Themen zum Wundern: Uni-Zwangs-Umsiedlung / Mindestlohn bedroht Spargel-Bauern / Bremer Unikat: Zwangs-Abgabe für Betriebe

06.06.2022 Aus Von ED-as_Blog-17

Pfingstmontag, „Dank“ Feiertag keine Tageszeitung in Bremen. Keine Bange: „Bremen so gesehen“ hilft Ihnen durchs Tal der Tränen! :-)) 

Jetzt ernsthaft: Liebe Leserinnen und Leser, da sitzt man die Woche über morgens gemütlich beim Kaffee und liest: Zeitungen gedruckt und elektronisch – und dann prasseln die Themen fast schon wie ein Sturzregen auf einen ein. Ging Ihnen das an den vergangenen Tagen auch so? Haben Sie Lust, dass wir uns mal eben austauschen?

Also, los geht’s! Die Universität soll mit einem Teil in die Ex-Sparkasse am Brill ziehen. Das hat sich der Senat in den Kopf gesetzt. Ich frag mich: Was soll die Aktion, außer dem Sterben der City entgegenzuwirken? Manchmal ist es ganz gut, einen Blick zurück zu werfen. Erinnern wir uns: Die Sparkasse ist Ende 2020 an die Uni gezogen, um – so die offizielle Lesart – dort ein offenes Arbeits– und Personal-Konzept realisieren zu können. Und: Um näher am IT-Potenzial der Generation Zukunft zu sein. Zwecks gegenseitiger Befruchtung und so. Tatsächlich ist die Sparkasse aber auch dem energetisch unterirdisch schlechten Gebäude (größtenteils jedenfalls) entflohen: Marode Bausubstanz, die Wärme wird zu den Fenstern und durch die Mauern raus geheizt.

Die Idee der neuen Eigentümer, am Brill alles bis aufs historisch Wertvolle wegzuhauen und einen gewissen Daniel Libeskind mal was völlig Neues, architektonisch Aufregendes in den Himmel ragen zu lassen, scheiterte – seien wir ehrlich – am Bremer Kleinmut

Und nu? Sparkasse weg, Libeskind abgeblasen, Bausenatorin – ach, Schwamm drüber. Hat eh keinen Zweck. 

Nun soll die Uni dafür herhalten, den Totentanz am Brill zu beenden. Die Bildungseinrichtung ist derart begeistert, dass sie seit Monaten intern hin und her berät, welchen Fachbereich man denn für die City-Lage auswählen könnte. Bislang hat kein einziger „HURRA, WIR“ gerufen.

Gibt ja auch mehrere, gute Gründe dafür, also dagegen zu sein. Die olle Sparkasse müsste für (angeblich) schlappe 80 Millionen Tacken auf einen technisch-energetisch akzeptablen Stand gebracht werden. 80 Millionen! Ach ja, und einen Hörsaal braucht so ne Uni-Dependance ja auch, müsste also noch mal eben fix gebaut – und finanziert – werden. 

Bremens Universität weist als Neugründung (vor erst 51 Jahren) im Vergleich zu vielen anderen uralten Unis einen wesentlichen Vorteil auf: Alles befindet sich auf dem Campus, einem Riesen-Gründstück zwischen Universitätsallee und A 27. Würden jetzt zwei Fachbereiche, oder – in Bremen mag man’s ja gerne immer etwas irrer – würden jetzt also fünf halbe Fachbereiche mit rund 9.000 Studies und 1.000 Menschen des unterrichtenden sowie verwaltenden Personals an den Brill verfrachtet, könnten die in ihren Pausen zwar prima das Durchschnittsalter in der Obernstraße senken. Aber: Die Profs, wissenschaftlichen Mitarbeiter usw. würden vermutlich Ausgleichsstunden für das bestimmt sehr anstrengende Pendeln zwischen Uni und Brill beanspruchen. Für die Fahrten müsste ein Shuttledienst eingerichtet werden, und was weiß ich noch alles. Das Bremische Personalvertretungsgesetz lässt vorab schon mal herzlich grüßen…

Menschen, die eigentlich gar nicht „umziehen“ wollen, finden immer viele Gründe, um nichts ändern zu müssen.

Der Oberhammer wäre übrigens, wenn die Informatiker und Künstliche-Intelligenz-Experten von der Uni in die City verpflanzt würden. Dann gingen der Sparkasse im Technologiepark plötzlich ihre Gesprächspartner verloren. Kaum vorstellbar – aber  in Bremen leider irgendwie schon.

———————————————————————————————-

Das jüngste Knallerthema stand am Wochenende gleich doppelt auf der Titelseite der Heimatzeitung: Der „MINDESTLOHN“. Auf einem Foto grinsen sich vier  Menschen nen Wolf und sollen offenbar symbolisieren, dass die von der Bundes-Ampel beschlossene Erhöhung des Mindestlohnes auf 12 Euro ganz famos sei. 

Einschub: Es ist grundsätzlich klasse, wenn Menschen einen höheren Lohn erhalten. Doof ist nur, dass die Politik eine Erhöhung  beschließt, andere aber dafür blechen müssen. Unter anderem – wir alle.

Über die praktische Auswirkung von Mindestlöhnen konnte man sich direkt unter dem Jubelfoto informieren. Die Spargel– und Erdbeerbauern beklagen da, dass sie (bereits) aufgrund des aktuellen Mindestlohnes von 9,82 Euro im Vergleich zu Spargelproduzenten in Spanien (Löhne: knapp über 6 Euro) oder gar in Peru (Löhne: 1,16 Euro) nicht mithalten könnten. Die Folge: Supermärkte drückten die Preise massiv, kauften billigen Spargel und Erdbeeren in Spanien, Italien und sonstwo. Und die Hersteller in der Region gerieten so massiv unter Druck.

Toll, die Lohn– und Sozialstandards in der EU klaffen soweit auseinander, dass hiesige regionale – an staatlich verordnete Mindestlöhne gebundene – Produzenten in existenzielle Not geraten. Ein Bauer im Münsterland hat jetzt sogar sein gesamtes Erdbeerfeld samt saftig süßen Früchten abgemäht/totgemacht, weil der Großhandel ihm bloß noch einen Euro pro Pfund Erdbeeren zahlen wollte.

Auch dies gehört zum Thema Mindestlohn in Saison-Arbeiter-Branchen. 

Herr Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir, wär doch mal ein Feld, auf dem es sich für Sie lohnen würde, zum Wohl der Bürgerinnen und Bürger zu ackern.

Übrigens: Der WeserKurier selbst ist auch Opfer des Mindestlohnes. Er muss seinen Trägern ab Oktober 12 Euro pro Stunde zahlen, wenn die morgens in der Früh mit der Heimatzeitung lostigern. Und jetzt raten Sie bitte, wer am Ende für die deftige Preissteigerung aufkommen wird: 

S I E. Für alle Träumer in der Politik: Zeitungsträger dürfen seit mehreren Jahren nicht mehr nach der jeweils verteilten Stückzahl bezahlt werden, sondern nach der tatsächlich dafür aufgebrachten Zeit. Peng!

Unsere Bremer ZauberRegierung hat noch einen drauf gesetzt und den Landes-Mindestlohn mal eben auf 13 Euro festgezurrt. So viel zahlt nun das (ja eigentlich pleite) Bremen künftig an Menschen, die für Vater Staat tätig werden. Und Firmen, die einen staatlichen Auftrag ergattern möchten, müssen ihren Putz-, Wach- und sonstigen Service-Leuten mindestens 13 Euro zahlen. 

———————————————————————————————-

Bremen wär nicht Bremen, wenn die Landesregierung, bzw. die sie tragenden Parteien, nicht noch was Anderes in petto hätte. Die Agentur für Arbeit meldete diese Woche zwar, aktuell seien 3.078 Lehrstellen (bei 2.308 noch „unversorgten Bewerbern“) in Bremen unbesetzt. Gleichzeitig will Rot-Grün-Rot eine – dann bundesweit einmalige – Ausbildungsabgabe einführen. Passt gut zusammen – oder etwa doch nicht? Betriebe mit Aussicht auf ein nagelneues Zwangsabgaben-Unikat stehen bestimmt schon Schlange an der Landesgrenze. Ich höre sie geradezu flehen: Lasst uns bitte, bitte in Bremen ansiedeln! Oder hab ich mal wieder nicht kapiert, was unsere allwissenden, von der Mehrheit gewählten Regierenden uns Gutes angedeihen lassen wollen? 

———————————————————————————————-

Und die selbsternannten bremischen Leit-Medien? Sie verschweigen uns doch glatt ihre Meinung/Standpunkte zu diesem offensichtlichen widersprüchlichen Thema. Da müssen dann wieder LeserbriefSchreiber im WK für die Einordnung sorgen. Zwei Unternehmer beschreiben und beklagen darin die völlig ungenügende Vor-Bildung vieler Lehrstellen-Bewerber. Besonders jener, die in Bremen die Schulen besucht haben. 

Frau Bildungssenatorin Sascha Aulepp, Frau Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt, Herr Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte – endlich den Schuss gehört? 

So, liebe Leserinnen und Leser, haben Sie im heutigen Blog-Stück einige Themen in unserem gemeinsamen Abgleich gefunden, die auch Sie den Kopf bis an die Schmerzgrenze haben schütteln lassen?

Bleiben Sie munter!

Herzlichst und unverdrossen Ihr as

Axel Schuller