, nachdem der von Bremen besetzte Aufsichtsrat geforderte hatte, alle Einsparmöglichkeiten zu benennen.

Dr. Dorothea Dreizehnter kommt als Chefin der Geno sehr authentisch rüber. Als der Kollege ihr versehentlich das Verdienst zuschreiben wollte, mit allen Bremer Krankenhäuser am Tisch zu sitzen, um herauszufinden, welche Doppel-, Drei- oder Mehrfachstrukturen existieren, wies sie freundlich, aber bestimmt darauf hin, dass diese Initiative von Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke) ausgegangen sei. Boah, tolle Managerin. Hat es nicht nötig, sich mit fremden Federn zu schmücken.

Und um das – nach meiner jüngsten Kritik an den Linken – auch  zu sagen: Claudia Bernhard verdient sich ein besonderes Sternchen am Revers, wenn diese von ihr in Gang gesetzten Gespräche am Ende auch darin münden, dass die medizinischen Angebote in der Stadt sinnvoll geplant werden (ohne den Wettbewerb um die besten Leistungen abzuschaffen).

Leider hat sich Bernhard zwischendurch einen blöden Ausrutscher geleistet. Als Geno-Verdi-Leute vor ihrem Sitz gegen eine mögliche Ausgliederung von 450 Menschen in eine Tochter-Firma demonstrierten, wollte sie diese zum benachbarten Finanzsenator Dietmar Strehl (Grüne) schicken, um dort ihren Frust loszulassen.

Sie hat sich mittlerweile dafür entschuldigt.

Was man wissen muss: Bernhards spezielles Leid besteht darin, dass die Betriebsräte der vier kommunalen Kliniken stark von den Linken durchsetzt sind. Und, dass diese Damen und Herren Bernhard auf jedem Linken-Parteitag teilweise regelrecht quälen.

Dorothea Dreizehnter ist – so viel zum Schluss – eine offenbar unerschrockene Frau. Als es im Gespräch mit Felix Krömer um das Riesen-Problem ging, Pflegepersonal für die Krankenhäuser zu finden, appellierte die 56-Jährige an die MedienPflege doch bitte nicht immer nur im Zusammenhang mit Problemen und (angeblich) schlechter Bezahlung darzustellen. Und als clevere Kommunikatorin half sie dem Journalisten über die Klippe, indem sie sagte, dies sei ein gesellschaftliches (und eben nicht bloß ein mediales) Thema.

 

Soweit Inhalte aus dem – wie gesagt – sehr sehenswerten Interview.

Sie finden es hier.

Zum Schluss noch von meiner Seite ein paar Fakten zur Geno

Aktuell sind rund 8.000 Menschen in der kommunalen Gesellschaft beschäftigt. Der Umsatz beträgt rund 730 Millionen Euro. 2020 (letzt vorliegender Geschäftsbericht) gab es 2.795 Betten in den vier Häusern. Es wurden über 100.000 Patienten behandelt. Die anfangs aufgeführten Investitionen hätten einen Umfang von fast einer halben Milliarde (490 Millionen) Euro. Abzüglich der staatlichen Investitionssummen, Ersparnisse und Erlöse aus Grundstücksverkäufen bliebe eine Finanzierungslücke von rund 200 Millionen Euro. Eine Mördersumme!

Munter bleiben!

Herzlichst ihr as

Axel Schuller