Drei Beispiele: Wer mit seiner Meinung ausschert, hat schlechte Karten
Wo soll das bloß enden? Wer eine nicht gängige Meinung äußert, fliegt raus. Der Bremer Presseclub (doch kein Hort der Vielfalt?) kündigt drei Buchautoren kurzerhand den Raum, weil sie in ihrem Werk eine „einseitige“ Meinung zu Russland verträten. Im Gefangenen-Lager Sandbostel wird die Ausstellung eines Bremer Vereins über Leningrads Aushungerung noch vor Eröffnung geschlossen. Grund: Ein Redner habe sich (angeblich) Russland-freundlich geäußert. Auf der „anderen Seite“ hat der NDR nach Protesten von 250 „roten“ Mitarbeitern der „konservativen“ Julia Ruhs die Moderation des Magazins „KLAR“ entzogen. Bange Frage: Was geschieht gerade mit einem der höchsten demokratischen Güter, der Meinungsfreiheit?
Bleiben wir zunächst beim NDR. Dort hatte man gemeinsam mit dem BR das neue Format „KLAR“ entworfen. Die Moderatorin Julia Ruhs (BR) war bereits nach der ersten Ausstrahlung bei den NDR-Linken unten durch. Die schlappe Führung ließ die Debatte laufen, die als rot geltende Anja Reschke machte sogar in ihrer eigenen Sendung Stimmung gegen KLAR. Am Ende kuschte der Sender inklusive des neuen Intendanten Hendrik Lünenborg vor den Rebellen, denen die Sendung zu konservativ und zu „unausgewogen“ war.
Auf die Idee musste erst mal kommen. Unausgewogen. Was machen denn Anja Reschke und Jan Böhmermann? Ausgewogenes und informatives Fernsehen?
Repräsentative Zuschauerbefragungen ergaben übrigens, dass 61 Prozent der KLAR-Zuschauer die Sendungen sehr gut und gut fanden. Aber das schreckte die „Links-grüne Meinungsmacht“ (Ruhs’ passender Buchtitel) nicht.
Ex-ARD-Granden wie Ulrich Deppendorf gruselten sich:
„Der Rausschmiss der Jungmoderatorin Julia Ruhs (…) ist ein Fehler (…). BR und NDR wollten ein konservatives Magazin aufbauen, ein durchaus berechtigtes Vorhaben. Konservative Magazine hatten ARD und ZDF schon in früheren Jahren. Report München mit Wolf Feller, Heinz Klaus Mertes und Siegmund Gottlieb bei der ARD, Gerhard Löwenthal beim ZDF. Auf der anderen politischen Seite gab es eben Monitor mit Klaus Bednarz vom WDR, Panorama mit Peter Merseburger und Report Baden Baden mit Franz Alt. Es war ein breites Meinungsspektrum. (…) Nun wollten BR und NDR ein konservativ ausgerichtetes Magazin aufbauen. Eine Folge beschäftigte sich mit der Migrationspolitik. Durchaus auch emotional wurden die Fehler, Schwächen und zum Teil erschütternden Konsequenzen der Migrationspolitik gezeigt. (…) Das war meiner Meinung nach kein rechtsextremer Journalismus. Es war gedeckt von der Meinungsfreiheit. (…) Der Fall Ruhs wirft kein gutes Licht auf die ARD.“
Der NDR – das muss man ihm lassen – hat relativ rasch auf das hell aufflammende Feuer gegen den öffentlich-rechtlichen Rundfunk reagiert. Er präsentierte die Ex-BILD-Chefredakteurin Tanit Koch als künftige Moderatorin der NDR-Anteile innerhalb der KLAR-Sendereihe.
Frage: Treibt das Doppel eigentlich die Kosten in die Höhe? Egal, die Gebührenzahler kommen ja eh für alles auf.
Mal ein Gedanke außer der Reihe: Wie wäre es, wenn alle mit dem ÖRR unzufriedenen Menschen unseres Landes die GEZ-Gebühr für, sagen wir mal, ein halbes Jahr auf ein Notar-Anderkonto einzahlten, um für die offensichtlich selbst-sicheren und selbst-zufriedenen ÖRR-Macher ein Zeichen zu setzen?
Schreiben Sie mir gerne Ihre Gedanken dazu!
Gerade die direkt vom ÖRR Profitierenden behaupten unentwegt, ihr Tun sei für den Erhalt einer funktionierenden Demokratie unentbehrlich. Gelingt das mit einseitiger Berichterstattung, oder bewirkt dies nicht doch das Gegenteil?
Nächster Cancel-Culture-Fall. Die Bremer Dr. Stefan Luft und Dr. Jürgen Wendler sowie Jan Opielka wollten vorigen Freitag ihr Buch im Presseclub vorstellen. Titel „Mit Russland. Für einen Politikwechsel“ (Rezension einer Leserin als Doku unter diesem Stück).
Innensenator Ulrich Mäurer (SPD), ebenfalls über den offenbar nicht enden-wollenden Krieg in der Ukraine verzweifelt, wollte ein Grußwort sprechen. BILD erreichte durch entsprechendes Trommelfeuer: Erstens Mäurers Absage (wer hätte ihn auch bei einem Misstrauensantrag von CDU oder FDP aus der eigenen Koalition verteidigt?) und zweitens: den unverzeihlichen Rückzieher des Presseclubs. BILD verunglimpfte die Autoren, den Vorwortschreiber Günter Verheugen und das einladende Friedensforum als „Russland-Versteher“. Ein „Experte“ ätzte in BILD gegen das Friedensforum, dieses sei „Putin-verharmlosend“.
Dem Ganzen die Krone setzte ein taz-Redakteur auf. Er sprach in einem Radio-Bremen-Film davon, der Innensenator habe qua Amt die Aufgabe, „uns, den Rechtsstaat vor zersetzender Propaganda“ Putins zu schützen. Deshalb dürfe Mäurer dort nicht erscheinen. Wow, diese Worte aus dem Mund eines taz-Redakteurs.
„Zersetzende“ Propaganda – Sozialdemokrat Arno Gottschalk, der sich seit Jahrzehnten mit dem Thema Militärpolitik beschäftigt, appellierte an das linke Gewissen des „tazlers“: „Der Begriff zersetzende Propaganda“ sei vor dem I. Weltkrieg und später gezielt auch von den Nazis zur Diffamierung Andersdenkender verwendet worden.
Der BuBI-Film über die Kündigung des Veranstaltungsortes Presseclub endete übrigens mit dem Hinweis, die Veranstalter hätten einen anderen Raum gefunden; RB vergaß (zufällig?), diesen zu nennen. Dennoch versammelten sich am Freitag rund 150 Leute im Heinrichsaal.
Vorerst letztes Beispiel für Cancel-Culture: Wolfgang Müller, Vorsitzender des Bremer Vereins „Deutsch-Russische Friedenstage“, sprach jüngst vor Eröffnung einer Ausstellung des Vereins zum Aushungern der Leningrader Bevölkerung im II. Weltkrieg durch deutsche Truppen im ehemaligen Flüchtlingslager Sandbostel. Am Tag danach teilte die Leitung des Gedenkortes mit, die Sonderausstellung werde abgesagt und abgebaut.
Begründung: „Bei der Eröffnung(…) kam es in der Eröffnungsrede seitens des Vereinsvorsitzenden zu Aussagen und Positionen zum völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine, die in keiner Weise mit den Positionen der Gedenkstätte und der Stiftung Lager Sandbostel übereinstimmen.“
Liebe Leserschaft, ich habe die Rede „nachgelesen“ und nichts Verwerfliches gefunden (sie steht auf der Website deutsch-russische-friedenstage.de).
Selbst wenn die Stiftungs-Oberen von Sandbostel meinen sollten, Müller habe eine „falsche“ Auffassung vertreten, weshalb darf dann die Ausstellung nicht gezeigt werden? Die Rede war doch nur einmal vorab gehalten worden, ist also kein Bestandteil der Exposition. Merkwürdig.
Munter bleiben!
Herzlichst
Ihr Axel Schuller
P. S.: Sie sind ja immer an WK-News interessiert, wie ich an Nachfragen merke: Chefredakteurin Silke Hellwig (62) hat intern mitgeteilt, sie werde ihr Engagement vorzeitig zum April 2026 beenden. In der übrigens gelungenen Sonderbeilage „80 Jahre Weser-Kurier“ taucht sie schon nur noch als Autorin auf. Apropos Beilage: Bei den wirklich vielen dort veröffentlichten Zahlen haben die Kollegen eine glatt vergessen – die der verkauften Auflage von 98.213 Exemplaren (laut ivw 2. Qu. 2025: alles – Print, ePaper und paid content).
Zitat: „Frage: Treibt das Doppel eigentlich die Kosten in die Höhe? Egal, die Gebührenzahler kommen ja eh für alles auf.“
Das ist eine durchschaubare Masche: Mal eben eine scheinbar berechtigte Frage in den Raum stellen und dann gleich noch einen Verdacht äußern, statt bei den Fakten zu bleiben. Frau Koch ist bestimmt nicht irgendeinem linken Meinungsspektrum zuzuordnen. Sie wird nicht ‚zusätzlich bezahlt, sondern moderiert die für den NDR vorgesehenen und zu produzierenden Folgen.
Frau Ruhs wird auch keinesfalls gecancelt. Sie wird das (ursprünglich auf drei Folgen geplante Format) in der Verantwortung des BR fortsetzen.
Zum Rundfunk-Beitrag, der schon lange nicht mehr GEZ-Gebühren heißt: Ich zahle gerne ein Drittel dessen, was mich der Weser Kurier jeden Monat kostet und bekomme dafür rund um die ihre regionale und überregionale Berichterstattung im Radio und Regionalfernsehen, Teils hervorragende Dokumentationen in den diversen TV-Programmen, klasse Nachrichten, Blicke über den Tellerrand in Arte und 3Sat und – ja – auch Magazine wie Fakt, Panorama oder Klar. Zum Anschauen, zum Diskutieren, zum Nachdenken, zum Streiten.
Erstaunt musste ich feststellen, plötzlich als konservativ (rechts) deklariert zu werden, nur weil mir die von Julia Ruhs moderierte KLAR-Ausgabe gut gefiel, wurden doch Fakten und Meinungen jenseits des Gutmenschen-Mainstreams benannt. Bislang gehörte ich jahrzehntelang stets zu den Linken, wurde von Konservativen / Rechten wegen meiner differenzierten, vom jeweiligen Mainstream teilweise abweichenden Meinungen, oftmals angefeindet. Und nun sowas!?
Die massenhaften, unregulierten Einwanderungen, deren vielfältige Auswirkungen auf unser Bildungs-, Gesundheits-, Wohnungs- und Staatswesen sowie die hiesige Bevölkerung und deren „Unbehagen“ darüber wird ignoriert, als falsches Denken deklariert. Zugleich sehen viele Gutmenschen staunend und empört zu, wie die hiesige Wahlbevölkerung mittels Stimmabgabe darauf reagiert. Eine neue Volkspartei hat sich deshalb (vorübergehend?) und offenkundig demokratiegefährdend etabliert. Wer diese Zusammenhänge thematisiert wird nun diffamiert, aber leugnen und verbieten hilft leider nichts. Der NDR verhält sich autoritär und will künftig auf BILD-Niveau moderieren lassen. Schlimmer geht immer.
Eckhard Stengel schreibt:
Ja, wo soll das bloß enden, wenn sogar ein ehemals angesehener Journalist wie Axel Schuller einen Boykott der Rundfunkbeiträge ins Spiel bringt, wie das sonst nur von Rechtspopulisten und -extremisten propagiert wird! Wieso ist es einseitig links-grün, wenn der Öffentlich-rechtliche Rundfunk (ÖRR) für bestimmte Werte eintritt, zum Beispiel: Menschenrechte auch für Minderheiten, Umwelt- und Klimaschutz, Fakten statt Verschwörungsglauben? Sind das nicht Werte, die auch Konservativen wichtig sein müssten?
Trotz mancher Fehlentscheidungen bemüht sich der ÖRR ebenso wie der Großteil der Printmedien insgesamt erfolgreich darum, alle wichtigen Informationen für den demokratischen Diskurs zur Verfügung zu stellen und dem Hass und der Hetze von Extremisten entgegenzutreten. Deshalb sollten alle Demokraten den ÖRR entschieden verteidigen statt dabei mitzuhelfen, ihn sturmreif zu schießen.
Wohin es führt, wenn Stimmung gegen unabhängige Medien gemacht wird, sieht man derzeit in den USA, wo bald womöglich nur noch Meinungsäußerungen erlaubt sind, die dem Präsidenten genehm sind.
Übrigens wird Julia Ruhs meines Wissens nicht vorgeworfen, dass sie „zu konservativ“ sei, sondern dass sie journalistische Standards verletzt habe, indem sie ausländerfeindliche Emotionen transportiert habe, ohne sie rational zu hinterfragen.
Hartmut Paul schreibt:
Herr Stein, da haben Sie tief in die rhetorische Trickkiste gegriffen. Es erscheint in der Tat unwahrscheinlich, dass durch das Ersetzen von Frau Ruhs die Kosten für die Moderation der Sendung nennenswert erhöht werden. Aber kann man damit den Beitrag von Herrn Schuller widerlegen, geht es ihm wesentlich um Honorare für Moderatoren? Doch wohl eher nicht! Es geht um Meinungsfreiheit und die Breite des unter ihrem Dach zugelassenen Spektrums. Und dazu bringen Sie nichts anderes als eine Aufzählung von Attributen, die einer Werbebroschüre entstammen könnten. An der eigentlichen Sache, der. Meinungsfreiheit, gehen diese Attribute vollständig vorbei.
Liebe Leserinnen und Leser, leider war meine Seite heute für 9 Stunden vom Netz – jedenfalls die Kommentar-Funktion und die Bewertungsmöglichkeit. Das tut mir leid. Aber, glauben Sie mir: Ich habe mich den Tag über mindestens genauso wie Sie darüber geärgert. Einige im genannten Zeitraum eingegangenen Kommentare habe ich hochgeladen. Dies führt dazu, dass Kommentare unter meinem Namen erscheinen. Die Zeile xxx schreibt weist jedoch auf den jeweiligen Autor hin.
Ich hoffe mit Ihnen, dass die Website jetzt wieder (gerne allzeit) störungsfrei laufen wird.
„Trotz mancher Fehlentscheidungen bemüht sich der ÖRR ebenso wie der Großteil der Printmedien insgesamt erfolgreich darum, alle wichtigen Informationen für den demokratischen Diskurs zur Verfügung zu stellen.“
Genau dieses Bemühen, Herr Stein, wird von Herrn Schuller, durch konkrete Beispielen belegt, bestritten. Sie hingegen behaupten die Existenz dieses Bemühens ohne jeden Beweis für dessen Existenz bzw. die Widerlegung der von Herrn Schuller bemühten Beispiele. Argumentativ genauso kurz gesprungen wie Ihre Feststellung, Frau Ruhs sei wegen des Verstoßes gegen journalistische Grundsätze und des Transports fremdenfeindlicher Emotionen und nicht wegen ihrer konservativen Einstellung entlassen worden. Da wäre ein Hinweis darauf, womit sie denn wohl fremdenfeindliche Emotionen übermittelt haben sollte, argumentativ extrem hilfreich gewesen.
Und das ist nur die Spitze des Eisbergs.
Wer genauer hinschaut – in Firmen, Vereinen, Schulen, Behörden – der erkennt, dass hier längst ein politisches Umerziehungsprogramm läuft.
Mitarbeiter werden gezwungen, an Seminaren über „gendergerechte Sprache“ oder angeblich „diskriminierungsfreie Kommunikation“ teilzunehmen. Dahinter steckt kein harmloses „Sensibilisieren“, sondern knallharte links-grüne Indoktrination.
Das Ziel ist eindeutig:
Biologische Fakten sollen geleugnet werden.
Es gibt nur zwei Geschlechter – Punkt. Wer das ausspricht, wird heute von Politik, Medien und selbsternannten Moralwächtern öffentlich an den Pranger gestellt.
Statt klarem, verständlichem Deutsch sollen wir grammatikalisch falsche Gender-Sprachkonstrukte übernehmen, gewürzt mit Fantasiepronomen für Fantasiegeschlechter.
Und es geht noch weiter:
Traditionelle Begriffe wie „Heimat“ oder „Familie“ werden inzwischen als „problematisch“ markiert, teilweise sogar als „Nazi-Sprache“ diffamiert.
Die gleiche Politik, die an jeder Ecke „Vielfalt“ predigt, betreibt damit in Wahrheit Meinungsdiktatur.
Unterstützt wird das von öffentlich-rechtlichen Medien, die diese Agenda kritiklos verbreiten und Kritiker mundtot machen wollen.
Wie lange will sich die schweigende Mehrheit noch einschüchtern lassen?
Wann endlich hält die Bevölkerung das Stoppschild hoch und sagt:
„Bis hierher – und nicht weiter!“ ?!
»Trotz mancher Fehlentscheidungen bemüht sich der ÖRR ebenso wie der Großteil der Printmedien insgesamt erfolgreich darum, alle wichtigen Informationen für den demokratischen Diskurs zur Verfügung zu stellen und dem Hass und der Hetze von Extremisten entgegenzutreten. Deshalb sollten alle Demokraten den ÖRR entschieden verteidigen statt dabei mitzuhelfen, ihn sturmreif zu schießen.«
Eckhard Stengel ist vollumfänglich zuzustimmen: Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist als qualitatives Informationsangebot unverzichtbar. JedeR der schon einmal das miserable mediale Angebot in Italien oder den USA erlebt hat, weiß warum. Das sieht übrigens auch eine deutliche Mehrheit der Deutschen so.
Ich darf aus der taz zitieren: »Wie der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) in einer Pressemitteilung schreibt, sei es Fakt, dass Ruhs nicht aus dem ÖRR rausgeschmissen werde, sondern weiterhin „Klar“ moderieren dürfe – fortan eben beim BR und im Wechsel mit anderen Kolleg*innen.
Nichts daran rechtfertige Aufgeregtheit bis in höchste politische Kreise. Besonders die Aussagen der CDU-Politiker kritisierte der Verband. Die Beiträge einzufrieren – wie von Linnemann gefordert –, sei „verfassungswidrig“.
Dass der NDR sie zum Schweigen bringe, behandelt Julia Ruhs wie eine knallharte Tatsache, ebenso einige Politiker*innen. Öffentlich ist das interne Schreiben der Mitarbeiter*innen aber nicht, so ist es laut Pressemitteilung des NDR auch gewollt. Mindestens merkwürdig also, wie selbstbewusst Rechte sich in ihrer Opferrolle niederlassen.«
So ist es. Die von bestimmten Protagonisten angeheizte Debatte mit einer neuen Variante der »Das wird man doch wohl noch sagen dürfen« Jammerideologie ist schädlich – und die Absicht durchschaubar.
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk (ÖRR) ist und bleibt aus mehreren Gründen als unverzichtbar:
Unabhängigkeit von Marktlogik
Während private Medien vorrangig von Einschaltquoten, Werbegeldern und Investoren abhängig sind, wird der ÖRR durch Gebühren finanziert. Das ermöglicht Inhalte, die nicht allein nach Profitabilität oder Reichweite ausgerichtet sind.
Demokratischer Auftrag
Der ÖRR hat einen klar definierten gesetzlichen Auftrag: er soll informieren, bilden, Kultur fördern und unterhalten – und zwar ausgewogen, unabhängig und für alle zugänglich. Damit leistet er einen wichtigen Beitrag zur demokratischen Meinungsbildung.
Verlässliche Information
In Zeiten von Fake News, Algorithmen und Social-Media-Filterblasen ist der ÖRR eine verlässliche Quelle für geprüfte und seriöse Informationen, die nicht den Interessen einzelner Konzerne oder Parteien verpflichtet sind.
Vielfalt und Ausgleich
Er soll die gesamte Gesellschaft abbilden – Minderheiten, Regionen, Sprachen, Altersgruppen – und so eine Vielfalt garantieren, die im rein kommerziellen Wettbewerb oft untergeht.
Kulturelle Verantwortung
Der ÖRR investiert in Bereiche, die sich wirtschaftlich oft nicht „lohnen“: Kulturprogramme, Dokumentationen, regionale Berichterstattung, Bildungsinhalte oder innovative Formate. Damit wird kulturelles Erbe bewahrt und weiterentwickelt.
Kurz gesagt: Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist unverzichtbar, weil er ( bei aller teilweise berechtigten Kritik wie bspw. an den Intendantengehältern) eine unabhängige, gemeinwohlorientierte Grundversorgung mit Information, Bildung, Kultur und Unterhaltung sicherstellt – und damit ein tragender Pfeiler einer demokratischen Gesellschaft ist.
Dieses Heulen von rechts, man dürfe seine Meinung nicht mehr sagen und im Gegenzug gegen Andersdenkende wir Habeck, Sozis und vieles andere hetzen, hat einen ganz merkwürdigen Ausdruck. Nicht nur in den USA, sondern zunehmend auch in Deutschland. – Und wenn abseits von Empirie und Erkenntnis (richtigerweise Vergleich in gleicher Altersklasse und sozialem Status) Flüchtlinge mit Kriminalität gleichgesetzt werden, ist das eine Hetze, der man als Sender des öffentlichen Rechts auch die Basis entziehen darf, vielleicht muss.
Den FAZ-Leitartikel möchte ich Ihnen, liebe Leserschaft, nicht vorenthalten. Philip Eppelsheim schreibt in der FAZ:
„Der Fall der Moderatorin Julia Ruhs ist an Doppelmoral und Verlogenheit nur schwer zu überbieten. Ruhs wurde nach drei Folgen des Reportagemagazins „Klar“ vom NDR abgesägt. Dabei hat sie weder den Hitlergruß gezeigt noch zum Sturm auf den Bundestag aufgerufen. Das Einzige, was sie getan hat: Sie hat es gewagt, eine rechte und konservative Meinung kundzutun. Ruhs findet beispielsweise Gendern gaga und hat ein Problem mit wokem Irrsinn und mit illegaler Migration. Sie spricht also aus, was eine Mehrheit der Deutschen denkt. Dafür wurde Ruhs als Populistin, Zündlerin und „ein bisschen rechtsextrem“ diffamiert – vor allem nach der „Klar“-Folge zu den Schattenseiten der Migration.
Ruhs sagte darin nichts, was nicht längst bekannt ist. Sie prangerte lediglich Missstände im Land an, die Gewalttaten, den Kontrollverlust – und das sogar mit dem ausdrücklichen Hinweis darauf, dass die große Mehrheit der Migranten nicht kriminell sei und gut integriert. Doch für die „Kollegen“ beim NDR und auch bei anderen links-grünen Medien hat Ruhs offenbar schon damit die Brandmauer eingerissen.
Dabei hat Ruhs sie nur aus ihrer kleinen Traumwelt geholt und mit der Realität konfrontiert. Nicht bei ihr liegt das Problem, sondern im Verhalten vieler links-grüner Journalisten im öffentlich-rechtlichen Rundfunk und in anderen Medienhäusern. Ruhs spricht von einer links-grünen Meinungsmacht. Was diese auszeichnet: Man gibt zwar vor, tolerant zu sein, Weisheit und Moral auf seiner Seite zu haben und für das Gute zu stehen, stürzt sich aber umgehend und im Schwarm auf Andersdenkende – ohne Hemmung, aber voller Hochmut, Aggressivität und stets die Nazikeule oder auch die Misogyniekeule schwingend.
Die Keule hat Markus Söder erst vor Kurzem wieder abbekommen, nachdem er gesagt hatte, ohne Auto, Maschinenbau und Chemie sei Deutschland eine Dame ohne Unterleib. Statt über Inhalte zu reden, wurde ihm Sexismus vorgeworfen – und das wegen einer gängigen Metapher. Eine linksliberale Zeitung hatte einst sogar Angela Merkel als eine solche Dame bezeichnet. Aber augenscheinlich kommt es darauf an, wer etwas sagt.
Legitime Meinungen werden derart als Unsagbares stigmatisiert, die Grenzen des Sagbaren nach links gerückt. Das nimmt mittlerweile so absurde Züge ein, dass man es wohl als Ehre empfinden muss, wenn Böhmermann es auf einen abgesehen hat – selbstredend nahm er sich auch die Sendung von Julia Ruhs vor. Dabei machen Böhmermann-Journalisten genau das, was sie lautstark verurteilen: Donald Trump ist für sie das personifizierte Böse, wenn er unliebsame Meinungen unterbindet, „Cancel Culture“ zum Gesetz macht und derart Kritiker loswird wie zuletzt Jimmy Kimmel. Handelt aber die links-grüne Meinungsmacht in Deutschland nach ebendiesem Prinzip, dann soll das auf einmal etwas Gutes sein. Ist es aber nicht. Hier sind einfach nur bigotte Mini-Me-Trumps am Werk.
Zur Folge hat das, dass viele Bürger sich nicht nur von der Politik, sondern auch von der Presse bevormundet und für dumm verkauft fühlen. Wenn statt Meinungsvielfalt nur noch eine bestimmte politische Agenda verfolgt wird, darf man sich über den Lügenpresse-Vorwurf nicht wundern – und auch nicht, wenn Bürger sich von den sogenannten Mainstream-Medien abwenden. Werden konservative Stimmen wie Julia Ruhs mundtot gemacht, hat das nichts mit berechtigter Kritik zu tun und ist weder für den Journalismus noch für die Demokratie förderlich. Selbst wenn man nicht ihrer Meinung ist, muss man sie aushalten, so wie man auch einen Böhmermann aushalten muss.
Bezeichnend ist, dass es ausgerechnet ein AfD-Wähler ist, der es in einer Folge von „Klar“ auf den Punkt bringt: Wer für die Demokratie sei und sich für einen Demokraten halte, der müsse aushalten, dass andere Leute eine andere Meinung haben. Es versteht sich von selbst, dass es auch an dieser Folge heftige Kritik gab. Ruhs, so hieß es, lasse unwidersprochen Pro-AfD-Stimmen zu Wort kommen. Das kann man so sehen, man kann sich aber auch fragen, ob es nicht sinnvoll ist, diesen Stimmen einfach mal zuzuhören, um zu begreifen, warum sie so wählen, wie sie wählen.
Auch deshalb ist es gut, dass Ruhs zwar vom NDR gecancelt wurde, beim Bayerischen Rundfunk aber nicht. Ebenso ist es zu begrüßen, dass selbst der NDR mit Ruhs’ Nachfolgerin Tanit Koch doch noch die Kurve zu kriegen scheint. Auch künftig dürfte es allerdings zu Ausgrenzungen unbequemer Meinungen kommen, und das mit immer schrillerem Empörungsgeschrei. Denn die links-grüne Meinungsmacht befindet sich längst in einem Abwehrkampf: Die meisten Menschen im Land sind nicht so. Sie lassen sich nicht vorschreiben, was gut und was böse ist. Auch wenn es vielleicht nicht jedem gefallen mag: Verkommt Journalismus zu einem einseitigen Kampagnenaktivismus, zerstört er sich selbst.“
Wie anfangs gesagt: stand in der FAZ.
Herr Rätsch, Sprache ist gelegentlich verräterisch. „Eckhard Stengel ist vollumfänglich zuzustimmen“, so Ihre Ansage. Anstatt zu schreiben, dass SIE Herrn Stengel zustimmen, geben Sie einen intellektuellen Tagesbefehl aus. Ich lege also meine Hände an die geistige Hosennaht und harre der weiteren Begründung für diesen Befehl. Fehlanzeige, da kommt nichts außer weiteren normativen Behauptungen ohne jede Beweiskraft. Der DJV wird mit der sophistischen Feststellung zitiert, Julia Ruhs sei gar nicht beim ÖRR rausgeflogen, sondern nur beim NDR. Als ob jemand etwas anderes behauptet hätte. Und lieber Herr Stein, für wen haben Aussagen des DJV irgendeine Beweiskraft. Dafür müsste er eine allgemein unumstrittene Autorität sein, die er aber nun wirklich nicht ist.
Vielen Dank für den Bericht. Allerdings müssen die Fakten zum Thema Sandbostel präzisiert werden:
Leningrad-Ausstellung gecancelt
Am Montag, 8. September 2025, wurde die Sonderausstellung zur Blockade von
Leningrad (1941-1944) unter dem Motto „Niemand ist vergessen und nichts ist
vergessen“ in der Gedenkstätte Lager Sandbostel eröffnet. Veranstalter: Deutsch-
Russische Friedenstage Bremen e.V. (DRFT)
Im Rahmen der Vernissage richtete Wolfgang Müller als Vorsitzender des DRFT
einführende Gedanken zum Thema an die Gäste. (Redetext: hier) Eine Aussprache
dazu erfolgte nicht.
Am folgenden Tag wurde der Inhalt dieser Rede vom Leitungsgremium der
Gedenkstätte genutzt, um die Ausstellung ohne ein klärendes Gespräch mit dem
Verein abzusagen, zu schließen. Unsere Versuche, zu ermöglichen, dass die
Ausstellung auch unabhängig vom Verein und von bestehenden
Meinungsverschiedenheiten gezeigt werden kann, wurden abgelehnt.
Die Argumentation für das Verbot war schlicht:
• Die Leningrad-Ausstellung sei zwar inhaltlich korrekt und widerspiegele die
Geschichte nachvollziehbar.
• Die Positionen des Vereins Deutsch-Russische Friedenstage, wie sie während
der Vernissage vorgetragen wurden und auf der Homepage vertreten werden,
seien aber absolut nicht mit der „Haltung“ der Gedenkstätte vereinbar.
• So hätte Herr Müller den „völkerrechtswidrigen, aggressiven Angriffskrieg
Russlands gegen die Ukraine gerechtfertigt und russische Propaganda
wiedergegeben“. Um sich von den Positionen des Vereins deutlich zu
distanzieren, habe man sich entschlossen, die Ausstellung zu schließen.
Was sagt der Vereinsvorstand zu diesem Eklat?
Wir sind von dieser Reaktion der Gedenkstättenleitung überrascht worden. Der
Wortbeitrag von Wolfgang Müller hat u.a. Fragestellungen, Gedanken und Fakten
aufgegriffen, die seit vielen Jahren im Diskurs um Leningrad eine Rolle spielen. Er war
explizit als Diskussionsbeitrag zu verstehen. Stattdessen wird mit Unterstellungen
gearbeitet, die sich absolut nicht in der Rede von Wolfgang Müller finden lassen.
Der aktuelle Krieg in der Ukraine wurde von ihm z.B. mit keinem Wort erwähnt.
Die Behauptung, er oder der Verein hätten gar den „völkerrechtswidrigen, aggressiven
Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine“ gerechtfertigt, stellt eine böswillige
Verleumdung dar. Jeder kann das im Redetext nachlesen.
Wir fordern die Gedenkstätte auf, diese Falschbehauptungen öffentlich
zurückzunehmen.
Wir können nicht nachvollziehen, dass unser Angebot zur Lösung des Konfliktes – als
Veranstalter zurückzutreten, damit die Ausstellung weiter gezeigt werden kann –
rigoros abgelehnt wurde.
Wir bedauern diese kurzsichtige Aktion der Gedenkstättenleitung. Dies u.a. auch aus
Respekt gegenüber den noch lebenden Veteranen der Blockade und den vielen
Menschen, denen das Gedenken an dieses tragische Kapitel deutsch-sowjetischer
Geschichte eine Herzenssache ist.
Zur aktuellen Bewertung des skandalösen Vorgehens
• Das Verbot der Ausstellung ist auch als ein Anschlag auf die Meinungsund
Gedankenfreiheit zu verstehen.
• Die Gedenkstätte ist eine öffentliche Einrichtung, die mit öffentlichen, mit
Steuermitteln finanziert wird –
Es kann doch nicht sein, dass in dieser Gedenkstätte nur ausgewählte,
einseitige Meinungen geäußert werden dürfen. Es kann doch nicht sein,
dass nur wegen eines „falschen“ Wortbeitrags eine großartige, inhaltlich
unstrittige Ausstellung über ein Schlüsselereignis des zweiten Weltkriegs
einfach gecancelt wird. Oder gibt es hier, selbst bei einer Gedenk- und
Bildungsstätte so etwas wie eine (vielleicht unbewusste) Verdrängung –
eine stille Anpassung an die grassierende Vorkriegsstimmung?
• Und den tradierten Ansprüchen einer demokratisch gesinnten
Bildungsstätte wird man in Sandbostel mit diesem Vorgehen auch nicht
gerecht, indem man kurzerhand unerwünschte oder nicht passende
„Haltungen“ / Meinungen aussperrt, ihnen also die rote Karte zeigt.
Im Informationsblatt über die Stiftung findet sich als Zielsetzung u.a.: „Die
Gedenkstätte widmet sich der Versöhnung zwischen den Gegnern des Zweiten
Weltkriegs …“. Da dies sehr gut zu unserer Zielsetzung passt, Brücken zu bauen, Hass
und Vorurteile abzubauen und einander mit Respekt zu begegnen, hatten wir eine
Grundlage für eine weitere Zusammenarbeit gesehen. Mit der gegenwärtigen Leitung
scheint das aber offensichtlich nicht möglich zu sein.
Diese Ausstellung kann und wird auch an anderen Orten gezeigt werden. Wir
verleihen sie auf Anfrage.
Deutsch_Russische Friedens_Tage Bremen e. V.
Der Vorstand
Es gibt kein „Links“ (im Sinne von sozialpolitisch) und kein Rechts (im Sinne von bürgerlich-konservativ mehr). Die politische ‚Arithmetik‘ den 1950er bis 1990er Jahre ist vorbei.
Es gibt nur noch die „Guten“, also die Linken (SPD/Linke/Grüne/CDU/CSU) und die „Bösen“, also die Rechten, die stets als Nazis und rechtsextrem geframte AfD…
Ich bin gespannt darauf, was passiert, wenn sich der politische Wind auch in Deutschland in wenigen Jahren endlich wieder dreht. Wie viele ‚Wendehälse‘, wie viele selbst ernannte ‚Mitläufer‘ aus dem heute noch linken Sumpf wird es dann geben?
Darum ist es so wichtig, dass alle Namen, von Anja Reschke, Jan Böhmermann, Hendrik Lünenborg… nicht in Vergessenheit geraten.
Es ist so wichtig, für seine Meinung zu stehen.
Ich kenne Personen aus Bremer Behörden, die schon höllische Angst davor haben, wenn man sich mit ihnen auf normalen öffentlichen Veranstaltungen z.B. über das Nachrichtenformat „NIUS“ unterhält. Niemand soll es mitbekommen,, es könnte viel Unstimmigkeiten mit den öffentlichen Arbeitgeber in Bremen geben.