Welche ausländischen Eltern verstehen „gegenderten“ Brief eines Lehrers?

02.08.2024 5 Von ED-as_Blog-17

Um Himmels willen, was ist bloß in der Bildungsbehörde los? Bei Bildungsvergleichen immer auf dem letzten Platz. Haushaltssperre, nicht einmal einen Euro für Software-Lizenzen eingeplant. Und jetzt auch noch Missachtung der von der Kultusministerkonferenz beschlossenen Vorgaben zum Gendern?

Einerseits weist die Bildungsbehörde von Sascha Aulepp (SPD) stets nahezu mitleidheischend darauf hin, dass der Anteil von Schülern mit migrantischem Hintergrund in einigen Schulen bei über 80 Prozent liege, andererseits werden aber alle Schüler und Schülerinnen sowie deren Eltern permanent mit einer Schreibweise drangsaliert, die mit der deutschen Sprache nur entfernt etwas zu tun hat: Es wird auf Teufel komm raus gegendert. Doppelpunkt inmitten von Wörtern (:), Sternchen (*) oder großes Binnen I (I) – alles ist im Angebot.

Break: Mit diesem „Neudeutsch“ kommt vermutlich kein Übersetzungs-Programm zurecht.

Die Bildungsbehörde setzt bewusst auf „gendersensible“ und „diversitätsbewusste“ Schreib- und Sprechweisen. Den Gender-Doppelpunkt hält man für die eleganteste, auch sprachlich geeignete Form der genderneutralen Schreibweise. Dabei empfehlen der Rat für Rechtschreibung und die KMK das Gegenteil.

Die Kultusministerkonferenz (KMK) hatte Ende April dieses Jahres die neuen Sprach-Leitlinien des Rates einstimmig (mit Bremer Stimme!) gebilligt – OHNE Gender-Einführung. Auf Anfrage teilte die Bremer Behörde nun mit, sie bleibe bei ihren Schreibweisen und „Empfehlungen“ an die „Lehrenden“ und „Mitarbeitenden“ „gendersensibel“ zu sprechen und zu schreiben. Einziger Lichtblick: Schüler und Schülerinnen dürfen bei der Notengebung nicht benachteiligt werden, wenn sie nicht gendern.

Bayern, Sachsen-Anhalt und Hessen wollen einen anderen Weg einschlagen: Sie drohen Lehrkräften und Verwaltungspersonal Sanktionen für den Fall an, falls sie Doppelpunkt, Sternchen usw. mitten in Wörtern schreiben oder sprechen.

Liebe Leserschaft, ich komme heute auf meinen alten Schnack „Lesermund tut Wahres kund“ zurück.

Seitdem der Weser-Kurier über das Thema „gendern“ berichtet hat, hagelt es Leserbriefe dazu.

Ein paar Beispiele:

„Bei dem derzeitigen Bildungsniveau in Bremen wäre es angebracht, erst mal daran zu arbeiten, anstatt sich mit Gendern zu beschäftigen. Ich frage mich sowieso, warum in einer Demokratie, in der die Mehrheit das Gendern ablehnt, einer Minderheit nachgegeben wird und unsere Sprache ins Unnatürliche abgewandelt wird.“

Oder:

Die Kultusministerkonferenz (KMK) hat eine „Anpassung des Amtlichen Regelwerks für deutsche Rechtschreibung“ beschlossen. Darin bezieht sie sich auch auf die Beschlüsse des Rates für deutsche Rechtschreibung zur „geschlechtergerechten Schreibung“ vom 14. Juli 2023. Der Rat hat darin die Verwendung von Sonderzeichen – etwa von Wortbinnenzeichen wie Gender-Stern, Gendergap (Unterstrich) und Doppelpunkt – abgelehnt.

(…) Wenn sich also die Kultusministerkonferenz darauf bezieht, ist das auch im Bundesland Bremen umzusetzen. (…) Aber das Land Bremen setzt sich darüber hinweg. Das ist politische Willkür und gleichzeitig ein Unterlaufen oder Aushöhlen der demokratischen Instanzen!

Oder:

„Ich bin eine Mitarbeiterin des öffentlichen Dienstes. Das heißt, die Handreichung, die der Senat zur Verwendung der gendersensiblen Sprache empfiehlt, ist mir hinreichend bekannt. Sie stößt bei mir und auch bei vielen anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf absolutes Unverständnis. (…) Jetzt haben die Kultusministerkonferenz und der Deutsche Rechtschreibrat entschieden. Kann man das nicht einfach mal hinnehmen? Zudem will die Mehrheit es nicht. Einfach mal eine Volksbefragung oder bei den Behördenmitarbeiterinnen und -mitarbeitern starten und die Diskussion wäre sofort beendet. Aber das Ergebnis möchte wohl in Bremen keiner hören.“

Soweit Meinungen von Zeitungs-Leserinnen und -Lesern.

Interessiert dies Behördenmenschen und Politiker? Offenbar nicht. Die gendern weiter, machen Kunst-Pausen beim Sprechen (bei : und *).

Übrigens: Laut regelmäßigen Umfragen lehnen etwa Zweidrittel der Bevölkerung gendern ab.

Vor diesem Hintergrund ist das Verhalten von Politik und Verwaltung nicht nur unglaublich, sondern es gefährdet den Glauben an die Demokratie. Denn die Mehrheit fühlt sich veräppelt, nicht ernstgenommen.

Bange Frage zum Schluss. Wie hätte eigentlich Joachim Ringelnatz sein Gedicht von der Briefmarke wohl aus Sicht der Bremer Bildungsbehörde verfassen sollen? Politisch korrekt, geändert oder besser gar nicht?

ZITAT Ringelnatz:

„Ein männlicher Briefmark erlebte
Was Schönes, bevor er klebte.
Er war von einer Prinzessin beleckt.
Da war die Liebe in ihm erweckt.

Er wollte sie wiederküssen,
Da hat er verreisen müssen.
So liebte er sie vergebens.
Das ist die Tragik des Lebens!“

Munter bleiben!

Herzlichst

Ihr Axel Schuller

P.S.: Heute gibt’s zusätzlich die Dokumentation eines Bürgerschaftsantrages auf Einsetzung einer Enquetekommission zur Bremer Bildung, inklusive glasklarer Analyse. Tipp: Sehr lesenswert.