CDU-Landeschef Carsten Meyer-Heder im Griff der sogenannten “Dreier-Bande”

06.02.2022 Aus Von ED-as_Blog-17

Heute, liebe Leserinnen und Leser, ein paar besinnliche Worte am Sonntag. In Form eines Offenen Briefes, um der betroffenen Person hoffentlich gerecht zu werden. Und Sie, werte Fans, können schon jetzt entscheiden, ob Sie diesen (eigentlich) persönlichen Brief wirklich lesen, oder es doch lieber lassen wollen. Also den „Blog-Unterricht“ – sorry, musste ich jetzt mal unterbringen – heute schwänzen wollen. :-)) 

Sehr geehrter Gründer, Boss und Unternehmer Carsten Meyer-Heder,

Herr vermutlich betrübter Politiker Meyer-Heder,

ich kann mir gut vorstellen, dass Sie meine Analyse der Bremer CDU und vor allem Ihrer politischen Arbeit gekränkt und verletzt hat. Das tut mir für den Menschen Meyer-Heder leid.

Sie haben in ihren CDU-Anfangszeiten einmal sinngemäß formuliert: Von Politik versteh’ ich nichts, ich kann aber Probleme lösen. So, oder so ähnlich, habe ich es in meinem hinteren Hirnstübchen abgespeichert.

Ja, das glaube ich Ihnen immer noch aufs Wort. Ich nehme an, dass Sie seit der Wahl 2019 für sich insgeheim festgestellt haben, dass Politik nicht ihr Ding ist – und auch nie werden wird.

Sie haben es geschafft, in schwierigen Corona-Zeiten Ihr – beispielsweise durch die TUI-Flaute gebeuteltes – Unternehmen „Team Neusta“ mit rund 1.200 Arbeitsplätzen auf Kurs zu halten. Die endlich von vielen Bundes- und Landespolitikern als existenziell notwendig begriffene Digitalisierung spielt ihrer Firma künftig in die Hände. Sie haben also gut zu tun.

Vor diesem Hintergrund verstehe ich nicht, weshalb Sie CDU-Landesvorsitzender bleiben wollen, obwohl Sie 2023 keine Spitzenkandidatur mehr anstreben. Was um aller Welt veranlasst Sie, im Mai dieses Jahres noch einmal als Parteichef zu kandidieren.

CMH, ich möchte Ihnen – ungefragt – raten, in sich hinein zu horchen. Bereitet Ihnen Politik wirklich so viel Spaß, dass Sie dafür die ganzen unangenehmen Begleiterscheinungen (wie etwa parteiinterne Männchenkämpfe) in Kauf nehmen möchten? Macht es Ihnen Freude, vor einem Plenum wie der Bürgerschaft, Ihrer Fraktion oder Parteiversammlung eine Rede zu halten? Oder bereitet Ihnen dieses Unwohlsein, vielleicht sogar Pein?

Wenn ich Sie vor einem großem Plenum sprechen höre, fällt das Urteil – Sie werden jetzt vermutlich rufen: ungerecht – nicht nett aus: Ansprachen sind nicht Ihre Stärke. (Vielleicht tröstet es Sie ja: Ich kann’s auch nicht!

Möglicherweise liegt es daran, dass Sie die Reden von Mitarbeitern schreiben lassen, noch ein klein wenig daran ändern – und sie dann  ablesen

Ich will Ihnen nicht unnötig schlechte Laune machen.

Unternehmer neigen dazu, Politik leicht falsch einzuschätzen: Politiker reden viel, entscheiden wenig, würden als Firmenchefs gnadenlos untergehen. Da ist bestimmt etwas dran. Politik – jedenfalls so wie ich sie verstehe – bedeutet aber auch: Ich nehme ein Thema wahr, beschäftige mich intensiv damit, versuche alle Facetten zu verstehen, überlege Lösungen, schreibe im besten Fall meine Reden selbst. Denn: Als Politiker müssen Sie Mitstreiter und Wähler überzeugen und begeistern. Für letzteres sollte man ein guter Rhetoriker sein.

Sie denken jetzt vielleicht: Na klar, klassisch Journalist. Glaubt, er weiß alles besser und schreibt das auch noch auf. So sind sie, die Damen und Herren Schmieristen. Das kann gut sein. Aber: Ich habe mich bewusst für den Journalismus (und gegen die Politik) entschieden. Weil ich weiß, was ich kann und was nicht. Sie aber wollten 2019 unbedingt Politiker werden. Weil Sie, sehr ehrenhaft, Bremen nach Ihren unternehmerischen Erfolgen etwas zurückgeben wollten.

Jetzt aber macht man Sie zum Spielball und zum Platzhalter. Auf dass ich mir drei noch bessere „Freunde“ mache. Egal, ich schreibe es trotzdem. Möge sich jeder sein eigenes Urteil bilden:

In der Bremer CDU agiert aktuell eine sogenannte „Dreierbande“: Der Bundestagsabgeordnete Thomas Röwekamp, Fraktionschef Heiko Strohmann und Bürgerschaftspräsident Frank Imhoff.

Ist Ihnen, Carsten Meyer-Heder, in den Sinn gekommen, weshalb die drei Sie (so vermute ich ganz stark) regelrecht bequatscht, bekniet und bis jetzt auch rumgekriegt haben, dass Sie erneut Landesvorsitzender werden wollen/sollen?

Röwekamp ist endlich im sicheren Hafen des Bundestages eingelaufen. Der Mann ist Machtpolitiker durch und durch, kann wirklich sehr gut reden. Heiko Strohmann durfte von Röwekamps Gnaden Nachfolger als  Fraktionschef in der Bürgerschaft werden. Und Bürgerschaftspräsident Frank Imhoff ist sehr, sehr selbstbewusst. Er glaubt an sich und, dass er Bürgermeister kann. Der gelernte und praktizierende Landwirt, hat unbestritten eine außerordentliche Karriere gemacht.

Vor diesem Hintergrund, CMH, brauchen die drei Sie – so sehe ich es – als Platzhalter im Landesvorstand. Röwekamp kann dies nicht mehr werden, nachdem er in Bremen politisch so viel verbrannte Erde hinterlassen hat. Strohmann merkt vermutlich, dass die Ansprüche an einen Fraktionschef sehr viel größer sind als an seinen vorigen Job als CDU-Landesgeschäftsführer. Und Frank Imhoff, so meine Einschätzung, würde liebend gerne Landesvorsitzender werden, um sich im kommenden Jahr zum Spitzenkandidaten küren zu lassen.

Doch Imhoff hat aktuell ein seinen Ehrgeiz all überschattendes Problem: Als Landtagspräsident muss er die Bremische Bürgerschaft, also alle Abgeordneten, nach außen repräsentieren. Damit ist es ihm verwehrt, offene (politische) Attacken gegen den amtierenden Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte zu reiten.

Deshalb, vermutlich geknickter Politiker Meyer-Heder, und nur deshalb, wollen die drei, dass Sie weiter – gegen Ihr Naturell – den Landesvorsitzenden geben.

Sollte Mitte 2023 die Wahl gegen Bovenschultes SPD verloren gehen. Was glauben Sie, wer dafür intern die Dresche beziehen wird? Sorry, die Union ist natürlich etwas vornehmer: Wer wird dafür die Hauptkritik abbekommen? Sie! Wollen Sie sich wirklich dafür hergeben? Sie sollen  bis zur Bürgerschaftswahl als Platzhalter missbraucht werden. Sie werden anschließend der Watschenmann der Partei sein. Und dann werden alle sagen: War doch klar, dass das mit dem nix werden konnte. Nur wenige werden die Kraft und den Mumm aufbringen, gegen den Opportunisten-Strom zu schwimmen. So ist Politik. Viele lavieren sich durch, indem sie mitmachen. Ein Bürgerschaftsmandat, offiziell ein Halbtagsjob (5.154,42 Euro Diät plus 822,53 Euro für die Altersversorgung) ist für die Mehrheit der Abgeordneten ein materiell sehr lukratives Amt.

CMH, haben Sie sich als Unternehmer schon jemals so offensichtlich  „verheizen“ lassen? Ich kann es mir einfach nicht vorstellen. Ich habe in meinem nunmehr 67-jährigen Leben festgestellt: Erfolgreiche Unternehmer sind aktiv, wollen stets in der Vorhand sein. Diese Menschen vermeiden – wenn es irgendwie geht – die Ecke des passiven Zuschauers.

Sollte die „Dreierbande“ Ihnen weiterhin zureden, wie sehr man Sie doch in der Partei brauche, tja – besprechen Sie sich mal mit Ihren FreundInnen…

Gespannt bin ich, ob Jens Eckhoff bei der Wahl des Landesvorsitzenden sein Visier öffnet, seinen Hut in den Ring wirft – oder welches Sprachbild Ihnen besser gefällt. Eckhoff ist (politisch) mit allen Wassern gewaschen, verfügt weiterhin über das größte Talent. Er wird sich sehr gut überlegen, ob er im Mai (falls Sie durchhalten und weiter CDU-Chef bleiben wollen) für den Landesvorsitz kandidiert, um dann im kommenden Jahr die Spitzenkandidatur (gegen Frank Imhoff?) anzustreben. Jens Eckhoff weiß nämlich genau, dass er gegen Bovenschulte nur gewinnen kann, wenn:

– dessen SPD ihre Linie der schweigenden Lämmer doch noch verlässt,

– die Koalitionäre von Grünen und Linke so verrückt spielen, dass sich Bovenschultes SPD gegen die kleinen Koalitionspartner offen zur Wehr setzen muss und/oder

– die Wähler endlich gegen die zunehmende Bevormundung durch die  amtierende Regierung (Anti-Auto/Park-Kurs, Essenvorschriften, Verhunzen der Innenstadt) in nennenswertem Umfang aufstehen

Sehr geehrter Gründer, Boss und Unternehmer Meyer-Heder,

ist Politik wirklich Ihre Welt? Wollen Sie nicht viel lieber machen, tun, bewegen? Wenn ja, könnten Sie Ihrer CDU raten: Macht es euch selbst.

Für meine offenen (hoffentlich nicht als anmaßend empfundenen Worte) bitte ich um Nachsicht.

Mit freundlichen Grüßen

Axel Schuller

Liebe Leser und Leserinnen, bleiben Sie mir bitte – auch nach dieser etwas schwereren Kost – gewogen. Und, ja ich weiß, den „Block-Unterricht“ der Berufsschule schreibt man mit „ck“. Das kann selbst die Autokorrektur des Computers nicht ändern. 

Munter bleiben!

Herzlichst

Ihr as