Zur Mobilmachung: An was sollte Putin in unserem Land interessiert sein?
Haben Sie es bemerkt: Die geistige Mobilmachung läuft. Nachdem der wendige Herr Merz Wolkenkratzer-hohen Schulden seinen Segen erteilt hat, will Europa in nur fünf Jahren kriegstüchtig werden. Die (keineswegs erfolgreiche) Ex-Verteidigungsministerin und heute EU-Chefin Ursula von der Leyen ist gewillt, 800 Milliarden für die Militarisierung „bereitzustellen“. Ihr eigenes Geld, oder doch das der Steuerzahler? Bis 2030? Ja, dann kommen laut EU die Russen. Rekrutieren die Amtskirchen eigentlich schon Zusatzpersonal, um das massenhaft neue Kriegsgeräte zu segnen?
Auf die Gefahr hin als Putin-Fan diffamiert zu werden: Sind wir eigentlich gerade im Begriff, kollektiv verrückt zu spielen? Gefördert von gedanklich wildgewordenen Politikern der CDU, SPD, FDP und der ehemals ach so friedliebenden Grünen („Keine Waffen in Spannungsgebiete“). Unterstützt von zahnlosen Medien-Mainstream-Massen. Möglicherweise hinters Licht geführt von Geheimdiensten, die (angeblich) den russischen Überfall auf EU-Europa für 2030 vorhersagen.
Sind das so Leute wie jene, die den Angriff der USA auf den Irak mit „gesicherten Erkenntnissen“ auf (nie gefundene) Atomwaffen in Saddams Händen rechtfertigt haben?
Damit ich mit meinen Maßstäben von Wahrheit und Moral nicht durcheinander komme: War das eigentlich auch ein „Anfgriffskrieg“ wie der von Russland auf die Ukraine, oder war das ein guter Krieg, weil von den USA angezettelt?
Ziel aller gedanklichen Kriegsvorbereiter ist die Ansicht: Wir müssen Putin-Russland schlagen. Ehrlich jetzt? Wir europäischen Fuß-Föhner machen die Atom-Macht Russland nieder…
Während sich die bayrische CSU-Gesundheitsministerin Judith Gerlach ernsthaft akut sorgt, die deutschen Kliniken seien auf den „Kriegsfall“ nicht vorbereitet, mal eben ne Frage in die Runde: Wer von Ihnen hat tatsächlich Angst vor dem Einmarsch der Russen in Deutschland? Bitte Finger hoch.
In Zeiten des Kalten Krieges (vor der deutschen Wiedervereinigung) sagte man: „Einen Krieg wird angesichts der Über-Bewaffnung niemand überleben.“ Und heute wollen Politiker Krankenhäuser auf den „möglichen Kriegsfall“ vorbereiten? Da fällt mir das Bild von den Tassen im Schrank ein.
Ja, ich habe Angst. Nicht vor Putin. Was sollte der von uns haben wollen? Von einem Land (fast) ohne Rohstoffe. Einem Land der millionenfachen Ich-AGs. Einem Land, aus dem mittlerweile denkende Menschen voller Verzweiflung wegziehen. Einem Land, dessen Industrie teilweise aufgrund der streng-ökologischen und „wertebasierten“ Wirtschafts- sowie der feministischen Außenpolitik im dritten Jahr rezessiv ist.
Nein, Angst habe ich davor, dass in dieser völlig übergedrehten Welt irgendein Herrscher aus Furcht vor der Vernichtung seines Landes aufgrund einer falschen Computer-Meldung oder der eigenen Wirrnis im Kopf auf den falschen Knopf drückt. Davor muss man (aus meiner Sicht) viel mehr Angst haben.
Noch ein paar Worte zur EU der Ursula von der Leyen. Gibt es in dieser Welt der kriegs-besorgten Politiker eigentlich eine geopolitische Zielsetzung? Bislang war die USA das große Vorbild. Der Beschützer. Der Haupthandelspartner. Das Gute schlechthin. China diente dazu, viel Geld zu verdienen. Russland versorgte uns mit vielen notwendigen Rohstoffen. Geografisch am nächsten war und ist uns Russland. Annalena Baerbock hat sich in China wie ein Elefant im Porzellanladen aufgeführt. Die deutsche Wirtschaft braucht das Land aber weiterhin, sonst wird die Brotauflage bei uns ganz dünn. Die USA entpuppen sich als Rugby-Haudegen. Russland liegt weiter am nächsten, ist mit China mehr denn je verbandelt. Und mit Indien. Schlechte Aussicht für uns.
Nach dem Verfall der UdSSR und der Wiedervereinigung Deutschlands fühlten wir uns so sicher, dass auch CDU-Politiker auf Abschaffung der Wehrpflicht drängten. Unsere Verteidigungsbemühungen wurden immer weiter reduziert.
Die Nato nahm in den Verteidigungsverbund auf, wer auch nur einmal anklopfte. Die EU wollte nicht hinten anstehen.
Allein die Versprechen westlicher Politiker, die Ukraine in die EU, später vielleicht auch in die Nato aufzunehmen, habe ich nicht verstanden. Dass Selenskyj das will, kann ich im höchsten Maße nachvollziehen.
Würde gerne mal hören, was das EU-Nehmerland Polen zu einem EU-Beitritt der Ukraine wirklich denkt. Polen würde auf einen Schlag EU-Geberland.
Wir leben in einer völlig veränderten Welt. Die USA sind zu einer Ich-Nation mutiert. Außerdem, worüber viel zu wenig berichtet wird: Die Verschuldung der USA hat ein Maß erreicht, dass Trump den Ukraine-Krieg schon aus finanziellen Gründen beenden muss. Sein Notenbankchef ist zum Glück störrisch.
Und das geostrategische Ziel der EU? Keiner kennt es! Wo wollen wir in der Welt stehen? Allein? An wissen Seite? Mit wem gegen wen? Nichts genaues weiß man nicht.
Was ich mir wünsche: Dass wieder mehr nüchtern denkende und abwägende Menschen an den Steuerrädern der Welt stehen. Dass wir Deutschen via Volksabstimmungen endlich mehr an der aktuellen Politik beteiligt werden.
Dass – beispielsweise – die Bewohner der von Russland besetzten Gebiete (Krim und Donbas) in der Ukraine in Volksabstimmungen befragt werden, zu welchem Staat sie gehören wollen. Von mir aus soll die Schweiz das managen. Die können das.
Aber: Leute hört auf, dauernd über Krieg zu reden, zu schreiben,. Versucht andere Positionen nachzuvollziehen (Immerhin ist die Nato ist Russland viel zu nahe auf die Pelle gerückt und hat nach den Verlust- auch Bedrohungsängste ausgelöst). Hört auf dem dem blöden Schubladen-Denken.
Warum ist es jahrzehntelang gelungen, ein Gleichgewicht des Schreckens aufrecht zu erhalten UND miteinander enge Kontakte zu pflegen? Woran scheitert es, dass Staatenlenker und -lenkerinnen derzeit nicht miteinander sondern fast nur übereinander sprechen. Mit Schrecken erinnere ich mich an den Aufschrei der Heuchler, als Olaf Scholz mit Putin auch nur telefonierte.
Lassen wir uns bitte nicht kirre machen von dem zunehmend lauter werden Kriegsgeschrei!
So, liebe Leserschaft, das musste jetzt raus aus mir. Diese Zeilen hatten heute ausnahmsweise nichts mit Bremen zu tun – na ja, indirekt schon, weil unsere Stadt in Wahrheit mit Firmen gepflastert ist, die Unmengen an Aufträgen des Militärs verdient.
Ich gelobe: Der nächste Blog wird wieder sehr bremisch.
Munter bleiben!
Herzlichst
Ihr Axel Schuller
P.S.: Was Sie sich denken können: Die Entsendung der spaltenden, undiplomatischen Frau Baerbock zur UNO ist für mich eine der letzten großen Missetaten dieser zu recht gescheiterten Ampel-Koalition. Wobei man ja nicht einmal sicher sein könnte, dass der wendige Herr Merz diesem Unsinn nicht auch noch zugestimmt hätte.
Danke Herr Schuller, dass Sie dem Kriegsgeschrei etwas entgegensetzen. Je lauter das Geschrei, um so hanebüchener die Begründungen. Da hat Russland von 2023 auf 2024 die Rüstungsausgaben um 42% erhöht. Oh Wunder, die führen doch tatsächlich Krieg in der Ukraine und das kostet. Daraus abzuleiten, als nächstes stünden NATO-Länder auf dem Speisezettel entbehrt jeder logischen Grundlage. Die gestiegenen Rüstungsausgaben erklären sich mit der teuren Kriegsführung in der Ukraine. Da führt Russland Manöver in Belarus durch. Den Schwung wollen sie mitnehmen, um gleich in die baltischen Staaten durchzumarschieren. Russische Manöver in Belarus mit Belarus gab es in den vergangenen jähren zwar auch, aber egal. Dieses Jahr ist es soweit. Deutschland hat seine Militärausgaben von 2023 auf 2024 um 23% erhöht, führt aber aktuell keinen Krieg. Was sollen sich die Russen denn dabei denken? Rausgerissene Unterseekabel dienen als Großbeweise für die russischen Angriffsabsichten, ebenso wie der eine oder andere Hackerangriff. In die Luft gejagte Pipelines sind hingegen die reinsten Friedensbotschaften. Es ist zum Verzweifeln, mit welch fadenscheinigen und halbseidenen Begründungen Russland sowohl Absicht als auch Fähigkeit unterstellt wird, gegen die NATO Krieg zu führen.
Das kriegstreiberische Gerede ist haarsträubend. Prüft hier eigentlich noch irgendein Politiker die Logik dessen, was gerade herbei geredet wird? Oder, so kommt es einem vor, versucht man sich mit Vorschlägen zur Kriegsvorbereitung zu überbieten?
Wir / die Ukraine /Europa haben es mit amerikanischer Hilfe und Geld nicht geschafft, diesen Krieg zu gewinnen, und jetzt wollen wir in 5 Jahren allein für einen Krieg bereit sein?? Wer will das denn eigentlich, die jungen Menschen, die davon betroffen wären sicher nicht! Das Ganze ist illusorisch, wenn man sieht, dass es 6 Jahre oder mehr dauert, in diesem Land eine marode Brücke zu ersetzen, von denen wir allein in Bremen genug haben. Wie sollen Vorräte von A nach B kommen? Mit der Bahn, auf diesem Schienennetz ? Diese Art Gerede spielt mit der Angst der Leute und wer Angst hat und unter Druck gesetzt wird, stimmt Sachen zu, die er bei klarer Überlegung abgelehnt hätte. Deshalb ist der Druckaufbau ja auch für Betrüger ein probates Mittel.
Hallo Axel Schuller,
ich stehe voll zu bzw. hinter Ihren Aussagen……..das ist einfach nicht zu fassen, was gerade alles so passiert…..bis
hin zur Entsendung von Frau Baerbock zur UNO…..alles gut eingekauft…sorry eingefädelt. Und die abgebauten Arbeitsplätze in der langsam aber sicher zerstörten wichtigen Automobilindustrie und der gesamten produzierenden Industrie können ja in die Rüstungsindustrie wandern. Das bringt zwar volkswirtschaftlich kein return of invest, woraus beispielsweise schon hohe Staatsschulden – und demnächst gigantische neue Schulden getilgt und verzinst werden können, wohl aber gefühlte Sicherheit (wie beim Wetter, plus 2 Grad aber gefühlt minus 2 Grand….) Denn der böse Herr Putin wird sicherlich nicht schlafen und auch bis über beide Ohren aufrüsten bei diesen gezeichneten Kriegsszenarien, der er will ja nicht nur verteidigen sondern wohl angreifen, wie es die Politik meint zu wissen…… Wenn er das wirklich wollte (uns – -den Westen oder z.B. Polen – anzugreifen, ist die Frage, ob er diese 5 Jahre Aufrüstung überhaupt abwartet – und dann Angst oder Respekt vor uns bekommen hat……..Ich denke…hoffe, dass es bald Frieden in der Ukraine geben wird – und wir oder Frau von der Leyen nicht vorher noch weitere Kriegsmilliarden auf die Reise schicken. Dann, wenn Trump Frieden erreicht hat, muss sicherlich Europa zusammen Aufrüsten um Abwehrstark zu sein…..aber gemeinsam maßvoll überlegt, nicht in Hektik, wie es gerade geschieht…….Verhandeln und miteinander handeln ist immer noch das beste für diese Welt.
Glückwunsch, lieber Axel, ich leide unter dem
gleichen Frust und kann das derzeitige politische
Geschehen samt Medien-Berichterstattung kaum
noch ertragen.
Europa muss sich selbst verteidigen – ohne Hysterie, aber mit Klarheit
Lieber Herr Schuller, Sie haben in Ihrem Beitrag wirklich einiges zusammengeworfen und kräftig umgerührt. Ja, es stimmt: Die Debatte in Deutschland hat mitunter einen hysterischen Ton. Nein, Russland steht nicht vor Berlin, und ein direkter Angriff auf Deutschland ist derzeit unwahrscheinlich. Aber: Russland hat bereits bewiesen, dass es europäische Länder angreifen kann – und das darf niemand naiv ignorieren.
Unsere Bundeswehr hat erhebliche Probleme, das ist unstrittig. Doch statt nun panisch über Notlazarette oder neue Kasernen zu diskutieren, müssen wir strategisch und besonnen handeln. Die zentrale Erkenntnis dieser Zeit ist: Die USA sind nicht mehr die uneingeschränkte Schutzmacht Europas. Wir müssen uns selbst um unsere Sicherheit kümmern.
Das bedeutet nicht nur, Panzer und Raketen zu bauen. Besonders wichtig sind moderne Überwachungs- und Aufklärungstechnologien. Der Ukraine-Krieg zeigt brutal, dass es ohne präzise Aufklärung unmöglich ist, effektiv zu handeln. Drohnen, Satelliten, digitale Kriegführung – das sind die Themen, die Europa jetzt voranbringen muss. Und hier muss Deutschland mit Führungsanspruch agieren.
Es ist richtig, kein Kriegsgeheul anzustimmen. Aber eine pauschale Vermischung aller sicherheitspolitischen Themen hilft niemandem. Deutschland und Europa müssen ihre Verteidigungsfähigkeit ernsthaft stärken – nicht mit Symbolpolitik, sondern mit gezielten Investitionen in Technologie und Zusammenarbeit.
Für Bremen bedeutet das konkret: Bürgermeister Andreas Bovenschulte sollte die lokale Verteidigungsindustrie aktiv unterstützen. Berlin muss dafür die richtigen Rahmenbedingungen schaffen – von finanziellen Mitteln über Fachkräfteförderung bis hin zu einer Infrastruktur, die Forschung und Entwicklung erleichtert. So sichern wir nicht nur Arbeitsplätze, sondern auch unsere eigene Zukunft und die Sicherheit Europas.
Axel, Sie Defätist! Die Wehrdienstverweigerer der Grünen werden uns zähnefletschend verteidigen, wenn der Iwan kommt und den LQBT Weibern, Flintas und Cissen an die Wäsche will. Munter bleiben!
Militärausgaben im Jahr 2023:
Nato ca. 1400 Milliarden Euro
Europa ca. 279 Milliarden Euro
Russland ca. 109 Milliarden Euro
Da braucht es natürlich die weiteren 800 Millirden der EU, damit der Ivan sich nicht alle europäischen Staaten innerhalb von 3 Tagen einverleibt…
Ich will hier keinen langen Text schreiben.. Ich will mich aber Meinung von Herrn Strohmann anschließen. Vielleicht gibt es keinen Angriff auf Deutschland, aber die Menschen im Baltikum und in Polen sehen das für ihre Länder ganz anders. Wir haben schon mal deren Meinung ignoriert. Wenn wir nichts unternehmen, dann können wir unseren Freunden bei einem Überfall (siehe Ukraine) nicht helfen. Ich will das nicht.
@ Michael Busch: Sind die Polen und Balten unsere Freunde? Oder sind sie aus Gründen der Zweckmäßigkeit mit uns in internationalen Organisationen wie EU und NATO? Forderungen aus der polnischen Politik zu Reparationen in den vergangenen Jahren lassen mich daran zweifeln, dass Polen uns besonders freundlich gesonnen ist. Die Freundschaft scheint mir einseitig zu sein. Was diese „Freunde“ eint, ist eine auf historischer Erfahrung beruhende grundlegend ablehnende Haltung zu Russland. Für uns besteht die Gefahr, durch diese „Freunde“ in Auseinandersetzungen mit Russland verwickelt zu werden, die nicht die unseren sind. Für ihr Appeasement gegenüber Russland sind sie jedenfalls nicht bekannt, eher für aggressive Rhetorik. Wenn wir jetzt über deren Berechtigung diskutieren, drehen wir uns vermutlich im Kreis. Dann sind wir wieder bei der Frage: Wie böse ist Russland? Und an dieser Frage scheiden sich die Geister nicht nur hier. Wichtig erscheint mir nur, in der öffentliche Debatte nicht so zu tun, als ob es völlig unstrittg wäre, dass Russland böse ist. Und dagegen wendet sich Axel Schuller meines Erachtens zu Recht.
Das verrückte Kriegsgeschrei, von den Medien fast ausnahmslos heftigst angefeuert, erinnert fatal an vergangene schlimme Zeiten.. Die Lehre daraus war stets ein böses Erwachen und die spätere Erkenntnis, dass machtbesessene Politiker durch dieses Tun von ihrer eigenen Unfähigkeit gezielt ablenken (und dies auch jetzt wieder praktizieren).
@Herr Paul,
Ihre Aussagen sind nicht nur historisch fragwürdig, sondern auch in ihrer politischen Tragweite besorgniserregend. Polen und die baltischen Staaten haben ihre Entscheidungen für die EU und die NATO nicht aus blinder Ablehnung Russlands getroffen, sondern aus dem tiefen Wunsch nach Sicherheit, Souveränität und einer europäischen Zukunft. Die historische Erfahrung dieser Länder mit imperialer Unterdrückung – sei es durch das Zarenreich, die Sowjetunion oder durch den deutschen Überfall im Zweiten Weltkrieg – ist Teil ihrer Identität und erklärt ihr Streben nach Unabhängigkeit und Selbstbestimmung.
Es ist schlicht falsch und respektlos, diese Haltung als bloße „Ablehnung Russlands“ abzutun. Polen und die Balten haben nicht nur für ihre Freiheit gekämpft, sondern mit ihrer demokratischen Transformation und ihrer klaren pro-europäischen Haltung auch anderen Ländern – einschließlich Deutschland – den Weg gewiesen. Die Verdienste von Persönlichkeiten wie Lech Wałęsa sind unbestreitbar. Ohne die mutigen Reformen und den Freiheitswillen dieser Länder wäre die deutsche Wiedervereinigung in dieser Form kaum denkbar gewesen.
Statt solche historischen Zusammenhänge zu verzerren, sollten wir anerkennen, dass unsere östlichen Nachbarn nicht nur Opfer der Geschichte waren, sondern auch treibende Kräfte für Demokratie und Einheit in Europa. Ihre Haltung gegenüber Russland ist nicht von pauschaler Ablehnung geprägt, sondern von der bitteren Erkenntnis, dass Freiheit stets verteidigt werden muss. Wer das ignoriert oder relativiert, tritt die gemeinsame europäische Idee mit Füßen.
Es sollte, wie H. Strohmann es empfiehlt, nicht alles durch-einandergewürfelt werden. Naivität ist genauso fehl am Platze wie Hysteri. Dass aber Viele nach 70 Jahren ‚Friedens-dividende‘ in Wohl-stand ( billige Energie) und Sicherheit (USA+Nato) nach dem seit 9 Jahren angedrohtem Rückzug der Amerikaner aus europä-ischen Bündnisverpflichtungen nun ein jähes Erwachen erleben ist leider Fakt.
Über Putins wahre, hybride Grossmacht-Vorhaben kann man wie bei jeder Fussball-WM
trefflich streiten. Viele der hier geäusserten Vermutungen entsprechen leider weiterhin dem, was man als Wunsch-denken bezeichnen muss. Die gegen-teiligen Indizien aus den letzten 24 Jahren unter Putin sprechen leider eine ganz andere Sprache;
Vom 2. Tschetschenienkrieg 1999 (Bruch Abkommen von Chassawjurt) über die Beset-zung von Landesteilen (2009) Georgiens , die Annektion der Krim 2014, Wagnersöldner in 7 Ländern Afrikas (2024) sowie die Unterstützung B. AlAsad in Syrien bis 2024, Angriffskrieg gegen die Ukraine mit der staatlichen Annektion von 4 Oblasten in 2022, Diverse Einmischungen international in Wahlen, Wahlmanipulationen zu Gunsten pro-russischer Kandidaten (USA 2016, Brexit Moldavien, Georgien, Rumänien letzte 3 alle 2024!) Ostseekabelsabotage, Sabotage in BW-Kasernen, Waffenlager, Trinkwasser-brunnen, in Rüstungsfirmen
und Schiffen(Emden), diverse Drohnenausspähungen über europäischen Militärein-richtungen, Cyberangriffe u.a. auf den Bundestag …) Mordpläne gegen CEO RME und andere, kann man wohl nicht mehr von Einzelfällen ausgehen, sondern muss Systematik unterstellen:
Ziel Destabilisierung des gesamten Westens. Auch grosszügige Wahlkampf-unterstützung bestimmter europäischer Parteien mit Millionen Zuwendungen gehören in diese Systematik. Und nun? Naiv weiter träumen, oder endlich als Europa ganz erwachsen werden?
Literatur: z.B. C. Belton „Putins Netz‘ oder C. Masala, C. Mayor,
B. Hodges uva.
Volksbefragung im Donbasz? So wie auf der Krim? Die nicht geflüchteten Menschen entscheiden mit vorgehaltener Waffe, dass sie gerne Russen sind? Völlig abstrus!
Lieber Axel Schuller, ich bemühe hier einfach mal Hermann Hesse, dessen Gedanken eben leider immer noch (oder wieder) aktuell sind: “ Zu den Gefahren, die zu bekämpfen sind, gehört unter anderem die Kriegsangst, eine mächtige und ansteckende Gemütskrankheit, deren sich die Weltherrscher und ihr Gefolge von Waffenfabrikanten und anderen Kriegsgewinnlern bewusst für ihre Zwecke bedienen. Dieser Angst persönlich nicht zu erliegen, ihr überall entgegenzutreten, ihr die Tapferkeit und den Glauben entgegenzusetzen, gehört mit zu den Pflichten derer, die guten Willens sind.“
Eine naive Frage: Warum können wir in Europa nicht mit den Russen leben statt auf beiden Seiten Hunderttausende zu töten und Städte zu zerstören um sie später mit Milliarden wieder aufzubauen? Jenseits des Atlantik scheint unsere eigene partnerschaftliche Zukunft doch auch nicht mehr gesichert.
Nein, ich habe keine Befürchtung, dass der Russe morgen vor der Tür steht, bin aber schier entsetzt über die um sich greifende Aufrüstungshysterie der politischen Elite in Deutschland und der EU. Statt sich über die ersten zaghaften Waffenstillstandskontakte zwischen Trump und Putin zu freuen, wird der Teufel an die Wand gemalt, und das SPD-Urgestein Sigmar Gabriel orakelt: „Wenn ich Putin wäre, würde ich 2028 kommen.“ Angesichts dieser Narretei ist es umso wichtiger, dass die Presse einen klaren Kopf behielte.
@Herrn Strohmann,
geht es nicht auch mit weniger Pathos? Wie würden Sie denn die Haltung der Polen zu Russland bezeichnen? Nicht Russland ablehnend? Als was denn sonst? Und was ist daran respektlos?
Dass man als aus der sowjetischen Vasallenschaft entlassener Staat auch freundlichere Einstellungen zu Russland haben kann, beweist Ungarn. Die dortige Führung mag ja der Kommissionspräsidentin und einigen Mitgliedsländern nicht gefallen, das ändert aber nichts an deren besseren Beziehung zu Russland.
Auf mein Argument, dass Polen immer mal wieder Deutschland gegenüber ausfallend und fordernd gegenüber tritt und deshalb die Tiefe seiner freundschaftlichen Zuneigung zu D bezweifelt werden darf, gehen Sie nicht ein.
Ansonsten walzen Sie alle, die nicht Ihrer Ansicht sind, mit triefendem Pathos nieder, bis hin zur Erklärung, wer Ihren normativen Setzungen nicht folgt, sei ein Feind der europäischen Idee. Diese Art des überheblichen Verteilens von Betragensnoten in der politischen Debatte vergiftet diese seit Jahren.
Unter autokratischen Herrschern wie Putin, Erdogan und Trump (im Geleitzug mit ihren Jeweiligen ‚Oligarchen‘) scheinen Viele erst so langsam zu verstehen, dass es um eine neokolionaöe Neuverteilung der Welt und ihrer Ressourcen geht. Willkommen in der neuen Steinzeit! Die Spielregeln sind identisch: Wer wagt und ausreichend stark ist , gewinnt.
Es ist schon mehr als ärgerlich, deshalb aus der langjährigen Komfortzone gezerrt zu werden! Deshalb ist ein Diskussionsniveau, welches sich allein auf eine Kritik zu ‚Stilnoten‘ reduziert, zwar als Kompensation des empfundenen Ärgers verständlich, lässt aber erhebliche Substanz- und Faktenkenntnis vermissen. Zudem ist der Diskussionskern, um den es hier geht, nicht Russland, sondern um die unter Putin seit 1999 etablierte (KGB-OK) Kleptokratie. (Chodorowski lohnt sich zu lesen) Mit einer Problemlösungsorientierung im Sinne der berühmten “ 3Affen“ werden wir in Europa aber nicht erfolgreich sein! Deshalb bitte mal faktenorientierte Diskussion und nicht Haltungsnoten verteilen.
Na, wenn diese Kommentare repräsentativ sind, bin ich ja mal auf das nächste Politbarometer gespannt ….
Es ist tröstlich, dass einige Kommentare, so wie Axel Schuller, die Kriegshysterie in Frage stellen. Denn mal ehrlich: wer von den Herren, die den Kriegs- und Angriffsfantasien von Medien und Presse folgen, möchte einen seiner klugen Söhne (oder im Zuge der Gleichberechtigung, auch Töchter) an der Front wissen – oder gar als Kanonenfutter eingesetzt, getötet zurückbekommen???. Der zweite Weltkrieg ist offensichtlich schon zu lange her, als dass man sich an die vielen toten und schwer verletzten Söhne, Väter, Onkel, Brüder erinnern kann.. Das aber wäre die Realität, wenn man Deutschland wieder kriegstüchtig machen will,!
Und welcher unserer Söhne oder Enkel ist – anders als zu Kaisers- oder Nazi-Zeiten – motiviert, mit dem Ziel im Kriegsgebiet eingesetzt zu werden, freiwillig in die Bundeswehr zu gehen, „Kriegskunst“ zu lernen, und zu wissen, dass der Freund neben ihm oder er selbst getötet werden könnte. Offensichtlich wird das gesellschaftlich verdrängt, obwohl es in der Ukraine tagtägliche Realität ist. Genau darum haben sich viele männliche Ukrainer aus der Ukraine abgesetzt– und zurecht, wie ich finde.
Frieden fängt im Kopf an! Das bedeutet, dass man mit aller Kraft darüber nachdenken muss, wie man die beiden Streithähne zu Kompromissen bewegt. Man muss darüber nachdenken, wie man mit wirtschaftlichen Verflechtungen es unmöglich macht, Krieg gegeneinander zu führen. Frankreich, England Deutschland haben das gezeigt und in Ansätzen war es auch mit Russland möglich. In dieser komplizierten Welt geht meines Erachtens nichts mehr mit Kriegsgewalt, sondern nur mit klugen Mitteln der Diplomatie, des Wirtschaftswachstums und der Friedenswilligkeit. Andernfalls spielen wir mit dem Leben unserer Kinder und Enkel! Denn irgendjemand muss dieses Kriegsgerät ja in Bewegung setzen und irgendjemand wird dabei getötet – in der Regel Soldaten, aber auch Zivilisten, also auch Frauen, Kinder, Alte. Und vor allem wird ein ungeheures Elend mit der Zerstörung durch den Krieg in die Welt gesetzt. Das wissen wir Deutsche doch am besten. Und insofern müssten wir Anführer einer Friedensinitiative sein.
Hallo Herr Schuller,
ihren Blog „Bremen so gesehen“ lese ich regelmäßig und aufmerksam. Ich kommentiere ihre Artikel zum Bremer Zeitgeschehen nicht, auch wenn ich manches/ vieles für nachdenkenswert und richtig halte. Warum ist das so?
1992/1993 war der mächtige Familienkonzern Klöckner-Werke AG zahlungsunfähig. Dank des mutigen Eingreifens des Bremer Senats mit Klaus Wedemeier haben die damals 6000 Beschäftigten auf der Bremer Hütte eine Zukunft erhalten. Deshalb bin ich 1995 auf Initiative von Wedemeier und Koschnick in die SPD eingetreten.
Auch heute ist es nicht anders. Der Bovenschulte-Senat setzt sich trotz aller Widrigkeiten mit aller Entschiedenheit für die Transformation der Hütte hin zu grünem Stahl ein.
Kurzum, dass sind meine Gründe, weshalb ich häufig die teilweise bedenklichen Entwicklungen, die dieser liebenswerte Stadtstaat genommen hat, ausblende.
Aber es gibt eine Ausnahme. Mich beunruhigt, dass sich auch die Bremer SPD einer inhaltlichen Auseinandersetzung mit einer immer stärkeren AfD entzieht. Beispielhaft ist die Tatsache, dass bei den Bundestagswahlen die AfD in Bremen-Nord die meisten Stimmen bekommen hat, und jetzt ein Bremer AfD Abgeordneter über die Landesliste in den Bundestag gewählt wurde. Für mich unerklärlich, warum sich gerade jetzt die SPD-Landesorganisation aus Bremen-Nord zurückzieht.
Aber hier geht es um Krieg und Frieden. Ihr letzter Blog hat den Titel „Zur Mobilmachung: An was sollte Putin in unserem Land interessiert sein?“
Kernsätze in ihrem Artikel sind:
„Sind wir eigentlich gerade im Begriff, kollektiv verrückt zu spielen? Gefördert von gedanklich wildgewordenen Politikern der CDU, SPD, FDP und der ehemals ach so friedliebenden Grünen („Keine Waffen in Spannungsgebiete“). Unterstützt von zahnlosen Medien-Mainstream-Massen. Möglicherweise hinters Licht geführt von Geheimdiensten, die (angeblich) den russischen Überfall auf EU-Europa für 2023 vorhersagen.“
Wie wahr, wie wahr! Heutzutage verlangt es eine Menge Zivilcourage, die eigene Meinung öffentlich zu verkünden.
Ich bin überrascht und erfreut, dass Ihnen viele Leser zustimmen. Aber es gibt auch andere Stimmen. Dr. Wewerka etwa mahnt an, dass „nicht alles durcheinandergewürfelt werden solle“. Er benennt viele russische Einflussnahmen, Interventionen und Kriege, die eine „Destabilisierung des gesamten Westens“ zum Ziel haben. Nun kann man dem entgegenhalten, dass seit dem Ende der Sowjetunion die Destabilisierung Russlands ein unverhülltes Ziel westlicher Außenpolitik war. Und auch, dass viele Länder des „globalen Südens“ nicht mehr nach der Melodie der westlichen Wertegemeinschaft tanzen wollen.
Aber all das kann anderswo thematisiert werden.
Nachdenken sollten wir über Ergebnisse einer „wertegeleiteten Außenpolitik“.
Vor etwa zehn Jahren wurde klar, dass der Republikaner Donald Trump eine Chance hatte, Präsident der USA zu werden. Von Anfang an ergoss sich über ihn eine Flut von Missachtung und Beleidigungen. Sie ließ nicht nach, als er 2017 zur Überraschung der BRD und EU die Wahlen gewonnen hat. In seiner gesamten Regierungszeit wurde er von vielen wichtigen Regierungen in Europa kritisiert, blockiert und missachtet. Als 2021 die Demokraten mit Biden die Wahlen gewonnen haben, wurde Trumps Wahlerfolg als einmaliger Betriebsunfall abgetan. Zumal nach dem Sturm auf das Kapitol.
Als klar wurde, dass Trump 2024 erneut antreten wird, wurde das zuerst als aussichtslos und später als gefährlich eingestuft. Mit wenigen Ausnahmen waren sich die Regierungen in der EU darin einig, dass eine erneute Präsidentschaft der Republikaner mit Donald Trump unter allen Umständen verhindert werden muss. Aber die große Mehrheit der Wählerinnen und Wähler in den USA hat ihn gewählt.
Das hat nicht etwa ein Umdenken in der europäischen Politik eingeleitet, sondern das Gegenteil ist festzustellen. Für Trump gilt inzwischen das gleiche wie für Putin. Sie sind und bleiben Hassfiguren der europäischen Politik und v. a. der Medien. Die Stimmung wird immer weiter aufgeheizt! Trump wird für seine Initiativen, den fürchterlichen Krieg in der Ukraine zu beenden nicht etwa gelobt, sondern hart kritisiert. Nach dem Motto: „So einen Frieden wollen wir nicht!“ Militärs aus 20 westlichen Ländern haben in London getagt, um eine „Koalition der Willigen“ zusammenzustellen, die nach einem Waffenstillstand den Frieden in der Ukraine absichern soll. Das, obwohl Russland immer wieder betont, dass es keine NATO- Truppen in der Ukraine duldet. Verständlich, denn nach den Erfahrungen mit Minsk I und II traut Russland nicht mehr den Beteuerungen des Westens, sich für Frieden einzusetzen.
Es geht offensichtlich darum, Waffenstillstands-oder gar Friedensverhandlungen zu stören. Die gewaltigen Aufrüstungsprogramme der BRD und der EU machen klar, dass die EU mit Macron, Starmer und Merz an die Stelle der USA treten soll. Ein Krieg gegen die Atommacht Russland, der in Zentraleuropa ausgetragen wird, ist nicht etwa ein Hirngespinst von durchgeknallten Spinnern. Es sind auch nicht bloße Scheingefechte, die die bisher ausgeschlossenen Europäer an den Verhandlungstisch bringen sollen, sondern sie sind ernst zu nehmende Varianten in militärpolitischen Zirkeln.
Dass die künftige schwarz-rote Koalition in Berlin diese verhängnisvolle Entwicklung weiter vorantreiben wird, steht für mich außer Frage. Die Gewährsleute der SPD, Klingbeil „Sicherheit vor Russland“ und Pistorius „Deutschland muss wieder kriegstüchtig werden“, werden dafür sorgen.
Auch in In der Bremer SPD gibt es leider keinen zählbaren Widerstand gegen diese Entwicklung. Auf dem Landesparteitag der SPD am 9. November 2024 wurde der Antrag „Die SPD muss ihr friedenspolitisches Profil zurückgewinnen – Nein zur Stationierung amerikanischer Mittelstreckenraketen in Deutschland“ leider nicht zur Abstimmung gestellt. Sicher ist das Verhalten der Bremer SPD für den Lauf der Weltpolitik ohne jede Bedeutung, aber für mich und viele andere SPD-Mitglieder wäre dies ein winziges Zeichen der Hoffnung gewesen.
Ein letztes. Sie geloben: „Der nächste Blog wird wieder sehr bremisch sein.“ Denken Sie darüber nach! Ein Krieg in Mitteleuropa wird auch an Bremen nicht vorüberziehen.
Auf YouTube hat der Kriegsreporter Fleming Videos hochgeladen, wie es an der Front aus Sicht der Ukrainer aussieht. Ich möchte mir nicht vorstellen, wie dieser Wahnsinn auf deutschem Boden mit deutschen Opfern aussieht. Das alles nur, weil die Politik und die Diplomatie vollständig versagt hat.
Meine Kinder wären im wehrfähigen Alter und nun muss ich denen raten, ihre Zukunft im Ausland zu suchen, allerdings außerhalb der NATO.
Wollen wir das wirklich?
Der Bremer Verleger und Historiker Helmut Donat bittet um folgenden Kommentar:
„Lieber Axel Schuller,
sehr herzlichen Dank für Ihren mutigen und aufklärenden Artikel. Gäbe es mehr davon, wäre die Stimmung in unserem Lande wohl eine andere…
Gerade ist die wirkmächtige „Zeitenwende“ in der deutschen Außenpolitik vollzogen worden! Endlich: Wir sind wieder wer, wir sind zurück!
Begünstigt durch den Krieg Russlands gegen die Ukraine, die „Russenfurcht“ in den baltischen Staaten sowie die in Polen und nicht zuletzt infolge weiter existierender antirussischer Ressentiments hierzulande ist Deutschland auf bestem Wege, ein militaristischer Staat zu werden. Die Änderung des Grundgesetzes in Sachen „Schuldenbremse“ sieht vor, den Militärausgaben eine besondere Wertigkeit zuzumessen und diese über alles andere zu stellen – wie einst Deutschland über alles.
Damit ist einer Dominanz des militärischen Denkens über zivile Bereiche, Projekte und Probleme der Weg geebnet worden. Wer, aus welchen Gründen auch immer, diesem Diktum nicht folgt, muss damit rechnen, künftig ausgegrenzt und diffamiert zu werden. Die deutschnationalen Vorurteile von einst, feiern fröhliche Urständ. Inzwischen ist von einem „mörderischen Pazifismus“ die Rede. Unter dem Vorzeichen europäischer Verantwortung und Verteidigung (und um endlich „erwachsen“ zu werden) tritt Deutschland auf die Bühne der „Weltpolitik ohne Weltgewissen“ zurück – und das nach den zwei gescheiterten Versuchen von 1914 und 1939.
Militarismus bedeutet nicht, eine der Verteidigung dienende Armee zu haben. Militarismus im althergebrachten und nun wieder erneuerten preußisch-neudeutschem Sinne beinhaltet, dass das Denken in Militärkategorien alles Zivile dominiert mit all den unseligen Folgen, die damit verbunden sind. Wenn es darum geht, Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen, kranken die politischen, wirtschaftlichen und staatlichen Verantwortungsträger daran, dass sie, dem Denken von Politik-Konzepten der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verhaftet, von Phantasien beseelt sind, alten Bahnen folgen – als könnten sie partout nicht aus der Haut ihrer Vorgänger, die sie ungeachtet aller sogenannter „Erinnerungskultur“ offenbar nie wirklich abgestreift haben. Dazu passt der eingeführte „Veteranentag“ nebst der bereits erfolgten Militärjustiz, der in Gang gesetzte „Heimatschutz“ und die neuen Pläne von B. Pistorius der künftigen Einbindung von zivilen Einrichtungen bei Truppentransporten etc.
Das Abstimmungsverhalten der LINKEN (Bremen und Mecklenburg-Vorpommern) erinnert an den 4. August 1914, als die SPD mit ihrer Zustimmung zur Bewilligung der Kriegskredite die kaiserliche Kriegspolitik erst ermöglicht hat. Und selbst die Abweichler haben sich damals dem Fraktionszwang gebeugt, sich enthalten und kein vernehmliches NEIN gesagt. Das ist erst später durch Karl Liebknecht im Herbst 1914 geschehen. Aber da war es zu spät, und er blieb allein und wurde weggesperrt.
Fortan dominiert in deutschen Landen das militärische Denken vor dem zivilen. Das ist mehr als ein Jammer, zumal wir über genügend Erfahrung darüber verfügen, wohin das führt.
Was bleibt? Alles Friedfertige tun, um in sich selbst und um uns herum die Welt ein Stück besser zu machen. Und dann: Aufklären und sich in seinem Umfeld nicht mitziehen lassen in eine künstlich erzeugte Hysterie, die vorgibt, Leben zu retten, aber schnurstracks in die entgegengesetzte Richtung führt. „Der Tod ist ein Meister aus Deutschland“, konstatierte einst Paul Celan…
Am letzten Dienstag ist in Waldkirch das neue Buch „Hier war doch nichts! – Oder doch?“ vorgestellt worden. Es verdeutlicht, in welchem Ausmaß nach wie vor alles getan wird – und das nicht in erster Linie von der AfD -, um jedwedem Lernen aus der Geschichte der NS-Verfolgung einen Riegel vorzuschieben. Die Präsentation des Buches war ein großer Erfolg, die der Geschichtsblindheit und -verlogenheit unmissverständlich und unübersehbar in einem zukunftsweisenden Sinne widersprochen hat. Im Anhang dazu ein Artikel vom 20. März.
Viel zu Wenige haben sich in Deutschland wie Zenzl und Erich Mühsam für den Frieden und gegen den Krieg engagiert. Beide in Erinnerung zu halten und damit ihr Erbe zu bewahren, sollte uns ein besonderes Anliegen sein.
Wir treten in ihre Fußstapfen, indem wir nicht nur mahnend ihrer Gedenken, sondern uns in ihrem Sinne mit ihnen solidarisch zeigen und jedweder militaristischer Verbrämung unserer Zukunft die Stirn bieten.
Wir laden herzlich ein, an dem „Mühsam-Abend“ am 4. April in Bremen teilzunehmen.
Unter dem Titel „Friedenslogische Perspektiven in Zeiten des Krieges“ der Bremer Stiftung „die schwelle“ ist gerade ein Buch erschienen, das ganz andere als die uns vorgetrampelten Wege aufzeigt. Dazu kurz Folgendes. In Deutschland ist es schon aus historischer Erfahrung sinnvoller und ratsamer, sich nicht dem Mainstream anzuschließen. Dieser käut in der Regel die Irrtümer wider, zu denen uns die machthabenden Kreise verleiten wollen. Außerdem trifft man jenseits des Mainstreams die interessanteren Menschen.
Am 31. Januar fand ein „Heinrich Vogeler-Abend“ in der Bremer Andreas-Kirche statt – anlässlich der neuen und sehr empfehlenswerten Biographie von Siegfried Bresler über den Ausnahmekünstler und „großen Menschen“. Sönke Hundt und seine Frau haben alles festgehalten, wofür wir ihnen sehr herzlich danken.
(…) Das Sterben und die Zerstörungen im Ukraine-Krieg hören hoffentlich in den nächsten Wochen und Monaten auf! Das hätte schon im März/April 2022 der Fall sein können – und viel Leid und Elend wären den Menschen hüben wie drüben erspart geblieben. Ein Frieden, wie er damals möglich gewesen wäre, ist heute nicht mehr realisierbar. Während die US-Administration unter Trump sich bemüht, dem mörderischen Krieg ein Ende zu setzen, geben sich deutsche Politiker außer Rand und Band und verlangen Sicherheitsgarantien für die Ukraine, die sie für Russland 2021/22 in den Wind geschlagen haben. Nach wie vor aktuell geblieben ist unser Buch „Bedrohter Diskurs“, auf das wir im Anhang hinweisen.“
Mit besten Grüßen,
Helmut Donat
Interessant und irgendwie sehr bremisch der Artikel und die Kommentare. Einerseits sehr sympathisch, andererseits nicht völlig unproblematisch. Dass Tatsachen, Wünsche, Ängste vermischt werden ist ja nicht unüblich in einer derartigen Debatte. Schließlich sind Wünsche und Ängste urmenschlich. Problematisch, ja womöglich gefährlich, wird es dann, wenn wie im konkreten Fall, wie bei dir lieber ansonsten geschätzter Axel Schuller, Basis die absolute Unkenntnis russischer Innenpolitik, russischer Denkweise der postsowjetischen Machtelite, der die Strategie russischer Aussenpolitik bestimmende Ideologie ist. Dazu kommt dann noch die (immer wiederkehrende typische) von innen nach außen Denke. Der eigene Standpunkt, die eigene Denkweise wird für allgemeingültig erklärt. Andere Denkweisen werden (bewusst oder unbewusst) als nicht existent, unzulässig, unrealistisch ausgeblendet. Das führt dann zu einer Argumentation, die sich stützt auf z. B. die Frage was Putin denn will mit einem maroden Land wie Deutschland. Eine unsinnige Frage, weil diese Frage in Russland, von Putin, Medwedjew und Co. nicht gestellt wird. Dieses auf Nichtwissen basierende unpolitische und unhistorische Denken führt zwangsläufig in die Irre, weg von der Realität. Genau so ist es mit der Beschwörung der Diplomatie bis hin zu der atemberaubenden Einlassung in einem der jüngsten Kommentare, die Trump Administration bemühe sich um Frieden. Die Lektüre von Lenins kleineren Traktaten (Was tun), seine Lehre vom nützlichen Idioten, die Kenntis Putins Vorbilder aus der russischen Geschichte und seiner erklärten historischen Mission, die aktuelle gesellschaftliche Rolle der russisch orthodoxen Kirche können hilfreich sein. Erstaunlich auch, aber wiederum doch nicht überraschend die hartnäckige Wiederkehr hundertfach als Unwahrheit entlarvter Behauptungen wie die Nato-Erweiterung habe Russlands Interessen/Sicherheit verletzt etc. Weniger Hysterie, Anfeindung und Verleumdung, dafür mehr Sachkenntnis als Grundlage der Debatte sind wünschenswert. Dabei fällt mir ein, dass es in Deutschland schon mal eine nicht unähnliche Auseinandersetzung gab mit den Parolen „lieber rot als tot“ bzw. „lieber tot als rot“. Wir lernen eben nichts dazu. Oder können wir uns verständigen auf die Anerkennung der ernstzunehmenden Sorgen, Befürchtungen, Empfindungen aller Diskussionsteilnehmer und uns konzentrieren auf eine hart zu führende faktenbasierte Sachdebatte? OK, der Begriff faktenbasierte Sachdebatte spaltet schon. Also werden wir lernen müssen, in dieser gespalteten Gesellschaft zu leben. Hatten wir auch schon mal. Ist nicht gut gelaufen.
Nur 2 Ergänzungen zu meinem letzten Kommentar:
1. „Warnung vor der Vogel-Strauß-Methode
General Breuer betont die Notwendigkeit einer glaubwürdigen Abschreckung. Das Verdrängen der Realität sei «eine typisch deutsche Eigenschaft», analysiert der Generalinspekteur. In der aktuellen Lage sei es aber keine Option, den Kopf in den Sand zu stecken und darauf zu warten, «dass es vorbeigeht». “
Für ihn sei schon angesichts der aktuellen russischen Produktion an Panzern und Munition klar: «Putin wird mit dem Griff auf das ukrainische Territorium nicht aufhören». Auch ein Ende des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine werde nicht zu nachhaltigem Frieden auf dem europäischen Kontinent führen.
Quellen: Mit Material der dpa.
2. Die aktuelle Lage und Entwicklung in der Türkei, unserem „demokratischen (?) Nato-Partner“ als Ergänzung : Hier sieht man ganz aktuell, wie schnell (nach jahrelang schleichender Vorbereitung) eine einstmals (stabile) Demokratie sich über Nacht in eine 1 Mann Diktatur verwandelt kann.
Was also wollen wir unseren Kindern und Enkeln (Wir haben 5 Enkelkinder) also mal hinterlassen ?
Einen nach innen und außen wehrhaften demokratischen Rechtsstaat mit moderner Infrastruktur und funktionierender, in die Zukunft gerichteter Bildung und einer innovativen Wirtschaft in einem politisch erwachsenen Europa, oder dessen Alternative mit einer schwarzen Null ?