„Realer Irrsinn“ – Lesum-Wiese wird für Fisch-Laich-Gebiet ausgebaggert

08.04.2022 Aus Von ED-as_Blog-17

Liebe Leserinnen und Leser, eines muss ich heute ausdrücklich  vorweg sagen: Was jetzt kommt, entspricht den Tatsachen. Ich schwör’s! Dies muss ich vorweg schicken, weil Sie sonst wohlmöglich denken: Der Schuller hat nicht nur ein Rad ab, bei dem dreht sich gar nix mehr. Falsch, falsch und nochmal falsch! Bevor ich meiner Meinung freie Zügel lasse, versuche ich brutal sachlich zu reportieren.

Die NDR-Satiresendung „extra3“ hat am Mittwoch, 6.4.2022,  berichtet, die bremische Umweltbehörde wolle der Natur einen Ersatz für das 1998 zugeschüttete Überseehafen-Becken angedeihen lassen. Zu diesem Behufe macht sich die Behörde der Umweltsenatorin daran, eine Fläche an der Lesum – ein Landschaftsschutzgebiet – auszubaggern und zu fluten. Dort sollen künftig Fische ihre Kinderstube betreiben. Anwohner haben sich zu einer Bürgerinitiative zusammengeschlossen, um das Feuchtgebiet (bei Extrem-Hochwasser als Überflutungsfläche  vorgesehen) vor Dr. Maike Schaefers (Grüne) Bagger-Truppe zu schützen.

„extra3“ bat die Behörde um ne Stellungnahme vor der Kamera, was leider, leider nicht vom Erfolg gekrönt war. Fakt ist: Die Umweltbehörde wird die nördlichen Wümme-Wiesen zu einer „Flachwasser- und Laichzone für Fische“ ausbaggern. Dieses Vorhaben ist „eine Ausgleichsmaßnahme“ für das von Menschenhand „verfüllte Hafenbecken“, auf dem mittlerweile unter anderem der Großmarkt seine Geschäfte abwickelt.

Das bisherige Landschaftsschutzgebiet an der Lesum gilt als hochwertiges Biotop.

Mitglieder der BI verstehen die Welt nicht mehr. Da gibt’s ne Feuchtwiese mit 160 unterschiedlichen Pflanzenarten, Pilzen und Insekten, die in dieser Kombi kein zweites Mal in Bremen und Umzug existieren soll. Und diese Wiese muss nun einem künstlich angelegten Laich-Gewässer weichen. Die Bürgerinitiative fuchst es besonders, dass die Umweltbehörde in der Vergangenheit nur dann Infos herausgerückt habe, wenn die Bürger und Bürgerinnen mit dem „Transparenzgesetz“ des Landes gedroht hätten.

Letzte sachliche Info: extra3 hat darüber in seiner Rubrik „Realer Irrsinn“ berichtet. 


So, nu is Schluss mit sachlich. Weil: Das kann man als normal denkender Mensch einfach nicht aushalten. Wie können sich – im Zweifelsfall studierte – Menschen am grünen Tisch soviel Unfug ausdenken? Wie kann sich ausgerechnet eine Grüne Politikerin so gnadenlos über die Interessen an der Anwohner hinwegsetzen? Wie kann der parlamentarische Haushaltsausschuss für dieses möglicherweise gutgemeinte, aber aus meiner Sicht eben doch eher an Schwachsinn grenzende Vorhaben unverschämte 1,85 Millionen Euro genehmigen? Wie, warum? – grrr…

Bevor ich jetzt ausflippe, leg ich mal lieber kalte Umschläge an die Handgelenke…

Ganz anderer Gedankeextra3 müsste angesichts der Themen-Flut aus Bremen eigentlich Provisionen an Bremen zahlen. Ich hab mal im Archiv nachgeschaut:

2016: „Realer Irrsinn“ Gutachten (24.000 Euro) Concordia Tunnel, Fragestellung: Können auf zwei Spuren mehr Autos den Tunnel passieren als auf einer.

2016: „Realer Irrsinn“ Unterführung der Eisenbahn in Oberneuland, Tunnel zu schmal und zu flach.

2016: „Realer Irrsinn“ Gutachten darüber, weshalb unter den Urinalen im Haus der Bürgerschaft Flecken entstehen.

2017: „Realer Irrsinn“ Stephanibrücke. Die Verkehrsbehörde ließ eine Spur des unter der Weser-Brücke befindlichen Radweges sperren, um das marode Bauwerk zu entlasten. Der etwa 8 Tonnen schwere Zaun wurde später für 3.400 Euro abgebaut. Aber erst, nachdem die Tragfähigkeit der Brücke für – Achtung, festhalten – für 230.000 Euro begutachtet worden war.

2019: „Realer Irrsinn“, beim Bau des Weserwehres wurde Bauschrott auf einer Wiese zwischengelagert und später abtransportiert. Dabei wurde kurzerhand das Metall-Kunstwerk „Semi-Zirkel“ entsorgt. Der Künstler klagte auf 60.000 Euro Schadensersatz, erhielt im Rahmen eines Vergleichs 30.000 Euro.

2020: „Irrsinn der Woche“, 144 Stadtmusikanten-Piktogramme als Wegweiser aus allen Himmelsrichtungen zur City. Das aufgemalte Bremer Getier wurde rasch vom Regen weggewaschen. Kosten 50.000 Euro.

2022: „Realer Irrsinn“ Lesum-Wiese fluten, s.o.

Vorschlag für einen weiteren „realen Irrsinn“: In der Bremischen Bürgerschaft sitzen doch bestimmt auch eine Menge Abgeordnete m/w/d, denen die Förderung der Diversität am Herzen liegt. 100 Pro. Ich wette, wenn die jetzt eine eigene Gendertoilette einbauen ließen, kämen wir erneut ins NDR-Fernsehen.

Bitte, bitte, bleiben Sie munter!

Herzlichst

Ihr as

Axel Schuller 

Hier der Link zur „extra3“-Sendung:
https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/extra_3/Realer-Irrsinn-Biotop-in-Bremen-wird-geflutet,extra20548.html