Dokumentation: Was die NZZ heute zum Gaza-Konflikt veröffentlicht hat

01.08.2025 1 Von Axel Schuller
Der Chefredakteur der Neuen Zürcher Zeitung, Eric Gujer, hat heute in einem frei zugänglichen Beitrag der NZZ folgenden Beitrag zum Thema Israel, Palästinenser, Gaza veröffentlicht. Ich erlaube mir, diesen Text als weiteres Stück zum Thema Gaza als Dokumentation zu bringen:

Beginn der Doku:

Thema der Woche: Die Hamas ist an der Katastrophe schuld, aber Israel hat viel von seinem moralischen Kredit verspielt
Es mag zynisch klingen, aber die Israeli haben dem Hamas-Schlächter Yahya Sinwar einiges zu verdanken. Ohne die Wahnsinnstat vom 7. Oktober 2023 hätte die Regierung in Jerusalem kaum den Mut zu zwei riskanten Unternehmen gefunden: den Angriffen auf Iran und seine libanesischen Hilfstruppen.
Beide Kriege endeten mit einem triumphalen Sieg. Der jüdische Staat verfügt nun über eine beinahe hegemoniale Stellung im Nahen Osten. Vor kurzem hätten das die meisten Beobachter noch für unmöglich gehalten.
Doch ausgerechnet der Konflikt, mit dem vor zwei Jahren alles begann, hängt in einer Endlosschlaufe fest. Zwar ist die Hamas als militärische Organisation zerschlagen. Die die für die Massaker Verantwortlichen, allen voran Sinwar, sind tot. Die stärkste Festung der Welt, der Gazastreifen mit seinen Tunneln, ist erobert. Auch diese Leistung hielten die meisten für ausgeschlossen. Die Festung Gaza galt als uneinnehmbar oder nur mit schwersten Verlusten zu bezwingen.
Und doch wird niemand von einem Erfolg sprechen.

Die Hauptverantwortung für die Apokalypse trägt die Hamas

Solche Lager sind so wenig humanitär wie Dantes Unterwelt. Auch sie sind keine Lösung. Genauso wenig wie der Versuch, die Einwohner von Gaza auszuhungern, um ihren Exodus zu beschleunigen. Afrikanische Warlords oder orientalische Despoten dürfen so mit Zivilisten umspringen, das ist der Weltöffentlichkeit gleichgültig.
Für Israel aber gelten höhere Standards als für alle anderen. Auch diese Heuchelei ist Teil des Informationskrieges. Die Empörung der Europäer kann Jerusalem egal sein. Das ist nicht mehr als eine Operette der Machtlosen – mit Präsident Macron als dem umtriebigsten Impresario.
Die Meinung in Amerika, in der jüdischen Diaspora und in Israel selbst lässt sich indes nicht dauerhaft ignorieren. Die meisten Israeli wollen keine Barbaren sein, auf einer Stufe mit der Hamas. Daher gelangt seit einigen Tagen wieder mehr Nahrung nach Gaza.
Zu ihrer Verteidigung kann die Regierung von Ministerpräsident Netanyahu anführen, dass die Versorgungslage bewusst verzerrt dargestellt wird. So gab die Uno früher die Zahl der Gaza täglich versorgenden Lastwagen für das Jahr 2022 mit 270 an, davon 70 mit Lebensmitteln. Inzwischen behauptet die Uno, zu Friedenszeiten seien täglich 500 Trucks gefahren. Es ist eine wundersame Vermehrung, welche die heutigen Lieferungen noch unzulänglicher erscheinen lässt. In diesem Konflikt ist die Uno keine neutrale Instanz.


Solange Hamas-Einheiten weiterkämpfen, sind sie ein legitimes militärisches Ziel. Warum also legen die Kämpfer nicht die Waffen nieder, um ihrem Volk weiteres Leid zu ersparen?
Sogar die Nazis kapitulierten am Ende. Sie verweigerten Hitlers Nero-Befehl, der Deutschland vollends in eine Wüstenei verwandelt hätte. Doch Sinwars Anhänger zeigen nicht einmal diesen Rest an Humanität. Dass die Lage in Gaza apokalyptische Züge trägt, liegt zuallererst an der Hamas. Das geht bei der Kritik an Israel zu oft vergessen.



Wie ähnlich sich die beiden Seiten werden, ist eine Kernfrage in diesem Konflikt. Netanyahu begann den Kampf mit den Terroristen in einer Position moralischer Überlegenheit. Davon ist nicht viel geblieben. Gnade kennt dieses Kabinett nicht.


Ein politischer Neuanfang in Jerusalem ist überfällig

Sinwar hat seinem Volk die Zukunft geraubt. Die Zweistaatenlösung ist obsolet. Den Staat Palästina wird es nicht geben, auch wenn Paris und London das Phantom anerkennen. Der Paria-Status der Palästinenser ist zementiert, da kann die westliche Linke noch so lange antisemitische Slogans brüllen.
Die Hamas bot Israel mit dem Pogrom den Anlass, seine Macht in der Region erheblich auszudehnen. Sie lieferte ihr Volk dem jüdischen Gegner auf Gedeih und Verderb aus und verursachte die grösste Katastrophe in der palästinensischen Geschichte, grösser als die ebenfalls weitgehend selbstverschuldete «Nakba», die Flucht und Vertreibung im Krieg von 1948.



Ob die Siedler die Mehrheit ihrer Landsleute in einen unendlichen Mahlstrom aus Gewalt und Gegengewalt reissen können? Ausgeschlossen ist das nicht. Es gibt genügend Beispiele für die nihilistische Kraft des Extremismus von Hitler bis zur Hamas.
Gewiss ist nur, dass Israel die Palästinenser nicht zum Verschwinden bringt. Alle Versuche, sie durch hohe Mauern aus dem Gesichtsfeld zu verbannen, sind gescheitert – letztmals im Oktober vor zwei Jahren. Juden und Araber sind aneinandergefesselt. Siamesische Zwillinge, die einander hassen und doch nicht voneinander loskommen.

ENDE der Doku.

Munter bleiben!
Herzlichst Ihr as