Ach, Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte…/ Heute mit konstruktivem Vorschlag!!!
Was ist bloß mit Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte (SPD) los? Der Mann ist promovierter Jurist, kommt cool und sachlich rüber. Soll sogar den einen oder anderen Konservativen in der Stadt „ansprechen“. Und dann hat er plötzlich einen (Polit)-„Dickschädel“, wie man ihn diesem sonst abwägenden Mann eigentlich nicht zutraut. Beim Thema Ausbildung sieht er SPD-rot und verrennt sich regelrecht – also aus meiner Sicht.
Liebe Leserschaft, ich habe Ihnen heute ja bereits mit dem umfassenden Stück über die Verbraucherzentrale inkl. Link zur VZ-Seite reichlich Lesestoff geschenkt. Jedoch, die SPD hat am Sonnabend ihr Wahlprogramm beschlossen. Und da möchte ich Sie – mangels Sonntagsausgabe der Tageszeitung – nicht orientierungslos durch den Tag irren lassen… 🙂
Im Ernst: Ja, die Überschrift „Ach, Dr. Andreas Bovenschulte…“ entspringt einer gewissen Enttäuschung, dass dieser Regent des kleinsten Bundeslandes in der Gefahr steht, den Pfad der Logik zu verlassen. Konkret auf dem Feld des „Ausbildungsunterstützungsfonds“ seiner rot-grün-roten Regierung.
Die Fakten: Der Senat hat den Gesetzentwurf über die Abgabe beschlossen. Alle Betriebe sollen einzahlen, wer ausbildet kriegt bis zu 2.500 Euro pro Lehrling. Dumm nur, dass die versammelte Bremer Wirtschaft das neue Ding ablehnt: Handelskammer, Handwerkskammer, Arbeitgeberverbände, Innungen usw.
In seinen „Bürgermeister-News“ (ist das eigentlich noch Information oder doch schon Wahlkampf?) beschwört der Bürgermeister, dass man gemeinsam mit der Wirtschaft den Facharbeitermangel angehen wolle. Eben mit dem Fonds.
Auf dem SPD-Landesparteitag vom Samstag pries er dann das Wahlprogramm sinngemäß mit den Worten: Die SPD erfülle mit dem Papier den Anspruch, die Interessen aller Bremer im Blick zu haben. Gehört die Wirtschaft nicht mehr dazu?
Ausdrücklich – so butenunbinnen vom Samstag – verteidigte er die Ausbildungsabgabe. Jedoch, parteitagsmäßig, mit einem etwas anderen Zungenschlag. Jetzt ging es dem Ober-Sozi um die Gerechtigkeit. „Es ist doch ein Skandal, dass überhaupt nur noch jedes fünfte Unternehmen ausbildet.“
Gut gebrüllt, Löwe Bovenschulte. Was in all diesen Betrachtungen leider nie vorkommt: Bremer Unternehmen aller Art stellen bereits mehr Lehrstellen zur Verfügung als sie besetzen können. Grund: Die Bremer Schulen „produzieren“ zu wenig ausbildungsfähige junge Menschen. Das ist doch nicht die Schuld der bösen Unternehmer! Eher die der Schulen, in Wahrheit – so befürchte ich – hauptsächlich die der „Elternhäuser“.
Sozialdemokraten, linke und einige Grüne glauben: Verlangt man eine Abgabe und gibt pro Lehrling bis zu 2.500 Euro zurück (by the way: Ein Lehrling kostet einen Betrieb im Schnitt 35.000 Euro), dann regnete es reichlich Ausbildungsplätze vom Himmel der Gerechten.
Die Planer wollen etwa 7 der bis zu 40 Fonds-Millionen für Maßnahmen ausgeben, mit denen Lehrlinge während der Ausbildung auf mannigfache Art unterstützt werden sollen.
Vorschlag zur Güte: Wenn die Koalition so sehr von den segensreichen Wirkungen ihres Fonds überzeugt ist, dann könnte sie doch den Millionen-Topf – sagen wir versuchsweise für drei Jahre – aus dem Landeshaushalt füllen. Bei einem Schuldenberg, der sich Richtung 25 Milliarden bewegt, macht das den Kohl auch nicht mehr fett.
Außerdem: Geld ließe sich umgehend durch Verzicht auf sonderbare Verkehrsversuche einsparen. Oder: Würde Bremen Flüchtlinge schneller auf andere Bundesländer verteilen, könnten flugs zweistellige Millionenbeträge eingespart werden.
Sollte sich in drei Jahren herausstellen, dass die Jugendlichen durch die „Maßnahmen“ nachweislich auf eine Ausbildung vorbereitet oder nachgeschult würden, würde die Wirtschaft vermutlich überzeugt in ein lautes, Weser-aufwühlendes Halleluja ausbrechen – und die Abgabe fortan frohen Herzens entrichten.
Wenn das Land Bremen den Fonds eine zeitlang allein bestücken würde, und die Zahl der befähigten Auszubildenden (und damit der Lehrstellen) tatsächlich rasant steigen würde… Dann hätte die bremische Wirtschaft (übrigens auch die Gesellschaft insgesamt) einen existenziellen Standort-Vorteil: Jungen und Mädchen, die – besser vorbereitet – zu dringend benötigten Facharbeitern ausgebildet werden könnten.
Na, wie wär’s, Herr Bovenschulte?
Sollte der Bürgermeister jedoch unbedingt seinen Polit-„Dickkopf“ behalten wollen, dann – ja dann – könnte doch endlich mal die Opposition mit einem überzeugenden Vorschlag punkten…
Munter bleiben!
Herzlichst
Ihr Axel Schuller
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