Unglaublich: Linke wollen Verbraucherzentrale vorschreiben, wem Interviews gegeben werden dürfen

04.12.2022 Aus Von Axel Schuller

Bremen ist tatsächlich eine besondere Stadt. Hier tobt sich zuweilen ein Milieu aus, das in seiner Art schon sehr speziell ist. Hier brennen Polizeiautos und Makler-Fahrzeuge, werden Brandanschläge auf das Raumfahrtunternehmen OHB verübt, Büros von Immobilien-Händlern werden mit Farben attackiert – und das Leben geht einfach wie immer weiter. Vermutete Täter: ein paar linke Spinner. Aber wehe, die Chefin der Verbraucherzentrale, Annabel Oelmann, erklärt zwar richtige Sachverhalte in einem aus Sicht von Linken „falschen“ Medium. O weh, dann werden Kübel voll des Entsetzens, des Abscheus und der Verurteilung ausgekippt.

Zuerst dachte ich, mich tritt ein Pferd. Aber nee, Weser-Kurier und Radio Bremen berichteten, dass namhafte Vertreter m/w von Linken, SPD und DGB sich über Dr. Annabel Oelmann wegen eines Interviews aufregten. Nicht darüber, was sie gesagt hatte (darüber wurde in den beiden Bremer Medien auch nur sehr rudimentär berichtet), sondern wem sie das gesagt hatte.

Hammer, einige Bremer Kämpfer m/w „gegen Rechts“ erregen sich in nahezu schrillen Tönen darüber, dass Annabel Oelmann einem gewissen Julian Reichelt Auskunft gegeben hatte. Jenem Julian Reichelt, der bei Springer als BILD-Chefredakteur rausgeflogen war. Begründung laut SPIEGEL. Reichelt habe sich insbesondere Mitarbeiterinnen gegenüber „unangemessen verhalten“.

Sie, liebe Leserschaft, und ich können das nicht abschließend klären. Ist jetzt – aus meiner Sicht – auch nicht entscheidend. Der aktuelle Vorwurf gegen Oelmann geht in eine völlig andere Richtung. Sie habe Reichelt für dessen neues YouTube-Format „Achtung, Reichelt“ ein Interview gegeben. Reichelt, so Kritik von DGB, SPD und Linken, sei ein „Rechtspopulist“. Mit solchen Leuten hätte die VZ-Chefin nicht offiziell zu reden.

Donnerwetter, jetzt will eine Minderheit der Mehrheit nicht nur vorschreiben, wie sie zu gendern und zu formulieren hat, jetzt wollen einige Herrschaften schon vorschreiben: Wer mit wem zu reden hat.

Nun ist es in Bremen endgültig Zeit für einen dreifachen Tusch: auf die Demokratie, auf die Meinungsfreiheit, auf die Pressefreiheit.

Ich bin allmählich fassungslos, welche Denke in einigen Kreisen dieser links-rot-bestimmten Stadt vorherrscht.

Ich versuche mal, einige Äußerungen aus diesem Milieu zusammenzufassen:

Verbraucherschutz-Senatorin Claudia Bernhard (Linke), deren Ressort einen hohen sechsstelligen Betrag für den Betrieb der Zentrale zur Verfügung stellt, schrieb an den VZ-Verwaltungsrat: „…der Auftritt (Oelmanns in der Sendung) ist mir unverständlich. Julian Reichelt steht immer wieder in der Kritik, ihm wird sexistisches Verhalten und eine rechtsoffene Haltung vorgeworfen.“

Stephanie Dehne, mittlerweile Ex-Verwaltungsratsvorsitzende der Verbraucherzentrale, SPD-Bürgerschaftskandidatin, „Leiterin“ ausgerechnet des Büros der Senatorin für Justiz und Verfassung. Gerade dort sollten ja das Grundgesetz und das Presserecht geläufig sein. Sie ist zwar der Meinung, inhaltlich sei an dem Interview absolut nix auszusetzen, aber: „Ich übe ganz deutlich daran Kritik, dass man zu einem Akteur geht, der rechtspopulistisch ist.

Nachdem Dehne im Verwaltungsrat keineVerurteilung“ des Oelmann-Interviews durch das Aufsichtsgremium hatte durchsetzen können, trat sie zurück.

Aus meiner Sicht ist diese Konsequenz aktuell der einzige Pluspunkt für die 39-Jährige.

Am schärfsten agiert Bremens DGB-Chef Dr. Ernesto Harder: „Gerade in diesen Krisenzeiten braucht es eine scharfe Trennung und Brandmauer zu Rechtspopulisten.“

Jetzt könnte man meinen, die VZ-Vorständin Annabel Oelmann habe sich von einem rechtsradikalen Bombenleger vor dessen Karren spannen lassen. Nein, die Frau hat in der ihr eigenen Art – im Frage- / Antwortstil – dem Journalisten Reichelt in einem Live-Gespräch berichtet:

Darüber,

– dass Menschen aus nackter Angst vor den Folgen der Energiepreis-Explosion,

– aus nackter Angst vor den Auswirkungen der Inflation auf ihr Leben,

– aus nackter Angst vor vor dem Verlust ihres Häuschens (wegen rasant steigender Bauzinsen) in der VZ um Rat fragen.

Und,

– dass einige sogar Suizidgedanken geäußert hätten. Oelmann hat einer möglichen Skandalisierung dieser Aussage umgehend vorgebeugt und hinzugefügt, dass die VZ-Berater und sie natürlich nicht einschätzen könnten, ob diese Menschen tatsächlich an Selbsttötung dächten.

Bevor, Sie liebe Leserinnen und Leser jetzt denken, man Typ, du kannst ja viel erzählen, hier der Link zu dem Interview zwischen Reichelt und Oelmann.

Link zum youtube Video.

So, verstehen Sie den „Skandal“ jetzt besser? Man muss diese Sendeform nicht mögen, aber sie ist nicht illegitim, geschweige denn illegal. 

Ich sehe eher einen waschechten Skandal in der verqueren Sichtweise einiger Polit-Akteure in diesem Land (siehe oben). Bei DGB-Chef Harder mag eine Rolle spielen, dass er offenbar einen Rochus auf Oelmann hat, weil die sich mit einem Mitarbeiter wegen dessen Verhaltens angelegt hat. Jedoch überrascht Harders Heftigkeit der Attacke. Gerade so, als sei er persönlich betroffen.

Unter dem Strich:

Oelmann hat ein Interview gegeben. Laut Pressegesetz muss sie zwar nicht vor einer Kamera auftreten, aber Auskunft geben muss sie schon. Egal, ob ihr bzw. anderen der Fragende passt, oder auch nicht.

Kontrahenten der Frau wollen die Einschätzung, dass es sich beim Frager um einen „rechtspopulistischen Journalisten“ handelt zum Anlass nehmen, Oelmann am Zeug zu flicken.

Herrje, jetzt wissen wir, welche Themen einigen Polit-Vertretern m/w wichtig sind.

Und wie ist das mit Ihnen, liebe Leserinnen und Leser? Was ist Ihnen wichtig? Davon galoppierende Preise, Energie-Unsicherheit, Angst vor vorm Arbeitsplatzverlust, Ihre Sicherheit, Dreck in der Stadt, Beeinträchtigungen durch aggressiv auftretende Drogensüchtige, Folgen des Klimawandels, der Frieden in Europa, oder was?

Oder vielleicht doch, wem eine Vertreterin der Bremer Verbraucherzentrale Interviews gibt?

Wie gut, dass Obelix nicht in unserer Stadt „lebt“: „Die spinnen, die Bremer“, würde er sonst womöglich äußern. Denkbar wär’s.

Munter bleiben!

Herzlichst

Ihr Axel Schuller

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