Gewissensfrage: Haben Eltern womöglich einen Anteil an versifften und kaputten Schulklos?

20.07.2025 7 Von Axel Schuller

Achtung, für empfindsame Gemüter nicht unbedingt geeignet: Geben Sie mal in Ihrer Suchmaschine „Schulklos“ ein. Verdreckt, kaputt, häufig ekelhaft. Aber: Während Eltern sich zuweilen laut über die mangelnde Sanierung und Reinigung aufregen, frage ich mal zurück: Wer richtet diese Sauerei an? Lehrer, Eltern oder gar das Reinigungspersonal? Bestimmt nicht. Also, wer bleibt übrig? Weshalb verstopfen einige Schüler und Schülerinnen Abflüsse mit Klorollen? Weshalb pinkeln sie daneben? Weshalb verschmieren sie – im ekeligsten Fall – sogar Kot? Und die Kernfrage: Wer ist für die Erziehung dieser Kinder verantwortlich? Lehrer oder doch die Eltern?

Zum Glück sind jetzt Schulferien. Da muss kein Kind (überwiegend Mädchen) „anhalten“, bis es zu Hause auf Toilette gehen kann.

Bildungssenatorin Sascha Aulepp (SPD) hatte vor einigen Wochen den Unmut von Eltern auf sich gezogen, als sie feststellte, die Reinigungsdienste würden ihren Job ordentlich machen.

Das Thema „versiffte Schulklos“ ist vermutlich so alt wie wir selbst. Allerdings hat die Aggressivität jener Schüler und Schülerinnen zugenommen, die ihren Frust an der falschen Stelle, nämlich an der Keramikabteilung, auslassen. 

Schmierereien wie „Herr Xxx ist doof“, oder: „Macht kaputt, was euch kaputtmacht“, bis hin zu: „Es lebe die Anarchie“ – solche Sprüche gab’s schon in meiner Schulzeit

Heute aber wird geschmiert und gesprayt, was die Hände hergeben. „Fuck“ darf nie fehlen. Noch schlimmer: Es werden Türen eingetreten, Waschbecken abgerissen, Papierrollen in die Klo-Abflüsse gestopft – eben ein Saustall angerichtet. Selbst Grundschüler haben keine Scheu, Papierrollen in die Lokusschüssel zu drücken. 

Was, bitte, läuft da – zu Hause – schief?

Blöd ist natürlich, dass offensichtlich einige Erwachsene heutzutage Ordnung, Respekt vor fremden Eigentum und Rücksichtnahme auf die Bedürfnisse anderer Menschen mittlerweile selbst nicht immer so wichtig finden, wie es einer funktionierenden Gesellschaft zuträglich wäre.

Man schaue sich nur mal Autobahnklos an. Meistens: widerlich. Einen Vorteil haben die freilich: Sie sind aus Edelstahl und können mit Hochdruckreinigern bearbeitet werden. Was aber in Deutschland offensichtlich leider seltener als beispielsweise in Dänemark geschieht.

Das Thema verdreckte und zerstörte Klos ist übrigens kein spezielles Bremer Thema. Beispielsweise hat Köln 2019 rund drei Millionen Euro allein in die Instandhaltung seiner Schulklos investiert – die nur wenig später wieder kaputt und versaut waren. In Berlin ein ähnliches Bild. Dort galten zwischenzeitlich überhaupt nur 50 Prozent der Toilettenanlagen als funktionsfähig.

Was kann man tun?

In der Grundschule sind sicherlich noch Sitzklos erforderlich. Notfalls weiterhin aus Keramik mit Brille. Für die höheren Klasse ab dem 5. Schuljahr könnten die Sitzklos aus Edelstahl gefertigt sein. Ab Klasse zehn sind beispielsweise auch Stehklos wie in Frankreich denkbar – ebenfalls aus Edelstahl.

Diese Anlagen funktionieren allesamt aber nur, wenn die Abflüsse nicht mutwillig verstopft werden. 

Wer beim Verschmutzen der Toiletten oder deren Zerstörung erwischt wird (gibt’s eigentlich noch eine „Pausenaufsicht“?), muss für den Schaden aufkommen. Dann werden die betreffenden Kinder und deren Eltern zum Putzen und Reparieren verdonnert.

Die Übernahme von Verantwortung könnte man übrigens auch präventiv einüben. Oder wäre ein praktischer Unterrichts-Anteil „Wie benutze ich einen Putzlappen?“ bereits „Kinderarbeit“?

Vor alle dem aber (ja, hier schreibt ein alter weiser, ups: weißer Mann) sind die Eltern gefordert. Wenn sie ihren Kindern nicht von Beginn an beibringen, was sich gehört und was nicht, wenn sie selbst bei der Benutzung öffentlicher Toilettenanlagen kein gutes Vorbild sind – dann wird sich wohl die Wohlstands-Verwahrlosung unserer Gesellschaft fortsetzen.

Liebe Leserschaft, jetzt habe ich Sie bereits zum zweiten Mal herausgefordert. Erst mit einem ellenlangen Text (der CDU) zur Drogenpolitik und jetzt – am heiligen Sonntag – mit einem unschönen Thema.

Tut mir leid, musste aber sein. Der nächste Blog wird ohne Elend, Ekel und Siffe auskommen. Ich bemühe mich! Ehrlich.

Munter bleiben!

Herzlichst

Ihr Axel Schuller