Schlecht verwaltet und regiert, Teil 3: Bildung, Sascha Aulepp

18.10.2022 Aus Von Axel Schuller

Die jüngsten Ergebnisse des bundesweiten Bildungsvergleiches hauen mal wieder voll rein. „Lesen, zuhören, Mathe, Rechtschreibung“ – Bremen landet überall erneut auf dem letzten Platz. Sorry, nach diesem grotten-schlechten Ergebnis ändere ich meine Planung. Das Stück über das Finanzressort kann warten. Zunächst also Bildung. Das Schlimmste an diesem Ressort: Seit Jahrzehnten wird in Bremen an der Bildung herumgedoktert – und nix wird besser.

Ressort: Bildung und Kinder. Senatorin: Sascha Karolin Aulepp (52, SPD).

Wie mehrere ihrer Vorgänger m/w wirft sich die Ressortchefin in ihre Aufgabe. Erkennt Mängel, will die ändern – und merkt, wie schnell man in der Bildungsbehörde an seine Grenzen stößt. In dieser Behörde, seit dem 2. Weltkrieg Hort und Inbegriff von Sozi- und Gewerkschaftsmacht, beißt wohl jeder schnell auf Granit – politisch Verantwortliche benötigen einen guten Zahnarzt… Willi Lemke erinnert sich vermutlich noch schmerzhaft.

Wenn der Laden denn annehmbare Ergebnisse produzieren würde, könnte man milde meinen: geschenkt. Aber das krasse Gegenteil ist der Fall.

Bremen steht bundesweit für: Schlechteste Ergebnisse auf allen Feldern. Die jüngst veröffentlichten Testergebnisse für Grundschüler belegen, dass mehr als 40 Prozent der hiesigen Viertklässler bei der Rechtschreibung nicht einmal die Mindestanforderungen erreichen. 31 Prozent können am Ende der 4. Klasse nicht richtig lesen.

Zur Erinnerung: Hamburg belegte bei solchen Test früher ebenfalls Plätze kurz vor der bremischen „roten Laterne“. Hamburg hat umgesteuert, kümmert sich massiv vor dem ersten Schuljahr darum, dass ausländische Kinder gezielt Deutsch lernen. In Bremen fehlen sogar für selbstinitiativ (von den Eltern) zur Kita angemeldete Kinder 1.200 Plätze. Erst recht gibt es an der Weser kein verpflichtendes Vorschuljahr für nicht-deutsch-sprechende Kinder.

Bremen steht ferner für (prozentual) die meisten Schulabgänger ohne Abschluss. Für viel zu viele Schulabgänger, denen Lehrherren m/w/d fast alles beibringen müssen: Pünktlichkeit, Ordnung, Konzentration (nicht aufs Handy!), Interesse an der Ausbildung. Ja, und leider, auch so „Nebensächlichkeiten“ wie: rechnen, schreiben, und manchmal auch noch lesen.

Rot-Grün-Rot leugnet die Defizite bei Abgängern inzwischen zwar nicht mehr, hat sich jetzt aber etwas ganz Famoses als „Lösung“ ausgedacht: Die bundesweit erste (yeah, Bremen vorn!) Ausbildungsabgabe. Die soll alles besser machen.

Die Theorie: Alle Firmen zahlen eine prozentuale Abgabe von der Lohnsumme. Wer viel ausbildet, kriegt ne Prämie zurück. Wer’s nicht tut, kriegt nix. Der Überschuss soll genutzt werden, um Jugendliche fit für ne Ausbildung zu machen.

(Kein) Witz am Rande: Die Agentur für Arbeit bietet bereits sogar Nachhilfekurse für Lehrlinge an. So schlecht vorgebildet übergibt das Bremer Bildungssystem Jungen und Mädchen an Lehrherren.

Spontan möchte ich den Bildungs-Verantwortlichen am liebsten zurufen: Pfui, schämt euch, ihr Bildungs-Pfuscher!

Übrigens, wie wär’s mal, wenn normale Ziele eines Schulabschlusses (rechnen, schreiben, lesen) in der Schule gelehrt und erreicht würden?

Dafür wäre freilich ein völliges Umkrempeln der Bremer Bildung notwendig.

Und wer verhindert das nach Kräften? Der 363 Köpfe umfassende Apparat, Bildungsbehörde genannt. Inklusive der ideologischen Scheuklappen entscheidender Bildungs-Politiker.

Liebe Leserinnen und Leser, das Thema ist extrem komplex. Es benötigt ein eigenes Blog-Stück. Das werde ich demnächst liefern. Selbst auf die Gefahr hin, dass Sie bereits resigniert haben, Überdruss verspüren oder denken: Ach, lass doch gut sein, das kriegen die Loser von der Weser eh nicht gebacken.

Bildungssenatorin Sascha Aulepp hat zwei Kinder. Das war 2021 die Kernkompetenz der gelernten Richterin, um den Job von Claudia Bogedan zu übernehmen. Das ließ nichts Gutes ahnen. Sie arbeitete sich zwar wacker in die wirklich unübersichtliche Materie ein. Hat mehrere Doll-Themen erkannt und kämpft um deren Lösung. Ergebnis offen.

Die Akut-Themen:

Kindergärten: Bremen hat in den vergangenen Jahren mehr Bauhüllen erstellt als mit Fachpersonal betrieben werden können. Und warum? Weil erst keine und dann zu wenige Ausbildungs-/Studienplätze eingerichtet wurden. Endlich dürfen demnächst Tageseltern – gegen den Widerstand von Verdi – in Kitas mitarbeiten.

Vielen Schulen fehlen Lehrkräfte. Mal ehrlich: Was soll Pauker aus Sachsen, Bayern oder auch Hamburg nach Bremen locken? Der gute Ruf des Bildungsbetriebs?

Prust, Achtung: Lachkrampfgefahr.

Die „verlockenden“ Gehälter? Aulepp kämpft jetzt dafür, dass mehr Quereinsteiger in den Schulbetrieb aufgenommen werden. Um die ärgsten Lücken zu füllen.

Weiteres Thema. Das Bremer Bildungs-Unwesen verfügt über eine (vermeintlich) strahlende Monstranz, namens Inklusion. Bremen denkt leider: Pah, wir zeigen den anderen mal, wie’s geht. Also, dass man keine Sonderschulen (Förderzentren) für Behinderte (körperlich, seelisch, sozial) mehr benötigt. These: Spätestens mit der flächendeckenden Inklusion begann der endgültige Absturz des Bildungssystems.

An alle Leserinnen und Leser mit großem sozialen Herzen: Bitte nicht sofort hyperventilieren!

Ja, die Inklusion körperlich und seelisch behinderter Kinder ist ein sehr erstrebenswertes Ziel. Ja, wenn man über genügend Lehrkräfte, Sozialpädagogen, Betreuer verfügt. Das ist in Bremen aber nicht der Fall. Und da liegt der berühmte Hase im Pfeffer.

Den Oberbrüller hat die RGR-Koalition Mitte des Jahres beschlossen: Nun soll noch die letzte Förderschule für sozial extrem auffällige Kinder aufgelöst werden. Sprich: Die schlimmsten Störer werden in den regulären Schulbetrieb integriert. Im Extrem-Fall werden einzelne den kompletten Betrieb aufmischen und lahmlegen.

Ich ahne bereits: Dann geht’s mit den Ergebnissen bei künftigen Schul-Test steil bergauf…

Liebe Leserinnen und Leser, so wenig zum Ressort für Bildung und Kinder.

Noch ein Satz zum aktuellen, desaströsen Bildungstest: Politiker der Regierungskoalition erklärten am Montag ernsthaft, dass immerhin kein weiterer Absturz von Bremer Kindern im Bundesvergleich festgestellt worden sei.

Na ja, wer am Boden liegt, kann ja auch nicht mehr tiefer fallen…

Munter bleiben!

Herzlichst

Ihr Axel Schuller