Bremen verliert engagierte Müllabfuhr-Chefin / Senat verstößt gegen eigenes Ziel

27.08.2025 8 Von Axel Schuller

„Bremische Personalräte sind allzuständig – aber sie üben ihre  Macht ohne Verantwortung aus.“ Mit diesen Gedanken scheuchte die Chefin der Bremer Stadtreinigung, Daniela Enslein, Politik und Verwaltung im September 2021 auf. Nun verlässt sie die Bremer Stadtreinigung Richtung Hamburg. Das kritisierte bremische Personalvertretungs-Gesetz besteht fort. Mindestens genauso schlimm: Der Senat hofiert weiterhin die Personalvertreter mehr als sein Führungspersonal im „Konzern Bremen“. Damit verstößt er übrigens gegen den eigenen Koalitionsvertrag.

Enslein hatte das Bremer Personalvertretungsgesetz (BPVG) für den öffentlichen Dienst (mit der darin festgelegten „Allzuständigkeit“ der Mitarbeitervertretungen) im September 2021 in einem Gastkommentar für den Weser-Kurier regelrecht angeprangert. Sie schrieb unter anderem: „Personalräte haben die finale Entscheidungskompetenz ohne jegliche Verantwortung.“ Und: „Die mögliche Willkür der Personalräte verkommt im schlimmsten Fall zum (Macht-)Missbrauch und lähmt Dienststellen und kommunale Unternehmen.“

Führungskräfte des „Konzern Bremen“ horchten damals neben Politikern und Verwaltungsmitarbeitern auf. „Die traut sich was. Und das ein Jahr vor Ablauf ihres Vertrages als „Vorständin der kommunalen Anstalt öffentlichen Rechts“ – unter deren Dach die Firma Nehlsen und die Stadt Bremen Müllabfuhr und Straßenreinigung organisieren.

Gleichwohl wurde ihr Vertrag 2023 bis zum Jahr 2027 verlängert. Offenbar, weil sie einen guten Job macht. Inzwischen hat Enslein etwas besseres als die DBS gefunden. Sie wechselt nach Hamburg, wo sie vom 1. Januar an als „technische Geschäftsführerin und Vorsitzende der Geschäftsführung“ beginnt. Statt 750 Mitarbeiter in Bremen ist sie an der Elbe für über 4.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zuständig. Der Umsatz in Hamburg beträgt rund 500 Millionen Euro, in Bremen waren es 120 Millionen. Mithin ein Riesen-Karrieresprung für Enslein, der sich auch im Gehalt niederschlagen dürfte. Die Stadt Hamburg entlohnte ihren Vorgänger mit 337.000 Euro

Und: Das Hamburger Personalvertretungsgesetz, das auch für die kommunale Stadtreinigung gilt, enthält keine Allzuständigkeit der Personalräte. Dies, obwohl Hamburg, bis auf eine Unterbrechung, seit Jahrzehnten ebenfalls von der SPD regiert wird. Aber, das muss man neidlos hinzufügen: besser und erfolgreicher als Bremen.

Kommen wir zurück zur rot-grün-roten Koalition an der Weser. Hier lädt der Senat alljährlich alle Personal- und Betriebsräte zu einem großen Empfang ins Rathaus ein. Dort wird dann den Personalvertretern als unverzichtbare Kraft für den öffentlichen Dienst und für die Demokratie gehuldigt.

Aber: Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte hat offenbar erkannt, dass die Chefs Bremen-eigener Firmen und die Dienststellenleiter auch etwas zu sagen haben; und mal wertgeschätzt werden müssen. Diese bilden häufig genug den Puffer zwischen Eigentümer- und Mitarbeiter-Interessen.

Dieser Gedanke fand sogar den Weg in den Koalitionsvertrag. Im Kapitel Finanzen und Personal heißt es in den Zeilen 7881-7882:  „Wir werden künftig einmal im Jahr eine Strategieklausur mit den Führungskräften im Konzern Bremen durchführen.“

Nachfrage bei Senatssprecher Christian Dohle, ob denn 2023, 2024 und/oder im laufenden Jahr 2025 eine derartige Klausur mit den Betriebs- und Amtsleitungen stattgefunden habe. Antwort „Noch nicht.“

Wenn ich es recht bedenke, kann man Daniela Enslein (55) zum neuen Job in Hamburg nur gratulieren – und das gleich aus mehreren Gründen. 

Mehr Verantwortung, 

mehr Geld,

normales Personalvertretungs-Gesetz

und qualitativ anspruchsvoller Aufsichtsrat.

An der Elbe ist Katharina Fegebank (Grüne) Aufsichtsratschefin, die als Grüne Umweltsenatorin mit dem Thema Abfallwirtschaft -zig Mal mehr zu tun hat, als die derzeitige Verwaltungsratsvorsitzende der Bremer DBS, Irene Strebl. Diese ist zwar Staatsrätin bei Umweltsenatorin Kathrin Moosdorf, dort aber für den Bereich Wissenschaft (Uni und Hochschulen des Landes) zuständig. Der ebenfalls im Ressort tätige Umweltstaatsrat Jan Fries hält sich – warum auch immer – von der DBS fern.

Fazit: Daniela Enslein hat offenbar alles richtig gemacht.

Munter bleiben!

Herzlichst

Ihr Axel Schuller