Über mich

Über mich

Ich bin seit 1974 als Journalist tätig. Ende 2014 habe ich mich, zuletzt 16 Jahre als Chefredakteur beim Weser Report tätig, von dem Dauerstress verabschiedet. Die Situation in Bremen mit immer neuen Sonderheiten veranlasst mich jetzt jedoch, meine Sicht auf Bremen unter die Menschheit zu bringen. Hier ein paar Worte zu meinem Hintergrund und meiner Person:

Ich wurde am 6. Juni 1954 in Frankfurt/M. geboren, wuchs in Bad Homburg vor der Höhe auf und legte dort 1974 am heutigen Kaiser Friedrich Gymnasium das Abitur ab.

Als 16jähriger Schüler stieg ich in die Sportberichterstattung des neugegründeten TAUNUS KURIER (TK) in Bad Homburg ein. Aus heutiger Sicht kaum nachvollziehbar: Zu Beginn meiner „Karriere“ telefonierte ich die Ergebnisse der unterschiedlichen Fußball-Ligen ab und erstellte daraus für unsere Lokalzeitung die Tabellen. Das Einsammeln der Ergebnisse in den Vereinsheimen und -kneipen wurde häufig durch die – etwas sehr lockere – Stimmung vor Ort erschwert. Nach ersten Berichten keimte in mir der Wunsch, nach dem Abi in den Journalismus zu gehen. Ich wollte praktisch loslegen, nicht noch einmal Studienjahre verbringen.
So begann ich 1974 ein Volontariat beim TK.

Während der Ausbildung musste ich zum Kopfblatt Gießener Anzeiger. Dort durfte/musste ich in dieser Zeit die Hessenseite und das Vermischte zusammenstellen. Ein absoluter Graus für mich. Seinerzeit bedeutete dies nämlich: Agenturmeldung vom Fernschreiber holen (abreißen), sichten, sieben, redigieren, Größe des Artikels und Seiten-Hierarchie festlegen. Sodann – Höhepunkt der journalistischen Arbeit – eine Überschrift erstellen und für den (Blei-)Setzer auf das Manuskript kleben.

Meine erste Klippe auf dem Weg zum Redakteur: Der damalige GA-Chefredakteur ranzte mich ob meiner Unlust über diese Art der Arbeit an: „Aus Ihnen wird nie ein guter Journalist.“ Meine Antwort: „So einer wie Sie will ich auch nie werden.“ Statt mich sofort rauszuschmeißen fragte er, wie ich das denn meinte. So konnte ich ihm erläutern, dass ich lieber Missstände vor Ort aufdecken, Menschen zum Nachdenken anregen und gerne meine Meinung in Kommentaren darlegen –  also die Welt verändern – wolle.

Er ließ mich etwas greinend gewähren und gab meinem Redaktionsleiter vor Ort auf, er solle stets selbst einen Blick auf meine Kommentare werfen – und zwar vor der Veröffentlichung.
Nach dem Volo wechselte ich zum OBERURSELER KURIER, einer neu gegründeten, zweimal wöchentlich erscheinenden reinen Lokalzeitung. Der Hinweis des Hausarztes, ich solle (mit 24) mal über eine Kur nachdenken, weitete meinen Blick ungemein.

Ich kündigte und wechselte im Januar 1979 zum WESER-KURIER nach Bremen. Mit dem Team entwickelten wir den WK inhaltlich und optisch weiter. Mit der Serie “Wo bleiben unsere Steuern?” (zusammen mit meinem Kollegen Heinz Holtgrefe) erhielten wir 1995 vom Bund der Steuerzahler den Preis “Die spitze Feder”. Ein “Fahrgastforum” zusammen mit der Bremer Straßenbahn AG half dabei, dass die “Bimmelbahn” sich  den Wünschen ihrer Kundschaft mehr zuwandte. In dieser Zeit gründeten wir auch – endlich – (zusammen mit der Sozialbehörde) die heute noch aktive “Weihnachtshilfe” des WK.

Geschichte am Rande:

Ach ja, “Besuch” vom Staatsanwalt hatte ich in der WK-Zeit auch. Nach einem Bericht und Kommentar am 8. Juni 1996 über einen “geheim” gestempelten Rechnungshof-Vorbericht über den – salopp formuliert – laxen Umgang mit Steuergeldern im Bildungsressort erstattete der Rechnungshofpräsident Anzeige gegen Unbekannt. Im Zuge der Ermittlungen durchsuchte die Staatsanwalt zunächst meinen Arbeitsplatz im Verlag und anschließend mein Zuhause. Gefunden haben sie nichts, ich hatte das Papier – einer Vorahnung folgend –  an einen sicheren Ort gebracht. “Mein” Verlag Bremer Tageszeitungen AG und Radio Bremen (der Sender hatte am 11. Juni 1996 ebenfalls berichtet und den Staatsanwalt “zu Besuch”) klagten bis zum Bundesverfassungsgericht. Mit Unterstützung des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV) trat ich als dritter Kläger auf. Und wir hatten Erfolg. Das oberste Gericht wies am 24. März 1998 sowohl die Durchsuchungs- als auch Beschlagnahmebeschlüsse an das Bremer Landgericht zurück. Wir hatten unter anderem deshalb Erfolg, weil uns die Staatsanwaltschaft (natürlich) nicht als “Täter”, sondern als “Zeugen” durchsucht hatte. Für Journalisten stellt diese Vorgehensweise eine große Gefahr dar. Denn: Welcher Informant könnte noch auf das Zeugnisverweigerungsrecht eines Journalisten vertrauen, wenn der Publizist in einem Ermittlungs-Verfahren dem Staat als sogenannter Zeuge seine vertraulichen Quellen offenbaren müsste.

Ende 1999 – ich war einer der WK-Ressortleiter im Lokalen – war es Zeit für einen Wechsel.

Der Eigentümer des Anzeigenblattes WESER REPORT, Klaus-Peter Schulenberg (später Gründer und CEO von „eventim“), trug mir die Chefredaktion an. Aus dem Blatt machten wir eine anerkannte Zeitung, die 2009 den Preis – in unseren Worten – beste Anzeigenzeitung Deutschlands errang (Platz eins bei der Auszeichnung “Durchblick”).
Wenn’s am schönsten ist, soll man aufhören. So schied ich Ende 2014 auf eigenen Wunsch aus, machte dann ehrenamtlich PR für gemeinnützige Initiativen. Und nun starte ich meinen Newsletter; will doch noch nicht still sein.

Mein Antrieb

2021: Es hält mich nicht mehr im heimischen „Ohrensessel“.  Zu viele Themen in Bremen bleiben – weshalb auch immer – am Wegesrand liegen und unkommentiert. Im Journalismus macht sich zunehmend eine bestimmte Strömung breit, die nicht mehr zu dem “alten” Ausbildungsgrundsatz „Höre stets beide Seiten“ passt. Die aktuelle (2021) rot-grün-rote Bremer Regierung tut oder lässt Dinge, die aus meiner Sicht anders eingeordnet und mehr kommentiert werden sollten/müssen. Daher rührt auch der Titel „Bremen so gesehen.“
Ich nehme mir freilich die Freiheit, nicht bloß Bremen im Blick zu haben. Dafür geschieht einfach zu viel in Deutschland (und zuweilen) auf der Welt, wo ich dann denke: Das kann doch nicht wahr sein…

Meine Schwäche

Mir geht leider die Leichtigkeit ab, die es manchmal erträglicher macht, über “Seltsames” großzügig hinwegsehen zu können.

Sehr geehrte Leserinnen und Leser, Ihre Kritik, aber mindestens ebenso gerne auch Ihre Anerkennung, mögen meinen Blick weiten und mich im besten Fall auch milder machen.

Ihr
Axel Schuller