Unglaublich: Auch der Kölner Skandal-Kardinal Woelki wird aus der Staatskasse bezahlt

08.02.2022 Aus Von ED-as_Blog-17

Liebe Leserinnen und Leser, heute ist es soweit: Der kleine, junge Blog der Hansestadt „Bremen so gesehen“ verlässt heute unser Ländchen. Keine Bange, ich gehe Ihnen jetzt nicht verloren. Wir machen – wenn Sie weiterlesen wollen – eine „Ausreise“ nach Berlin und in die deutsche Geschichte. „Proviant“ holen wir uns zwischendurch in Bremen. Einem fast unbemerkten Zentrum zähen Widerstandes. Was die meisten freilich nicht mal ahnen.

Ich gestehe, heute sitze ich vor der Tastatur – und martere mein Hirn: Wie bringe ich es auf den Punkt. Das Thema klingt einfach, ist aber so umfangreich, dass ich eigentlich ein Buch schreiben müsste, um ihm gerecht zu werden. Will ich aber nicht. Damit Sie – liebe Leserinnen und Leser – wissen, worauf Sie sich heute mit mir einlassen, das Thema mal eben krass zusammengefasst:

Der Staat alimentiert die beiden Amtskirchen E. und K. seit nunmehr  220 Jahren. Im vergangenen Jahr flossen 591 Millionen aus dem  Staatssäckel auf die deutschen Kirchenkonten. Die Weimarer Verfassungsväter wollten diese teure Übung vor 100 Jahren einstellen. Diese unverwirklichte Absicht galt als so richtig und wichtig, dass sie 1949 den Weg in unser Deutsches Grundgesetz fand. Passiert ist seitdem – unglaublich, aber wahr – nix. Die neue Ampel-Koalition hat das Thema in ihren gemeinsamen Vertrag aufgenommen. Ich höre gerade Hape Kerkeling in mir ausrufen: Ich glaubeee es nich, das glaub ich jetzt niich…..

Ich warne Sie noch einmal ausdrücklich vor: Weiterlesen kann süchtig machen! Sie werden – möglicherweise – vom Glauben abfallen! Sie werden sich aufregen! Und Sie werden – befürchte ich – sagen: Da hätte er mal vorher weniger herumlabern und den Platz für mehr Fakten nutzen sollen. Ich rechne mit dem Schlimmsten und komme zur Sache. Ältere haben bei diesem Begriff häufig die Assoziation „Zur Sache Schätzchen…“ Passt heute aber nicht. Vielleicht aber doch?!

Wer von Ihnen noch Kirchensteuern bezahlt – eingezogen vom für alle Bürgerinnen und Bürger zuständigen Finanzamt – der nimmt vermutlich an, davon würden alle kirchlichen Leistungen und Gehälter bezahlt. Schön wär’s, trifft aber nicht zu.

Abschreckendes Beispiel: Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki, jener Mann im roten Gewand, der sich um die Aufklärung des Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen durch geistliches Personal nicht, aber überhaupt nicht verdient gemacht hat, und vom Papst zur Selbstreflektion in eine temporäre Auszeit geschickt wurde – Durchatmen – dieser Herr bezieht sein Gehalt in Höhe von 13.771 Euro (für Experten: nach der Beamten-Besoldungsgruppe B 10) uneingeschränkt weiter. Über sich selbst und das eigene (Nicht-)Tun nachzudenken, ist halt schon sehr anstrengend. Und, besonders erfreulich, jedenfalls für Kirche K: Die Kohle kriegt Herr Woelki nicht von seinem Boss aus Rom, sondern…. – so der Bund der Steuerzahler – aus dem staatlichen Steuersäckel.

Die ganze Nummer von Zahlemann und Söhne geht aufs Jahr 1803 zurück. Seinerzeit wurden Staat und Kirche offiziell strikt von einander getrennt (Säkularisation). Damals krallten sich die weltlichen Regenten die meisten Güter – bis auf Kirchen, Pfarrhäuser und Klöster –  von den kirchlichen „Vorgängern“. Damit die nicht zu sehr zürnten, wurde ihnen ein jährlicher Geldbetrag zugesagt. Der schwankte pro geistlichem Ex-Regenten zwischen 20.000 und 60.000 Gulden – pro Jahr. Zum Vergleich: Ein Universitäts-Professor bezog seinerzeit ein Jahressalär von 1.000 Gulden

Der stete Geldfluss an die geistlichen Ex-Regenten strömte bis zum Jahr 1919 fröhlich vor sich hin. Die Verfassungsväter der Weimarer Republik (für die Jungen: Das war unser Vor-Vorgänger-Staat) waren schließlich fest entschlossen und notierten: Keine Staatsknete mehr an Kirchens. Darüber werde man mit den Gottesleuten verhandeln. Dazu kamen sie nicht mehr, weil 14 Jahre später die Nationalsozialisten ans Ruder kamen.

Die Nazis waren sehr berechnend. Sie duldeten neben ihrem Adi prinzipiell keinen anderen Gott, einigten sich jedoch mit den Kirchen auf Weiterleistung der Geld-Zahlungen. Unter der Bedingung: Die Kirchen mischen sich nicht ins politische Geschäft ein. Haben die sich – oh Wunder – größtenteils auch dran gehalten.

Unseren BRD-Verfassungsvätern gefielen die entsprechenden Artikel der Weimarer Verfassung so gut, dass sie die 30 Jahre später in unser gültiges Grundgesetz übernahmen. Können Sie unter anderem im Artikel 140 nachlesen. Und weil Politiker meist zurückscheuen, wenn’s um Kirche geht (siehe beispielsweise das Verbot des Bremer Galopprennens am kommenden Karfreitag) passierte in Deutschland – nix. Das Geld floss einfach weiter. Aktuell, wie gesagt, erhalten E. und K. nahezu 600 Millionen Euro staatliche Mittel. 

Aus der Kirchensteuer nehmen sie freilich ungleich mehr ein. Soviel, dass ein früherer Banker wohl von Peanuts gesprochen hätte. Die Fakten zur Erbauung: Die Katholen haben in 2020 rund 6,45 Milliarden Euro erhalten, die Evangelen 5,36 Milliarden Euro. Und um die Frage gleich mit zu beantworten: Der Staat behält lediglich drei Prozent vom Gesamtbetrag der Kirchensteuer als Lohn fürs Inkasso für sich. Ein Geldeintreiber mit Baseballschläger ist – relativ gesehen – vermutlich deutlich teurer.

Zurück zu den sogenannten Staatsleistungen. Das Institut des Bundes der Steuerzahler hat ausgerechnet: Seit 1949 addieren sich die Überweisungen bis heute zu dem – bitte nicht vom Stuhl fallen – kleinen Betrag von 19,6 Milliarden Euro auf. Na, wird Ihr Mund schon trocken? Möchten Sie jetzt einen Buddel-Schluck, um die Sinne zu betäuben?

Bleiben Sie lieber bei mir. Den leckeren Rotwein überlassen wir großzügig dem Kirchenpersonal. Wir sind ja sonst auch sehr großherzig.

Beispielsweise haben schon die Weimarer festgelegt, dass die Kirchen sich – beispielsweise – dem staatlichen Recht unterzuordnen haben. Die Katholen hat das freilich nicht davon abgehaltenkindersüchtiges Personal dem Staat n i c h t wegen Kindesmisshandlung zu übergeben. Nein, die geschlechtlich Getriebenen und vom Zölibat Drangsalierten wurden einfach in ein anderes Bistum versetzt. Die Effektivität dieser „Heil-Methode“ erwies sich leider als nicht so richtig wirksam. Gerade in aller Munde (komische Formulierung): Der deutsche Ex-Papst Josef Ratzinger, der dem aktuell amtierenden Gottes-Vertreter auf Erden Franziskus gerne mal dazwischenfunkt, war von mindestens einer Verschleierungsaktion mehr bekannt als er zunächst zugeben wollte.

In dem Zusammenhang: Weshalb darf der Herr Benedikt immer noch das weiße Gewand tragen, obwohl er doch nicht mehr Papst ist. Und: Warum darf er trotz seiner Querschüsse weiter im Paradies (auf Erden) leben? Bayern ist doch auch ganz schön.

Egal, das müssen die K’s mit sich selbst ausmachen.

Apropos K. In Bremen leben zwei Männer namens K. – Carl Kau und Jörg-Dieter Kogel. Diese beiden – der eine gelernter Banker und Chef des Bundes der Steuerzahler, der andere ehemals Leiter des Nordwestradios von Radio Bremen/NDR – haben gemeinsam mit fünf Mitstreitern etwas bislang viel zu wenig Beachtetes getan: Sie haben eine Online-Befragung aller auskunftswilligen deutschen Katholiken veranstaltet. Ihre Initiative trägt den Namen „Katholischer Klartext“. Herausgekommen ist unter anderem: Jeweils 75 Prozent und mehr der Teilnehmerinnen und Teilnehmer wollen eine andere Kirche: Weg mit dem Zölibat, her mit Frauen in Weihe-Ämtern, durchsichtige Strukturen, klare Trennung von Staat und Kirche. Falls ich Ihr Interesse geweckt habe, Einzelheiten finden Sie im Netz unter Katholischer-Klartext.

Die beiden Bremer treten auch dafür ein, dass der Weimarer Grundsatz „keine staatliche Leistungen an die Kirchen“ endlich umgesetzt wird.

SPD, Grüne und FDP haben sich dies auf Bundesebene löblicherweise vorgenommen. Während die einen sagen, die Kirchen müssten für den künftigen Verzicht auf die jährlich halbe Milliarde aber einen Ausgleich kriegen (im Gespräch sind Summen zwischen zwei und fünf Milliarden Euro), gibt es auch Politiker im Bundestag, die meinen, jetzt solle mal einfach Schluss mit lustig sein. Es sei in der Vergangenheit bereits viel zu viel Geld überwiesen worden.

Die Ampelkoalitionäre haben es sich zumindest vorgenommen, einen „Grundlagengesetz“ auf den Weg zu bringen. Dieses ist notwendig, damit die Länder eine Grundlage erhalten, mit den Kirchen über die Einstellung ihrer Zahlungen und gegebenenfalls eine Ablösezahlung  verhandeln können.

Übrigens: Die Niederländer haben die Ablöse bereits hinter sich: Dort hat sich der Staat 1983 mit 250 Millionen Gulden (ganz großzügig gerechnet heute etwa 125 Millionen Eurofreigekauft.

Wen es jetzt nach weiteren Informationen dürstet – steigt bitte ins weltweite Archiv Namens Internet. Ich versprechen Ihnen: Sie werden dort fündig. Und: Sie werden Augen machen

Für die anderen Leserinnen und Leser kommt jetzt vielleicht der Moment, in dem Sie mich – um im Bild zu bleiben – am liebsten zum Teufel jagen möchten. Ich muss ein Geständnis ablegen – man könnte salopp auch von einer Beichte sprechen. Wir haben uns – vermutlich – gemeinsam über staatliche Zahlungen an die Kirchen aufgeregt. Haben möglicherweise Blutdruck gekriegt. Haben überlegt, ob auch mit Bremer Geldern der vergoldete Vatikan-Staat in Schwung gehalten wird. Und so weiter. Und jetzt stehe ich beschämt und froh zugleich vor Ihnen und sage: N E I N !

Zwei bundesdeutsche Länder nehmen zwar wie alle 14 anderen die Kirchensteuer für E und K ein, überweisen aber im Gegensatz zu diesen 14 keine staatlichen Mittel an E und K. Und dies sind die Länder Bremen und Hamburg.

Über die Hintergründe usw. kann ich Sie an dieser Stelle jetzt leider  nicht auch noch aufklären. Dafür müsste ich wirklich ein Buch schreiben.

Bleiben Sie munter!

Herzlichst ihr as

Axel Schuller