Corona – müssen erst Tote vorm Rathaus liegen? / Und was macht Corona-King-Karl?

19.04.2022 Aus Von ED-as_Blog-17

Oh, oh, heute, liebe Leserinnen und Leser, müssen Sie mal wieder tapfer sein. Es geht um Bremen – und viel mehr.

Deshalb jetzt auch kein Vorspiel. Direkt mittenmang. Als unverdrossener Leser der Lokalzeitung nehme ich heute wahr: Einerseits offiziell sinkende Infektionszahlen und in Bremen eine niedrige Hospitalisierungsrate (ernste Fälle in den Krankenhäusern), andererseits aber: Aussagen von Vertretern Bremer Kliniken. Und die – Geno, Joseph-Stift, Roland-Klinik, Rotes Kreuz Krankenhaus – erklären, sie müssten Behandlungen, Operationen, sogar Krebs-OPs verschieben, da immer mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entweder an Corona erkrankt seien oder sich zumindest in Quarantäne befänden. Ähnliches war bereits vor den Osterferien in Schulen und Kindertagesstätten zu erfahren.

Und der Senat? Klammert sich an die niedrige Hospitalisierungsrate, sagt, man habe alles im Griff. Eine Landesregelung ohne Bundesgesetz sei so schwierig durchzusetzen. Aha, oder doch mimimi? Lediglich eine gestandene Frau in der Landesregierung, Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke), hatte vor den Osterferien geradezu gefleht, der Senat möge Bremen doch zum Hotspot erklären. Dann hätte sie notfalls – beispielsweise heute, einen Tag vor Schulbeginn – eine Maskenpflicht in Innenräumen, mithin auch für Schüler, sowie besondere Schutzmaßnahmen für Kita-Kinder, verfügen können.

Doch der Senat meinte, dies sei nicht möglich und nötig. Außerdem, so die SPD, müsse Bremen auf jeden Fall gerichtsfest entscheiden. Dies bedeutet in Deutschland: nichts entscheiden.

Erinnern Sie, liebe Leserinnen und Leser, sich auch noch an den Präsidenten des Weltärztebundes, Prof. Frank Ulrich Montgomery, als der in seiner schieren Verzweiflung Ende 2021 ätzte: Und dann kämen da „kleine Richterlein“ und meinten, es besser zu wissen. Das war Ende 2021 der Fall, als das OLG Lüneburg die 2G+-Regelung im Einzelhandel kippte.

Seit dieser Entscheidung müssen die Kliniken erst Tote vors Rathaus legen, bevor unsere Landesregierung handelt. 

Ganz anders in Hamburg. Auch dort liegen relativ niedrige Infektionszahlen und ein geringe Hospitalisierungsrate, aber auch viele Krankheits- und Quarantänefälle beim Betreuungspersonal vor. Jedoch – wesentlicher Unterschied zur kleinen Hansestadt an der Weser – dort ist mit Peter Tschentscher ein Mediziner 

Regierungschef.

Vermutlich habe ich nur wenige, versprengte Leserinnen und Leser in NRW und Schleswig-Holstein, dennoch: Dort wird in Kürze gewählt. Und ich hoffe, dass die Wählerinnen und Wähler im entscheidenden Moment daran denken, wer dieses bundesweite Corona-Kuddelmuddel zu verantworten hat. Die FDP setzte im Bund durch, dass den Bürgern wieder mehr Eigenverantwortung zugebilligt wird. Also wurde die bundesweite Corona-Notlage für beendet erklärt, das Gesetz geändert und den Bundesländern die Aufgabe übergeben, eigene Regeln aufzustellen.

Denkfehler bei der ganzen Aktion: Dieses Handeln setzt eine Vielzahl mitdenkender, solidarischer und aufs Wohl der Schwächeren bedachten Bürgerinnen und Bürger voraus. Und davon leben in unserem Land leider nicht ausreichend viele Exemplare. Das „Ich“ rangiert in stark zunehmenden Maß vor dem „Wir“

Liebe Leserinnen und Leser, jetzt zucken Sie möglicherweise zusammen. Ja, ich halte es für eine der großen Untaten der FDP, dass sie die Corona-Regeln zu Fall gebracht und sich an der allgemeinen Impfpflicht versündigt haben.

Daraus resultiert übrigens die tiefe Fall von Corona-King-Karl. Gesundheitsminister Lauterbach eiert seitdem durch die Gegend, dass es fast schon nach Mitleid riecht. Erst trägt er den Unfug im Kabinett gegen seine Überzeugung mit, beugt sich zunächst sogar dem arbeitsökonomischen Wunsch der Gesundheitsämter, die Quarantäne nicht mehr zu überprüfen – um sich dann in einer Lanz-Talk-Show um 180 Grad zu wenden. Und weil ihm, dem medizinisch Versierten, alles zu entgleiten droht, macht er am vorigen Wochenende urplötzlich auf Alarmmelder. Faselt vom drohenden Killer-Virus, das uns noch in diesem Jahr heimsuchen könnte. 

Dabei rechnen Virologen fest damit, dass die Omicron-Variante und deren mögliche Mutationen (anders als die Delta-Ausführung) nicht mehr in die Tiefen der Lungenflügel vordringen und deshalb nicht mehr soviel Leid und Tod wie die Vorgänger-Varianten herbeiführen kann. Aber Karl der Große,Talk-Show-König von Deutschland, haut dennoch auf die größte Pauke, die ihm im Weg steht. Selbst auf die Gefahr hin, dass sich seine Prognose als haltlos erweisen kann. 

Armer Prof. Karl Lauterbach: Ahnen Sie eigentlich, dass Ihre Ministerzeit bereits – einer Eieruhr ähnlich – abläuft? So ist jedenfalls mein Eindruck.

ÜbrigensNiedersachsen hat sich zwar – anders als Hamburg und Meck-Po – nicht zum Hotspot erklärt, gleichwohl gibt es dort vernunftbegabte Politiker. Kultusminister Hendrik Tonne hat seine Schülerinnen und Schüler eindringlich gebeten, nach Rückkehr aus den Osterferien in der Schule freiwillig Masken zu tragen. 

Und in Bremen, nicht so richtig weit entfernt von Niedersachsen? Schweigen im Walde. Das Ländchen verfügt zwar mit Sascha Aulepp (SPD) über eine Bildungssenatorin. Die ist zuständig für Schul- und für Kindergartenkinder. Toll. Und gibt diese Behörde eine Empfehlung heraus? Etwa der Art: In den ersten zwei Wochen ab Ferienende bitte in den Schulräumen Maske aufsetzen, täglich testen, nach zwei Wochen schauen wir weiter. Ne, Fehlanzeige.

Bremen ist so ober-schlau, erstmal wieder alles laufen zu lassen. Wenn dann „plötzlich und unerwartet“ viele Lehrerinnen und Lehrer (und vermutlich auch Schüler) in Quarantäne müssen – dann, ja dann, wird „mit Hockdruck“ an Plänen gearbeitet, wie die Lücken gefüllt werden können. Dann werden Eltern wieder Mails ihrer Kita- und Schulleitungen erhalten, das Kind am besten doch zu Hause zu behalten…

Munter bleiben!

Herzlichst

Ihr as

Axel Schuller