Warum bedient sich der Bürgermeister eines Pennäler-Jargons?
Was um Gottes Willen ist mit diesem Bürgermeister los? Dr. Andreas Bovenschulte (SPD) hatte es in der Corona-Zeit geschafft, sich den Ruf eines soliden, ja geradezu seriösen „Landesvaters“ aufzubauen. Aktuell zerstört er das Bild. Auch, indem er sich – einem Pennäler gleich – in abschätziger Weise über EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) äußert. Fürchtet er nach dem EU-„Deal“ mit Trump den Untergang des Bremer Mercedes-Werkes und der Stahlwerke? Will er von der Leyen schon mal vorab als Schuldige brandmarken?
Liebe Leserschaft, Bovenschulte kann weiterhin „staatstragend“. Das lässt sich im heutigen WK-Interview mit ihm nachlesen. Bei „X“ und LinkedIn lässt er aber zuweilen regelrecht „die Sau raus“.
Ich zitiere hier mal einen Post des Regierungschefs, der nach bundesdeutscher Kleiderordnung ja als Ministerpräsident gilt, aber in den „sozialen Medien“ zuweilen völlig anders, man muss es wirklich so sagen: unwürdig auftritt.
So textete er im Zusammenhang mit von der Leyens Verhandlungen mit Donald Trump: „Bitter zu sehen wie die EU dabei ist vor Trump den Schwanz einzuziehen. Kein Funken Ehre im Leib. (…)“ Von Trumps „Stiefel lecken“ war in einem anderen Post auch noch die Rede.
Diesen zog er später (nach heftigem Gegenfeuer) zurück, schrieb statt dessen:
„Und das Schlimmste ist, wie sich unsere EU-Chefin dazu erniedrigen lässt, Trump auch noch als „harten – sogar fairen – Dealmaker“ zu umschmeicheln (Ich nehme das mit der Ehre zurück. War etwas zu hart).“
Das mit der Ehre war nicht nur „zu hart“, Herr Bovenschulte, sondern auch – sorry – Dummdeutsch. Wenn schon, dann „keinen Funken“… Über Kommasetzung will ich erst gar nicht sprechen.
Das Schlimme ist ja, dass die kritischen Äußerungen des Bürgermeisters an dem Zoll-Deal nachvollziehbar sind. Stahl und Aluminium müssen weiter 50 Prozent Zoll blechen. Die Autobranche soll 15 statt aktuell 27,5 Prozent extra löhnen. Völlig daneben aber, dass der Import von US-Autos in die EU zollfrei (bislang 10 %) wird.
Da kann man ahnen, wo beispielsweise Mercedes künftig die Kapazitäten ausbauen wird.
ABER: Ein Ministerpräsident sollte bei aller Verärgerung über so viel Stil verfügen, dass er nicht in den Jargon eines Pennälers verfällt. Dies schadet auf Dauer dem Bundesland Bremen.
Seltsam übrigens, dass der feine Herr Bovenschulte kein Wort darüber verlor, wie sehr die bremischen Häfen unter den neuen Zöllen leiden werden.
Was ich an der Kritik mancher Politiker komplett vermisse, ist das Thema zusätzlicher Import von US-Energie, vornehmlich Gas im Wert von 750 Milliarden Dollar.
Bei uns gründen sich Bürgerinitiativen im Schnelltempo, wenn Gas aus der Erde „gebrochen“ (fracking) werden soll. Die Amis liefern widerspruchslos Unmengen Fracking-Gas, schädigen dabei im schlimmsten Fall die heimische Natur.
Wird diese Art von Erdgas aber importiert, spielt die Gewinnungsart bei uns plötzlich keine Rolle.
Zum Schluss noch ein anderer Gedanke: Der zwischen Trump und von der Leyen ausgehandelte Deal droht der deutschen Wirtschaft massive Nachteile zu „bescheren“. Wie wäre es, wenn der Bund, aber auch so ein Ländchen wie Bremen, jetzt alles daran setzen würde, die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft zu verbessern? Im Sinne von vereinfachen und günstiger zu gestalten.
Bremen hat jedoch die Grunderwerbssteuer erhöht, führt eine Ausbildungs-Zwangsabgabe ein, will gastronomische Betriebe – neuester Clou zur staatlichen Einnahme-Steigerung – mit einer Verpackungssteuer drangsalieren. Unter „Bürokratieabbau“ lässt sich das schwerlich verbuchen.
Es fällt mir nicht immer leicht, aber ich bleibe dabei: Munter bleiben!
Herzlichst
Ihr Axel Schuller
P.S.: Übrigens erfreulich, dass wenigstens Radio Bremen und BILD Bremen Bovenschultes sprachliche Entgleisungen erwähnt haben. Blätter mit „amtlichen Bekanntmachungen“ waren zurückhaltender.
Das ist von Herrn Dr Bovenschulte strategisch klug „ausbaldowert“: mit einer Wortwahl , für die mutmasslich bestimmte Wählerschichten empfänglich sind, antizipiert eine Legende a la AG Weser : er will die Stahlproduktion retten , aber die Konservativen in Brüssel und Berlin vereiteln seine Bemühungen um Rettung der Stahlarbeitsplätze in Bremen . Und er ignoriert , dass es auch ohne „Deal“ einen Zoll von 50% gab-ohne zeitliche Begrenzung.
Für den Fall , dass Arcelor mit schlechten Nachrichten kommt , hat er schon eine schöne Geschichte zur Hand.
Bovenschulte ist und bleibt ein Prolet ! Und immer dann, wenn dem (n) Genossen Ungemach droht, flippt man aus und schlägt wild um sich. Mit seiner Vulgärsprache kommt der (noch) Bürgermeister bei seiner Klientel natürlich bestens an. Und er weiß als gewiefter Politiker natürlich , wem er im Fall der Fälle (Stahlwerk, Mercedes, Häfen usw.) den „schwarzen Peter“zuschieben kann. Die Genossen haben ja nichts anderes, als ihre gut bezahlten Politikerjobs. Und die verteidigen sie mit Zähnen und Klauen !
Ich lese das und frage mich, ob heute mal der Schülerpraktikant in Bosenschulzes PR-Agentur der Frühdienst übertragen wurde, weil alle anderen im Sommerurlaub sind???
Das kann doch nicht wirklich aus der Feder eines Ministerpräsidenten mit juristischem Studium stammen…
Falls doch, möchte ich gern Überlegungen zu seiner Nachfolge beginnen.
Von den Verhandlungsergebnissen der formidablen Frau von der Leyen kann man ja halten was man will – wir können wohl davon ausgehen, dass sie kaum ohne vorherige Konsultation der Bundesregierung, also auch der SPD – entstanden sind. Diese Art der Kommentierung aber ist peinlich und provinziell. Hier legt Andreas Bovenschulte den Sprachduktus eines alternden weißen Mannes an den Tag, der frauenfeindlich und verächtlich ist. „Quod licet Iovi, non licet bovi“ darf keine Sonderregel für Bürgermeister sein, die bei Emotionen verbal ihr Wasser nicht mehr halten können.
Sicher, das Ergebnis war nicht ideal, aber man sollte auch die Alternativen bedenken. Die Europäische Kommission – und damit nicht nur Frau von der Leyen, sondern das gesamte Gremium – hatte eine Entscheidung zu treffen: Entweder einen wirtschaftlich klugen, aber sicher nicht perfekten Kompromiss zu schließen oder sehenden Auges in einen Handelskonflikt zu laufen. Dass diese schwierige Abwägung öffentlich kaum gewürdigt wird, ist schade.
Was jedoch irritiert, ist die Art, wie Bürgermeister Bovenschulte sich über EU-Spitzenpersonal äußert, das demokratisch legitimiert aus der Mitte Europas für genau solche Aufgaben gewählt wurde. Solche Führungskräfte pauschal zu diffamieren, ist kein Ausdruck von Kritik, sondern von Nichtachtung. Und ja, in diesem Zusammenhang passt leider sogar der oft unglückliche Begriff der „Arroganz des alten weißen Mannes“ – weil hier Verantwortung durch populistisches Draufhauen ersetzt wird.
Ein besonderes Unverständnis gilt dem Versuch, das Thema künstlich mit den Bremer Stahlwerken zu verknüpfen. Die eigentlichen Herausforderungen dort liegen bekanntlich nicht in Brüssel, sondern in der stockenden Dekarbonisierung und strukturellen Problemen der letzten Jahre. Wer sich als Bürgermeister sieht oder versteht, sollte in solchen Debatten ein vollständigeres Bild zeigen – welche Auswirkungen hat es auf unseren Häfen, die seit Jahren unter staatlichen Missmanagement ( kein OTB bzw. Kein norddeutsches Konzept) leiden.
Im Sommerloch darf man zugespitzt formulieren – aber man sollte sich trotzdem gut überlegen, was man postet. Führung bedeutet eben nicht nur Lautstärke, sondern auch Maß und immer schön erst vor der Eigenen Tür fegen.