Ratskellermeister Krötz – ein Glücksfall für Bremen

16.09.2022 Aus Von Axel Schuller

Karl-Josef Krötz

Achtung, jetzt kommt ein (bewusst) positives Stück im Blog „Bremen so gesehen“. Bremens Ratskellermeister Karl-Josef Krötz hat dem Bremer Ratskeller erfolgreiche 33 Jahre beschert. Nach dem üblicherweise extrem umsatzstarken Weihnachtsgeschäft wird er 65-jährig offiziell in Rente gehen. Sein Nachfolger Frederik Janus (ein Bremer mit eigenem Weingut in der Pfalz) kommt bereits im Oktober, so dass Krötz ihn noch in die Feinheiten des Kellers und des Geschäfts einführen kann.

Offen gestanden: Ich habe von Wein keine Ahnung, kann mich auf diesem Feld also bloß auf das Urteil von Kennern verlassen. Demnach war und ist Karl-Josef Krötz ein Glücksfall für Bremen. Der Weinbauingenieur genießt in der Fachwelt einen nahezu legendären Ruf.

Krötz, vom väterlichen Weingut in Neef an der Mosel geprägt, kam 1989 mit 32 Jahren als bis dato jüngster Kellermeister nach Bremen. Experten vom „Feinschmecker“ bis zur FAZ vertrauen auf sein Urteil. Krötz besitzt das seltene Talent, einerseits Weine treffsicher und exzellent zu testen. Andererseits versteht er es, Kunden für sich und letztlich damit für Weine des Bremer Traditionskellers einzunehmen.

Karl-Josef Krötz ist ein absolut verlässlicher Mensch. Er hat im Job nie auf die Uhr geguckt. Sein Gedächtnis muss man als fulminant beschreiben. Er kennt nicht bloß jeden Winkel seines „Reiches“ unter dem Rathaus. Nein, er kann zu jedem Wein eine Geschichte und zu vielen Tropfen (mindestens) eine Begebenheit erzählen. Krötz ist ein wandelndes Wein-Lexikon. Zum Thema Wein, speziell Weißwein, weiß der Mann einfach alles.

Apropos Weißwein. Um die1990er herum wuchs in der Hansestadt der Druck, der Ratskeller solle endlich auch Rotwein in die Bestände aufnehmen. Immerhin sei Bremen die Bordeaux-Importstadt. Dies wehrte er erfolgreich ab. Der Bremer Ratskeller habe sich über sechs Jahrhunderte den Ruf als das Mekka der deutschen Weine erworben. Dieses Profil dürfe man doch nicht ernsthaft selbst zerstören wollen – argumentierte er erfolgreich.

Zum Ratskeller gehören freilich auch auf den ersten Blick merkwürdig anmutende Ausflüge. Zum Beispiel die Handelspartnerschaft mit China. Ein Chinese hatte sich zunächst mächtig ins Zeug gelegt „und manchen Container Wein von uns“ dort verkauft. Doch plötzlich sei dessen Interesse an Bremen geschwunden. Das Kapitel China ist inzwischen längst wieder geschlossen.

Offenbar dauerhaft bestehen bleibt dagegen Krötz’ Beziehung zu seiner Frau. Sie hat ihn sein Kellermeisterleben lang auch im Job unterstützt. Freilich muss man auch sagen, dass Franz-Josef Krötz bei seiner Wahl auch sehr bodenständig war: Doris Krötz war seinerzeit Weinkönigin im Nachbarort Zell gewesen.

Zum Schluss noch eine – zumindest für Bremen – ungewöhnliche Beobachtung: Bislang hat noch niemand Karl-Josef Krötz ein Bier trinken sehen. Aus seiner Wein-Perspektive ist Bier übrigens „gefärbtes Wasser mit Schaum obendrauf

Liebe Leserinnen und Leser, na, fühlen Sie sich jetzt besser? Endlich mal ein positiver Schuller.

Wie gesagt: Schreiben Sie mir gerne Beispiele, von denen Sie meinen: Dazu könnte der „olle Nörgelkopp“ auch mal was sagen.

Herzlichst

Ihr Axel Schuller