Setzen die Bremer Christdemokraten heimlich auf Verlust bei der NRW-Wahl?
CMH, liebe Leserinnen und Leser, steht für „Christdemokraten Müssen Hoffen“. Nein, natürlich nicht. CMH ist das gebräuchliche Kürzel für Carsten Meyer-Heder. 2019 Spitzenkandidat der Bremer Union, wirtschaftspolitischer Sprecher der Partei in der Bremischen Bürgerschaft und noch Landesvorsitzender der Bremer CDU. Er will bei der nächsten Parlaments-Wahl zwar nicht erneut auf Platz eins stehen (sondern in sein Unternehmen neusta zurück), aber er will noch mitbestimmen, wer 2023 die Nummer 1 wird. Um darauf Einfluss zu behalten, will er – aus meiner Sicht widersinnigerweise – am 21. Mai 2022 erneut zum CDU-Landesvorsitzenden gewählt werden.
Das dürfte nicht ganz einfach werden. Meyer-Heder hat – keineswegs schmallippig – angekündigt, er suche auf jeden Fall noch eine Frau als Spitzenkandidatin. Dafür müsse er bis zur Bürgerschaftswahl an der CDU-Spitze bleiben.
Eine im Rennen befindliche Spitzenfrau hat ihm freilich in dieser Woche per Interview im Weser-Kurier einen Korb gegeben. Sie strebe mitnichten die CDU-Spitzenkandidatur (übrigens gegen den feststehenden SPD-Amtsinhaber Andreas Bovenschulte) an. Sabine von der Recke (40) hatte in Berlin als Chef-Lobbyistin der Bremer Raumfahrtfirma OHB offenbar einen überzeugend guten Job gemacht. So gut, dass OHB sie kurzerhand in seinen Vorstand berief.
Und nun? Angeblich hoffen einige CDU-Strategen jetzt insgeheim, dass die anstehende Wahl in NRW am 15. Mai für die CDU verloren geht. Im aktuellen CDU/FDP-Kabinett dient Ina Brandes (43) seit Oktober 2021als christdemokratische Verkehrsministerin. Verlöre die Union dort wie schon im Saarland die Regierung, wäre Frau Brandes frei, könnte folglich als Spitzenfrau (mit Regierungserfahrung im größten der 16 Bundesländer) im kleinsten – Bremen eben – antreten.
Ob’s so kommt, hängt erstens vom Wahlausgang in Düsseldorf ab. Zweitens ist aktuell unklar, ob Frau Brandes wirklich an die Weser wechseln würde, nachdem ihr Ehemann Kristian Tangermann (Bürgermeister von Lilienthal) jüngst gestorben ist. Ihr erster Wohnsitz ist zwar noch in Lilienthal, aber…
Die Frau ist drittens klug. Vor dem Eintritt in NRW-Kabinett hat sie unter anderem als Geschäftsführerin für einen schwedischen Konzern gearbeitet, der Verkehrsprojekte plant.
Um diese Top-Frau an die Weser zu locken, müsste die NRW-Wahl für die CDU verloren gehen, müsste sie nach Bremen ziehen – und müsste alle Bedenken überwinden, im Bremer Wahlkampf möglicherweise nur als Zugpferd zu dienen.
So wie 2019 Carsten Meyer-Heder, der zwar für die Union erstmals mehr Stimmen holte als die SPD für sich verbuchen konnte. Dann aber von Röwekamp und Co abserviert wurde. Wobei man Ina Brandes attestieren darf, dass sie – anders als CMH – über politische Erfahrung und Gestaltungswillen verfügt.
Eine dritte Frau, Miriam Benz, wird von interessierter Seite ab und zu als mögliche Kandidatin genannt, aber das wohl eher zur Ablenkung der Medien. Die junge Juristin Benz (32) drängt zwar mit Macht in die Politik, aber Spitzenkandidatur – nee, wirklich nicht. Bei der vorigen Bürgerschaftswahl 2019 schaffte sie nicht den Sprung in den Landtag. Dies könnte sich 2023 ändern. Frau Benz strebt nämlich am kommenden Montag, 11. April, den Vorsitz der Frauen-Union an. Bei der Wahl 2020 war sie Elisabeth Motschmann deutlich unterlegen. „Motsche“ tritt nun für dieses Amt nicht mehr an, da sie mittlerweile nach Schleswig-Holstein gezogen ist.
So, und wie geht’s jetzt weiter, Herr Meyer-Heder?
Seine Wiederwahl zum Landesvorsitzenden ist keineswegs sicher, zumal die (erste) Wunsch-Spitzenkandidatin von der Recke für ihn schmählich abgesagt hat. Ina Brandes müsste a) zur Verfügung stehen und b) bereit sein, sich mit der „Dreier-Bande“ der Bremer CDU auseinanderzusetzen – Thomas Röwekamp, Heiko Strohmann und Frank Imhoff.
Wäre die Spitzenkandidatur bereits in den nächsten Tagen zu entscheiden, hätte Frank Imhoff, der volksnahe Bürgerschaftspräsident und Landwirt, die größten Chancen.
Zunächst bleibt es wohl dabei: CMH – „Christdemokraten Müssen Hoffen“.
Munter bleiben!
Herzlichst
Ihr as
Axel Schuller