Was Außenstehende nicht sehen: Gemeinsamkeiten von Politik und Journalismus

07.09.2025 14 Von Axel Schuller

Achtung, nicht erschrecken: Politiker und Journalisten weisen häufig mehr Gemeinsamkeiten auf, als viele Menschen annehmen. Bremens Ex-CDU-Spitzenmann Carsten Meyer-Heder hat 2023 sein Unverständnis darüber geäußert, dass sich Parteien bei der Zustimmung oder Ablehnung von Vorschlägen anderer selten am Inhalt, sondern fast immer daran orientierten, welche Partei die Idee vorgestellt habe. Ähnliches ist im Journalismus zu beobachten.

Schauen wir auf die Politik. Da können CDU und FDP in Bremen sinnvolle Anträge  – beispielsweise – zur Bildungspolitik stellen. Wer diese Vorstöße garantiert ablehnt, sind die Koalitionäre von SPD, Grünen und Linke. Dies, obwohl Bremen bei der Bildung ja wirklich nix mehr schlechter machen kann. Bündnis Deutschland (früher Bürger in Wut) ist noch schlimmer dran. Die gelten als Underdogs, werden von allen – inklusive CDU und FDP – regelrecht geschmäht

Die Folge: BD hatte – beispielsweise – im August 2024 einen fachlich sauberen Antrag auf Einsetzung einer Enquetekommission Bildung eingebracht – war aber dennoch auf eine Mauer der Ablehnung gestoßen.

Damals fiel mir Carsten Meyer-Heder mit seinen Unmuts-Äußerungen über den Parlamentarismus ein. Er hatte sinngemäß beklagt, es sei für Normalbürger nicht nachvollziehbar, dass „richtige“ Themen nur deshalb zurückgewiesen würden, weil sie von der „falschen“ Seite, beispielsweise der AfD,  kämen. Daraus ist ihm damals – auch CDU-intern – ein Strick gedreht worden. Mit der Folge, dass der IT-Unternehmer sich aus der Politik zurückgezogen hat.

Blicken wir auf den (Bremer) Journalismus. Da läuft’s ähnlich. Der Blog bremensogesehen hat – beispielsweise – als einziges Medium berichtet, dass für die Teilnahme am Christopher Street Day Gebühren von bis zu 1.500 Euro (für einen 40-Tonner-Lkw) verlangt werden. Oder: Dass Bremen ein etwaiges Defizit dieser als Demo angemeldeten Veranstaltung in Höhe von bis zu 12.000 Euro ausgleichen wird. Nur bei bremensogesehen war (am 24.7.2025) zu erfahren, dass die zerstrittenen Eigentümer der Bremer Tageszeitungen sich bislang nicht geeinigt haben, den Vertrag mit ihrem Vorstand David Koopmann zu verlängern – obwohl der aktuelle Kontrakt bereits Ende dieses Jahres ausläuft. Ohne Einigung der Eigentümer auf Fortsetzung des Vertrages oder bis 1.1.2026 Bestellung eines anderen Chefs, müsste das Landgericht einen Notvorstand berufen.

Liebe Leserschaft, Sie können mir es gerne glauben, dies sind nur einige wenige Beispiele aus der jüngsten Vergangenheit, wie Fakten in anderen Redaktionen zwar wahrgenommen, aber nicht aufgegriffen werden. Grund: Das „falsche“ Medium, nämlich bremensogesehen, hat darüber berichtet. „Falsch“ deshalb, weil ich mir ab und zu erlaube, auch die Arbeit von Bremer Journalisten kritisch zu betrachten. Das kommt in den Redaktionen von WK und RB überhaupt nicht gut an. Da wird dann schnell der Begriff vom „Nestbeschmutzer“ bemüht, um offenbar zutreffende Kritik rasch zu verdrängen.  

Liebe Leserschaft, Sie wissen es selbst am besten: bremensogesehen hat sich nach über 500 Beiträgen zu einem ergänzenden Medium entwickelt, das häufig einen „anderen Blick“ auf Ereignisse und Akteure wirft. Mir geht es dabei übrigens stets um Inhalte, nie um Parteikürzel.

Von der Ignoranz der Bezahl-Medien ist die Opposition übrigens schlimmer betroffen. CDU, FDP und BD gelten in der Bevölkerung zuweilen als schlapp, weil sie sich in den Tagesmedien nur mit einem Bruchteil ihrer Aktivitäten wiederfinden. Tatsächlich sind Konservative und Liberale deutlich reger. Kurios: Inzwischen veröffentlichen CDU und FDP ihre Presseerklärungen wie jüngst zum schleppenden Wohnungsbau oder zum Baumschutz als Kommentare in meinem Blog – sofern es zum aktuellen Thema passt.

Das kannste kaum glauben…

Zum Schluss noch etwas Grundsätzliches: In meiner aktiven Zeit habe ich Volontären (so heißen Auszubildende, die Journalisten werden wollen) folgende Tipps gegeben

Hüten Sie sich, sich über Politiker zu erheben. Die haben nämlich einiges mit unserem Berufsstand gemein. Wer sich in der Öffentlichkeit äußert oder kommentiert, gibt damit stets auch ein Stück von sich selbst preis. Dafür muss man über ein bestimmtes Maß an Eitelkeit verfügen. Man macht sich dadurch angreifbar – als Politiker wie auch als Kommentator. Außerdem: Politiker wie Journalisten wissen von vielen Themen anfangs nichts. In beiden Berufen sind Generalisten tätig, die sich zunächst Wissen aneignen müssen, um es anschließend zu bewerten und verständlich vermitteln zu können. Politiker haben zusätzlich die teilweise undankbare Aufgabe, darauf basierend Entscheidungen zu treffen und dafür (bei der nächsten Wahl) geradezustehen. Wir Journalisten haben es da übrigens deutlich einfacher.

Munter bleiben!

Herzlichst

Ihr Axel Schuller

P.S.: Ich habe mir heute bewusst eine Blattkritik des WK verkniffen. Nur eines: Die Berichterstattung der Heimatzeitung über die SPD-Zukunftsveranstaltung „Bremen im Jahr 2050“ war schwach. Wer wissen wollte, wie brutal deutlich Kurt Zech über das Bremen von heute denkt, wurde von „ButenunBinnen“ um Klassen besser informiert.