Zwischenruf: Chef der deutschen Zeitungsverleger fordert „faire Presseförderung“
Achtung, schon wieder eine Neuerung im Blog: Heute wirbt Matthias Ditzen-Blanke (50) für die Förderung von Zeitungen und für den Erhalt der freien Presse. Ditzen-Blanke ist Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) sowie Verleger der Bremerhavener Nordsee-Zeitung. Liebe Leserschaft, hier schreibt ein Mann, der die Branche und deren Probleme aus dem Effeff kennt. Man muss ihm nicht zustimmen, aber man sollte ihm „zuhören“.

Matthias Ditzen-Blanke Foto: BDZV/Dallwitz
„Demokratie braucht eine starke Presse – und endlich faire Presseförderung
Zeitungen und Zeitschriften spielen eine zentrale Rolle für unsere Demokratie. Sie bieten kritische Distanz, Orientierung und Einordnung – und damit genau das, was soziale Medien und Algorithmen oft nicht leisten. Wer sich informiert, wählt differenziert. Unsere Leserinnen und Leser bilden das Herz der politischen Mitte – sie wählen demokratisch, sie engagieren sich, sie tragen Verantwortung.
Doch diese demokratische Mitte gerät unter Druck. Extremismus, Desinformation, digitale Echokammern: Die gesellschaftliche Polarisierung nimmt zu. Gerade deshalb braucht es unabhängigen Journalismus – professionell, überparteilich, lokal verankert. Die Presse ist nicht Teil des Problems, sie ist Teil der Lösung.
Trotzdem: Die neue Koalition aus CDU, CSU und SPD hat auf eine dringend notwendige steuerliche Entlastung der Presse verzichtet. Die Forderung, Zeitungen und Zeitschriften von der Mehrwertsteuer zu befreien oder sie weiter zu senken, wurde nicht aufgegriffen. Dabei gilt in vielen europäischen Ländern längst: Meinungsbildung aus verlässlichen Quellen ist kein Luxusgut – sie wird steuerlich entlastet. In Deutschland dagegen bleibt es bei 7 %. Das ist nicht nur wirtschaftlich falsch – es ist demokratiepolitisch fahrlässig.
Besonders bitter: Während die Presse leer ausgeht, wird die Mehrwertsteuer in der Gastronomie wieder abgesenkt – wovon insbesondere Fast-Food-Ketten wie McDonald’s massiv profitieren. Es bleibt der Eindruck: Für Burger gibt’s Entlastung, für Zeitungen nicht. Das ist ein Schlag ins Gesicht all jener, die täglich für den gesellschaftlichen Zusammenhalt arbeiten.
Dabei fehlt es nicht an Lippenbekenntnissen. Im Koalitionsvertrag bekennen sich die Regierungsparteien zur Medienvielfalt und Meinungsfreiheit. Von einer aktiven Presseförderung ist dort aber kaum die Rede. Stattdessen: Prüfaufträge, Absichtserklärungen, vage Formulierungen. Konkrete Impulse für die privaten Verlage – Fehlanzeige.
Dabei ist die Lage ernst: Steigende Zustellkosten, sinkende Werbeerlöse, eine übermächtige Plattform-Ökonomie und neue Herausforderungen durch Künstliche Intelligenz setzen die Branche massiv unter Druck. Ohne faire Rahmenbedingungen wird unabhängiger Journalismus zum Auslaufmodell.
Was wir brauchen, ist ein echter Kurswechsel: eine faire und zukunftsgerichtete Presseförderung, die Print und Digital gleichermaßen stärkt. Eine Förderung, die staatsfern, wettbewerbsneutral und effektiv ist. Und eine Steuerpolitik, die anerkennt, dass Meinungsbildung keine Ware wie jede andere ist.
Presseförderung ist kein Geschenk – sie ist Demokratiepolitik. Und sie ist überfällig. Wer es ernst meint mit der offenen Gesellschaft, der muss auch diejenigen stärken, die sie täglich mit Leben füllen.“
Soweit der Zwischenruf von Matthias Ditzen-Blanke
Liebe Leserschaft, auch wenn ich vielen Kollegen in Presse, Hörfunk und Fernsehen mittlerweile mit einer gehörigen Portion Skepsis begegne, halte ich Ditzen-Blankes Hinweise für bedenkenswert. Leserinnen und Leser, die sich überwiegend auf Info-Schnipsel von Plattformen wie Google verlassen, sollten stets bedenken: Die Googles dieser Erde filtern diese Infos aus heute noch verfügbaren Medien wie Zeitungen heraus. Als altem Print-Journalisten liegt mir die Branche weiter am Herzen. Gleichwohl erwarte ich von meinen aktiven Kolleginnen und Kollegen, dass sie ihren Job – im Land Bremen und überhaupt – wieder mit größerem Ernst ausüben: Mehr sachliche Infos; weniger Haltungsjournalismus; viel weniger Mainstream-Transport; kein Schreibtisch-Journalismus ohne ausreichend Bezug zum wirklichen Leben; mehr Recherche; mehr eigene Gedanken, statt Wiederkäuen von Mitteilungen aus Pressestellen.
Zum Schluss: Matthias Ditzen-Blanke (50) ist Verleger und Herausgeber der NZ. Er hat zunächst eine Ausbildung zum Bankkaufmann absolviert und anschließend Betriebswirtschaft studiert. Später hat sich zusätzlich zum systemischen Coach qualifiziert.
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Liebe Leserschaft, ich wünsche Ihnen hoffentlich schöne, erholsame und ein bisschen auch nachdenkliche Osterfeiertage. Vergessen wir bitte bei aller berechtigten Kritik an vielem nie: Wir leben in einem Land (noch) ohne Krieg und ohne drohende heftige Erdbeben. Und als älterer Menschen sage ich auch: Mit einem Gesundheitssystem, von dem meine Großeltern nicht zu träumen wagten.
Welch ein Glück!
Munter bleiben!
Herzlichst
Ihr Axel Schuller
P.S.: Mehrere EU-Staaten unterstützen „ihre“ Zeitungen – wie Ditzen-Blanke in seinem Beitrag schreibt – indem sie teilweise drastische Steuerermäßigungen gewähren. Nur drei Beispiele: Frankreich: 2,1 Prozent; Spanien: 4 Prozent; Griechenland: 6 Prozent.
P.P.S.: Bitte beachten Sie auch die Dokumentation zum gestrigen Ostermasch im Blog: „Dokumentation: Warnung vor Horror-Waffen in Deutschland“.
Frohe Ostertage lieber Axel Schuller!
Unabhängiger Journalismus ist in einer Demokratie sicherlich unabdingbar. Dennoch halte ich den Ruf von allen Branchen nach Subventionierung, staatlicher Förderung, Steuerreduzierung etc. für ausgesprochen schwierig.
Das gilt m.E. auch für die Presse.
Ich kann Herrn Jurgeleit nur zustimmen. Wenn der Staat was fördern soll, dann will er bestimmt mitreden. Wo bleibt denn da der unabhängige Journalismus? Wir sehen ja bei Correctiv, was ja ein staatlich ausgehaltener Journalismus ist (die Spendenliste war mal öffentlich) und angerichtet hat. Fake News! Herr Ditzen-Blanke soll lieber eine attraktive Zeitung machen, als nach Subventionen schreien!
Frohe Ostern!
Frohe Ostertage auch meinerseits.
Dass ich als Präsident des DEHOGA (Deutscher Hotel-und Gaststättenverband) dies anders sehe, ist sicher verständlich. Herr Ditzen-Blanke äußert sich, wie die Presse immer, gegen die MwSt.-Gleichbehandlung für die Gastronomie. Immer mit dem Beispiel McDonald. Haben Sie jemals seitens der Gastronomie gehört, dass wir fordern, die MwSt. für Presseartikel, z.B. auch auf Pornohefte etc. (um es ebenso populistisch auszudrücken) zu erhöhen? McDonald ist zwar ein großes Unternehmen, aber die Gastronomie ist viel mehr und vor allem sehr kleinteilig. Unsere Branche ist die einzige, die für Lebensmittel 19% MwSt. abführen muss. Wir kaufen die Waren mit 7 % MwSt. ein, können also nur 7 % Vorsteuer abziehen, und nur weil wir die Lebensmittel einmal in die Hand nehmen, erhöht sich für uns die Steuer auf 19%. Inzwischen verkaufen die Bäcker, Fleischer und auch der Lebensmittel-Einzelhandel verzehrfertige Waren, allerdings nur mit 7%MwSt. Ist das gerecht? Nicht umsonst gilt ein ermäßigter Steuersatz auch in der Gastronomie in fast ganz Europa.
Wir fordern nur seit Jahren die Gleichbehandlung. Da darf man sicher nicht von Subventionen sprechen.
Also, lieber Herr Ditzen-Blanke und alle Pressevertreter, bitte fair und vor allem vernünftig recherchiert berichten.
Nun werden sicher alle Verbraucher fordern, dass die Gastronomie die Preise senken muss. Da sich aber gleichzeitig alle Kosten weiter erhöhen, wird dies nicht machbar sein. Denn nicht nur die Lebensmittelpreise, auch die Lohnkosten werden in die Höhe schießen. Da der Mindestlohn voraussichtlich auf ca. 15 € steigt, (das ist eine Lohnsteigerung von ca. 17%) werden alle Löhne steigen. Dies war bei der Erhöhung des Mindestlohnes auf 12€ schon zu beobachten.
Eine alte Weisheit der Dakota-Indianer besagt: „Wenn Du entdeckst, dass Du ein totes Pferd reitest, steig ab! “
Wenn sich nicht mehr ausreichend viele Menschen für die klassische lokal Tageszeitung im Briefkasten interessieren, müssen kluge und clevere Verleger sich der Situation anpassen (Evolution) und nicht krampfhaft mit Subventionen aus der Steuerkasse am Althergebrachten festhalten.
„Tradition ist nicht die Anbetung der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers.“
In dem Sinne: FROHE ODTERN!
Subvention! Dieses Wort wird immer als Erstes gerufen. Wenn das bei der „Qualität“ einiger Zeitungen die Lösung ist, bin ich strikt dagegen. Mich ärgert in der sogenannten „freie Presse“ das ewige Herumgenörgele. Jetzt besonders. Die Koalition ist noch nicht bestätigt, der Kanzler noch nicht gewählt, die Ministerposten noch nicht besetzt. Die Presse jedoch: Sie nörgelt, stellt Behauptungen auf, treibt den Keil zwischen die Koalitionäre. Ist das der Pressebeitrag zur Demokratie? Ach ja, und dass bei der sogenannten „freien Presse“ die Meinungsfreiheit hochgehalten wird? Leider nein! Wer nicht „LINKS“ ist, kommt nicht vor oder erfährt ausschließlich negative Berichterstattung. Und dafür fordern Sie mein Steuergeld ein?
Auf den Punkt gebracht, lieber Herr Detlef Pauls!