Wohnungsunternehmen empört: Jetzt auch noch Buch-ähnliche Bäume schützen

21.02.2025 8 Von Axel Schuller

Achtung, volle Breitseite gegen den Bremer Senat: Die Bauwirtschaft ist angesichts der verschärften „Baumschutzsatzung“ auf der Zinne. Peter Sakuth, Baumanager, Ex-Innensenator (1988-1991), Chef der SPD-Mandatskommission (bis 2023) und damit so etwas wie „Abgeordneten-Macher“ der Bremer SPD, schlägt verbal auf die Landesregierung ein: „Was sollen die erneuten bürokratischen Hürden? Anstatt die Genehmigungsverfahren, wie in anderen Bundesländern, so einfach wie möglich zu machen, wird das Bauen in Bremen immer komplizierter – und damit auch langwieriger und teurer.“

Sakuth ist Sprecher der in Bremen wichtigen Vereinigung von Bauträgern und Wohnungsunternehmen, die in der ARGE Freier Wohnbau zusammengeschlossen sind. Die ARGE hat sich jüngst zusammen mit dem „Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Niedersachsen Bremen (vdw)“ die geplante Baumschutzsatzung vom federführenden Bremer Umweltressort erläutern lassen. Der Grüne Staatsrat Jan Fries sorgte dabei für helle Empörung.

Fries trug die Absicht seiner Senatorin Kathrin Moosdorf (Grüne) vor, künftig alle Bäume ab einem Umfang von 80 Zentimetern unter Schutz zu stellen. Bislang galt ein Schutz für Laub- und Nadelbäume ab Umfängen von 120 beziehungsweise 300 Zentimetern.

Die Öko-Logik geht noch weiter: Geschützte Bäume dürfen nur noch nach Erteilung von Ausnahmegenehmigungen gefällt werden.

Der Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Niedersachsen Bremen (vdw) und die ARGE Freier Wohnbau schlugen umgehend Alarm.

Sie befürchten, „dass die Verschärfung der Regeln den dringend notwendigen Bau von bezahlbarem Wohnraum zusätzlich erschweren wird“.

ARGE-Sprecher Peter Sakuth wurde in einer Presseerklärung (die unsere wunderbare Heimatzeitung offenbar mal wieder übersehen hat) überdeutlich:

„Wir lehnen den Entwurf zur neuen Baumschutzsatzung in Bremen ab. Die neue Regelung würde alle Bäume schützen, die einen Umfang von 80 Zentimetern haben – das sind Bäume mit einem Stammdurchmesser von rund 25,5 Zentimeter; also vergleichbar mit einem herkömmlichen Buch. Damit dürfte – von Neuanpflanzungen abgesehen – der allergrößte Teil der Bestandsbäume unter den Schutz fallen.“

Sakuth weiter: „Wir werben seit langem dafür, die Regeln für den Wohnungsbau auf ein erträgliches Maß abzusenken. Unsere Forderung lautet: Einfacher, schneller und damit kostengünstiger zu bauen.“

Bremen habe dazu mit der neuen Bauordnung auch schon einen Teil geleistet. Die neue Baumschutzsatzung jedoch läuft diesen Bestrebungen total zuwider.“

Sakuth und seine Mitstreiter sind überzeugt: „Die Anträge für Ausnahmegenehmigungen zum Fällen von Bäumen werden sich in den Ämtern stapeln. Genehmigungsprozesse verzögern sich, die Baukosten steigen – und am Ende müssen es die Mieter bezahlen.“

Die vdw-Verbandsdirektorin Dr. Susanne Schmitt ergänzte in milderem Ton: „Selbstverständlich respektieren und fördern die sozial orientierten Wohnungsunternehmen Umwelt- und Naturschutz. Wohnungsnahe Erholungszonen kann es nur in gepflegten Außenräumen geben – und zu denen gehören natürlich auch Bäume, Hecken und Sträucher. Der Wunsch der Menschen nach mehr preisgünstigem Wohnraum kann mit den Umwelt- und Klimazielen sehr gut in Einklang gebracht werden. Dafür gibt es in Bremen etliche gute Beispiele.“ Die geplante Verschärfung der Baumschutzsatzung erschwere jedoch den Neubau von Wohnungen.

Peter Sakuth wies das Ansinnen von Umweltsenatorin Moosdorf barsch zurück: „Die Wohnungswirtschaft zählt in Bremen in den vergangenen Wochen mittlerweile die dritte Verschlechterung: Denn neben der Baumschutzsatzung machen die Verschärfung der Sozialwohnungsquote und die Erhöhung der Grunderwerbsteuer Investitionen in den Wohnungsbau zunehmend unattraktiv.“

Zum Schluss eine Meldung aus Jubelpersistan, wo sich Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte zurzeit bekanntlich gerne aufhält. Er feierte in Sozialen Netzwerken jüngst, dass in Bremen die „Zahl der Baugenehmigungen um 36,5 Prozent gestiegen ist“. Dummerweise sagt die Zahl der Genehmigungen – die gerne auch vor Vorrat genommen werden – nichts über die Menge tatsächlich  begonnener Wohnungen aus. Insofern erntete Bovenschulte unter Experten den Experten von ARGE und vdw bloß ein müdes Lächeln.

By the way: Sollte die verschärfte Baumschutzsatzung tatsächlich Realität werden, biete ich eine Wette an: Dann wird Frau Moosdorfs Behörde garantiert die Schaffung neuer Stellen verlangen. Wer hält dagegen?

Munter bleiben!

Herzlichst

Ihr Axel Schuller

P.S.: Zur besseren Einordnung der beiden Vereinigungen: Der „Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Niedersachsen Bremen (vdw)“ vertritt die Interessen von 178 Wohnungsunternehmen. In ihren rund 400.000 Wohnungen leben nach eigenen Angaben fast eine Million Menschen. In Niedersachsen gehört jede fünfte Mietwohnung zum Bestand der vdw-Mitgliedsunternehmen, im Land Bremen liegt der Anteil sogar bei mehr als 40 Prozent. Die vdw-Mitgliedsunternehmen sind somit die wichtigsten Anbieter von Mietwohnungen in den beiden Ländern.