Wen die Grünen stets vergessen – die Umland-Bewohner

26.07.2022 Aus Von Axel Schuller

Entschuldigung: Dieser Beitrag war am Abend des 26.7.22 bei Bearbeitung der Seite (unter Betrieb) im Nirwana verschwunden. Ich stelle ihn jetzt noch einmal auf die Seite!

 

Was ist das bloß für eine eingeschränkte Denke „unserer“ Grünen Verkehrspolitiker – an der Spitze Frau Mobilitätssenatorin Dr. Maike Schaefer? Da wird die Umfrage des Klein-Vereins „Einfach einsteigen“ (15 aktive Mitglieder) von den Medien nahezu zum neuen Evangelikum erhoben. Angeblich sehen 75 Prozent der Bevölkerung die Zukunft in Bus und Bahn. Dumm nur, dass laut Umfrageprofil ausschließlich Bremerinnen und Bremer befragt wurden. Und der Grüne Verkehrs-Chefideologe Ralph Saxe hat bei seiner Verkehrspolitik offenbar bloß die wenigen Innenstadt-Bewohner und die Bevölkerung von Ostertor, Steintor, Peterswerder, Vordere Neustadt, Schwachhausen, Findorff und Horn im Blick.

Ohne jede Beachtung bei all diesen wunderbaren Vorstellungen, in denen die Menschen mit gut gefüllten Portemonnaies mit dem Lastenrad zwischen Bio-Laden und eigener Wohnhöhle pendeln:

Bremen verfügt über deutlich mehr Stadtteile. Ist in der City von rund 450.000 Menschen bewohnt (mit Nord sogar rund 550.000 Einwohner). Die Hansestadt ist zudem ein Schlauch, und zwar über 50 Kilometer lang. Bewegen Sie sich mal von Farge nach Arbergen…

Außerdem: Täglich pendeln rund 120.000 Menschen nach Bremen rein. Überwiegend, um hier zu arbeiten. Übrigens, müssen viele von ihnen zum Schichtdienst. Früh morgens, nachts… Nach gültigem Vorurteil oder tatsächlich: Nicht so ganz das Grüne Milieu.

Die Pendler sollen aber bitte auch hier in BREMEN einkaufen – und nicht bloß bei Dodenhof, Weserpark, Waterfront sowie Oldenburg, Hamburg und in anderen schönen Bummelorten.

Ich bin weder ignorant noch blöd: Große europäische Metropolen drängen den Autoverkehr immer weiter aus ihren Innenstädten raus. Aber: Die bieten rundherum attraktive (helle und breitere) Parkhäuser im Kreis rundum ihre Innenstädte an. Das schafft sogar Lüneburg. Oldenburg sowieso.

Apropos Oldenburg: Wann endlich gucken die Planer sich ein paar Basics von den Nachbarn ab? Eines erkennt sogar ein bekennender Laie wie ich: Die Umland-Bevölkerung darf ungestört – ohne Einspur- oder anderen Behinderungs-Firelefanz – bis an die City ran. Im Kern herrscht dann jedoch strengstes Autoverbot. Sogar DHL, UPS, oder wer gerade wieder liefert, ist im City-Kern ausschließlich mit großen E-Bike-Kutschen unterwegs.

Übertragen Sie diesmal auf die Martinistraße, auf den Wall zwischen AOK-Kreuzung und Tiefer, auf demnächst Bürgermeister-Smidt-Straße. Einspurig. Und die ganzen Lieferdienste für Pakete, „Ham Ham“, und anderen Kleinkram. Die halten den regulären Verkehr auf, können ja nicht am Rand parken. Strafverschärfend kommt in der Martinistraße hinzu: Der BSAG-Bus der Linie 25 hängt mitten im Stau.

Und der schlaue Herr Saxe von den Grünen kündigt dann munter in der Heimatzeitung an: Ja, da werden wir nachsteuern.

Wie das ganz fix ginge? Kann ich Ihnen sagen: Reißt die Stahlpöllerchen raus, und schon kann der Verkehr inklusive Bus ausweichen, wenn ein Fahrzeug mit Panne liegen bleibt. Wenn mal wieder ein Lieferwagen alles blockiert; usw. Oder sinnvoller: Straße in alter Breite erhalten. Als Zufahrt zur Innenstadt. 

Aber nein, Herr Saxe – aktuell Grüner Chefdenker für Bäume, Verkehr, gutes Kolonial-Gewissen und Sonstiges – dieser Herr Abgeordnete träumte in der Heimatzeitung jüngst davon, die Bürgermeister-Smidt-Brücke für den Autoverkehr auf eine Spur je Richtung zurückzubauen, um gleichzeitig Radlern und Fußgängern zu mehr Platz zu verhelfen. Sein Ziel: Die Menschen sollen dort auf der Brücke sitzen und auf die Weser sowie aufs bunte Treiben an der Schlachte blicken.

Dies hat die ähnliche Hirngespinst-Qualität wie seinerzeit die Erst-Ausstattung der Landmark-Tower-Balkone in der Überseestadt mit echten Palmen. Das passte ja so wunderbar zum Feeling. Auf dem Balkon sitzen, nach getanem Tagwerk  auf die Weser gucken und Aperol-Spritz in die Birne ziehen. An diesem Konzept hat bloß einer verdient: Der Gärtner. Die meisten Palmen haben den zugigen Ort an der Weser maximal eine Saison überlebt. Also zweiter Versuch: erneut lebende Palmen. Wieder nix. Schauen Sie heute mal an dem markanten Gebäude hoch. Wenn Palmen, dann aus überlebensfähigem Kunststoff.

Mögliche Parallele: Nehmen Sie mal ein Klappstühlchen von zu Hause in Ihrem Lastenrad (oder ähnlichem) mit auf die Weserbrücke, setzen sich dort bei normalen Bremer Sommer-Temperaturen (22 bis 24 Grad hin) hin. Nicht lange, und Sie legen erst das Jäckchen um Ihre Schultern, dann das schicke Schälchen um den Hals usw. Auf dem Wasser, hab ich als geborener Binnenländer ziemlich fix gelernt, zieht es häufig.

Ich rate Ihnen weiterhin dringend: Kümmern Sie sich um den Verkehrsentwicklungsplan (VEP), mischen Sie sich ein. Damit hinterher niemand klagen muss: Unsere von außen abgeschnürte Stadt verdörrt nach und nach.

Munter bleiben!

Herzlichst

Ihr Axel Schuller