Bürgermeister Andreas Bovenschulte – der Mann weiß, wie man es macht

13.02.2022 Aus Von ED-as_Blog-17

Liebe Leserinnen und Leser, heute – nein keine Bange – , es gibt jetzt kein Bettgeflüster. Nur, weil Wochenende ist. Na ja, vielleicht ein ganz klein wenig…

Blödsinn beiseite. Kennen Sie das auch? Sie haben einen Radio-Wecker. Bei uns ist der auf NDR Info eingestellt. Sie wachen auf, und eine von irgendwo bekannte Stimme berichtet morgens um – war noch zu tranig, um die exakte Uhrzeit zu behalten – dass 2G demnächst entfallen wird. Man also wieder ohne Impf- und sonstige Nachweise shoppen kann.

Hängen bleibt: 2G weg…FFP-2-Maskenpflicht…bloß kein FlickenteppichLockerungenKanzlerÖffnungsperspektive…und dann: „Ein Land wie Bremen, das ja nicht das größte in der Republik ist, hat ein Interesse an einer bundesweit einheitlichen Regelung.“ 

Hey, jetzt aber endgültig aus dem Quark kommen. Das ist ja der Bovenschulte, „unser“ Bremer Bürgermeister. Jetzt bin ich aber so was von Ohr. Er äußert sich gerade zur „einrichtungsbezogenen Impfpflicht“ in Kliniken und Altenheimen. Und dann führt er – total cool und sachlich – einen gewissen Herrn Söder und gleich die ganze Bundes-CDU vor. Schließlich hatten Bundestag und Bundesrat erst im Dezember 2021 die „einrichtungsbezogene Pflicht“ beschlossen. Mit den Stimmen der Christdemokraten.

Und dann zieht Bovenschulte – zack – das Florett. Ich hätte vermutlich gleich  zum Verbal-Degen gegriffen. Jedenfalls nennt der Bremer Bürgermeister das Verhalten vom Bayern-Markus und der Union „verantwortungslos und verfassungswidrig“. Zack, peng, getroffen. 

Es sei immer schwierig, ein Gesetz in die Praxis umzusetzen. Dies dürfe aber  doch keine Rechtfertigung dafür sein, dass man sich weigere, geltendes Bundesrecht umzusetzen. Also, Markus Söder: Nix mimimi und so’n Heulgesuse!

In Bremen, so der Zwei-Städte-Staat-King und Jurist, sähe man das „realistisch, wir kapitulieren nicht vor Schwierigkeiten“. Denn: „Wir wollen die  ältesten und verletzlichsten Menschen unserer Gesellschaft schützen.“ 

Der NDR-Moderator ist ob soviel Professionalität entzückt und verabschiedet den Gesprächspartner artig.

Und ich denke, noch im wohlig warmen Bett liegend: Wow, das muss man ihm lassen. Der weiß, wie man es macht. Und gripse angestrengt herum, welcher aktive Bremer CDU-Politiker mir in den Sinn kommt, der Bovenschulte – zumindest auf diesem Feld – das Wasser reichen könnte. Einer mit Sicherheit nicht. Pause… Sie, liebe Leserinnen und Leser, rechnen jetzt vermutlich damit, dass sich der Schuller nun schon wieder einen bestimmten Christdemokraten „vorknöpft“. Nein, so ein mieser Kerl bin ich  nicht!

Ich habe an Rainer Bensch gedacht. Jetzt sagen Sie bloß nicht: Kenne ich nicht. Der Mann ist gesundheitspolitischer Sprecher der Bremer CDU und – selten genug – mit Fachhintergrund: Bensch ist examinierter Altenpfleger und MdBB, Mitglied der Bremischen Bürgerschaft.

Besagter Politiker hat es am vorigen Dienstag (8. Februar 2022) fertiggebracht, mal eben – ohne jede Rückkopplung mit seinen CDU-Landesvorständen – sich ebenso wie die Herren Söder und Friedrich Merz (der neue Oberbongo der CDU) ein Stück weit von der einrichtungsbezogenen Impfpflicht davon zu schleichen. Herr Bensch ist offenbar sehr gelehrig auf dem Feld „Wie erreiche ich auf kürzestem Weg das Ziel der Unglaubwürdigkeit?“ Immerhin hatte der Bremer CDU-Landesvorstand noch vor kurzem die vielzitierte einrichtungsbezogene Impfpflicht gefordert. 

Macht aber nix. Möglicherweise liegen ja die Begriffe Opposition und Opportunismus näher beieinander als bislang gedacht – und haben nicht nur die ersten 4 Buchstaben gemeinsam… 

Bleiben wir noch mal kurz bei „Bovi“, wie ihn seine Fans nahezu liebevoll nennen. Er hat etwas geschafft, wovon Bremen seit vielen Jahren nicht einmal mehr wusste, dass dies möglich ist. Corona sei Dank ist der Bremer Bürgermeister fast schon Dauer-Gast in Talkshows, bei Tagesschau, Heute Journal und Tagesthemen. Bei den Privaten möglicherweise auch. Weiß ich aber nicht; die haben bei uns wegen der häufigen Werbeunterbrechungen Hausverbot. Und wehe, irgendeiner von Ihnen legt jetzt die Chauvikarte auf den Tisch. Falsch. Das ist eine Familien-Entscheidung. Punkt.

Bremen war zuletzt vor vielen, vielen Jahren überregional meist dann präsent, wenn es um Skurriles ging. Beispielsweise wenn der damalige Bürgermeister Henning Scherf als Omi-Knutscher dargestellt und veräppelt werden sollte. Oder vor – gefühlt – 100 Jahren, als er in Nicaragua Kaffee gepflückt hat. Da fällt mir ein: Zu der Entwicklung des Ex-Sandinisten und Sozialisten Daniel Ortega hin zum Despoten habe ich leider nie etwas von „uns Henning“ wahrgenommen.

Also, Bovenschulte, Dr. Andreas Bovenschulte. Soviel Zeit muss sein, zumal seine Doktor-Arbeit im Gegensatz zu denen so vieler anderer Politiker noch nie angezweifelt wurde. Fast hätt ich’s vergessen: Wenn ich richtig gehört habe, hat es der „Teufelskerl“ bis in die New York Times geschafft. Die Welt wird wahrlich immer verrückter.

Dieser amtierende Bremer Bürgermeister muss Corona (wenn er ehrlich ist) nicht nur als Fluch, sondern auch als Segen betrachten. Nahezu alle Bremer Erfolge – Maskenverteilung als erstes Land, hohe Impfquote, halbwegs gutes Durchkommen durch Krise – wird öffentlich Bovenschulte gutgeschrieben. Selbst eine Gaga-Impfquote von 100 Prozent plus kann ihm nix anhaben. Die megahohe Einpendler-Zahl, die zu impfenden Seeleute im Hafen und manch anderes können als Erklärung und damit zur Ehrenrettung des Bürgermeisters herhalten.

Ich wünschte, das grandiose Engagement der beiden Bremer Unternehmer Kurt Zech und Christian Seidenstücker (Joke AG) für die gelungenen Groß-Impf-Zentren würde auch von Senatsvertretern öffentlich ein wenig mehr gewürdigt

So, nun denken Sie, liebe Leserinnen und Leser, hat sich der Herr Blogist als „Bovi“-Fan geoutet. Der Punkt ist: Aus der Schar der aktuell zur Verfügung stehenden Bremer Politiker sticht er einfach hervor. So ist das eben. Da beißt die Maus keinen Faden ab.

Empfinden Sie es bitte nicht als kleinkariert, wenn ich trotzdem meine kritische Distanz zur Welt der Politik beibehalte. Und die gebietet es mir, auch Bovenschultes Schattenseiten aufzulisten: Den Gedanken der Rekommunalisierung hat er bereits als SPD-Landesvorsitzender (und damals noch Bürgermeister von Weyhe) vorangetrieben. Bei der Müllabfuhr erleben wir – nach meiner Einschätzung – gerade einen Kosten- sprich Gebührenschub „dank“ teilweiser Rekommunalisierung. 

Auch agiert Bremens Bürgermeister häufig zu harmlos, um seine im Senat häufig auf Krawall gebürsteten Senatsdamen Maike Schaefer und Kristina Voigt aus dem Zweikampf herauszunehmen. 

Er übt ebenfalls das Amt des Kultursenators aus. Und schweigt/sitzt aus, dass die Linken als Koalitionspartner einen eintrittsfreien Museumstag im Parlament durchsetzen, ohne die betroffenen Kultureinrichtungen zu befragen. Ich will als Bürger wissen, was der Kultursenator von der Extra-Ausgabe von 400.000 Euro hält. 

Von dem Kirchensenator Andreas Bovenschulte hätte ich mir eine klare Absage der – wie an anderer Stelle beschrieben – unsinnigen Forderung der Evangelischen Kirche gewünscht, am Karfreitag kein Galopprennen stattfinden zu lassen. Zur Erinnerung: 3,8 Prozent der Evangelen besuchen einen Karfreitag-Gottesdienst. Und Bovenschulte? Schweigen im Walde. Ich finde, das ist für einen Kirchensenator zu wenig.

Ich könnte die Liste fortsetzen. Polizeigesetz mit Quittungs-Anspruch der  Kontrollierten, unhaltbare Zustände vor dem Bahnhof durch Alkis, Drogis und Aggressiv-Bettler… Aber: Ich will jetzt nicht zwanghaft ins Negative drehen. Das wäre nicht gerecht.

Unter dem Strich ändern alle Schattenseiten nämlich nichts an meinem Fazit: CDU, Grüne, Linke – ja, die FDP gibt’s auch noch – müssen sich für die Bürgerschaftswahl im Mai 2023 sehr, sehr gut wappnen, wollen sie nicht  vom  Amtsinhaber in die Rolle von Statisten gedrängt werden.

Bleiben Sie bitte munter!

Herzlichst

Ihr as

Axel Schuller

 

P.S.: Nachdem ich Sie in der Vergangenheit mit den Gehaltshöhen des Bürgerschaftspräsidenten und der Vorsitzenden großer Fraktionen behelligt habe (jeweils 12.886 Euro), hier auch Angaben zum Salär des Präsidenten des Senats: Er bekommt monatlich 13.439 Euro. Dies entspricht der Beamten-Besoldungsgruppe B 11. Ja, Sie erinnern sich richtig: Dies ist gerade mal eine Stufe mehr als der Kölner Kardinal Woelki (B 10) erhält. Ups, habe ich gerade etwa verdient geschrieben? Ne, erhält. Na, dann bin ich ja beruhigt.