Unglaublich – SPD: Alle Auszubildenden übernehmen! Und mehr Geld müssen die auch kriegen!

19.05.2022 Aus Von ED-as_Blog-17

Liebe Leserinnen und Leser, manchmal schenk ich Ihnen ja – fürs Durchhalten – am Ende meines Blogs ein kleines Goodie. Heute mal andersherum: Zum humorvollen Einstimmen auf ein ganz und gar nicht leichtes Thema.

Also: Wie haben es die meisten von uns noch gelernt? „Amtssprache ist Deutsch“. Dieses „Dogma“ ist zumindest in Bremen abgeschafft. Einer Ankündigung des Beirates Borgfeld entnahm ich jüngst: Eingeladen sei Frau Soundso, „Leiterin der Abteilung für Straßenerhaltung, Pavement-Management-System und öffentliche Beleuchtung“ beim Amt für Straßen und Verkehr.

Wow! „Pavement-Management-System“. Bevor sie’s jetzt selbst nachgucken: Das englische Wort „Pavement“ bedeutet in unserer Sprache: „Gehweg“.
Hossa, „G e h w e g“! 

Dieses ur-deutsche Wort „Gehweg“ würde den „Borgfelder an sich“ – ach, was sag ich da – jeden Normal-Bewohner (w/d) unserer Stadt vermutlich gnadenlos überfordern… Armes Deutschland!

Der Irrsinn fängt bekanntlich im Kleinen an.

Genug an „Vorspeise“. Ich könnte Ihnen jetzt mit einem Juso-Schnack von früher kommen. Der lautete: „Wer nicht ausbildet, wird umgelegt.“ „Früher“ zielt übrigens nicht auf die Zeit eines einst ruppigen Juso-Chefs, späteren Bundeskanzlers und mittlerweile fast schon mitleiderregenden Gas-Mannes – Sie wissen schon…  Nein. Der möglicherweise Angst einflößende Spruch stammt von den Bremer Jusos, zuletzt  2021 verbreitet.

Sprung in die Jetzt-Zeit: Der SPD-Landesparteitag hat jüngst die rot-grün-rote Koalition aufgefordert: „BREMENS AUSBILDUNG STÄRKEN“. Vorsichtshalber war alles in Großbuchstaben geschrieben. Da kann man weniger falsch machen. Ich verspreche Ihnen bereits jetzt: Zum Schluss gibt’s noch ein Sprach-Schmankerl aus dem SPD-Antrag.

Auf zehn Din-A-4-Seiten hatten engagierte Sozialdemokraten dargelegt, im Land Bremen müsse unbedingt ein Ausbildungsfonds eingerichtet werden. Übrigens: Bremen wäre das erste Bundesland. Ist ja auch logisch: Wer in der Bildung immer vorne mitmischt, will diese Meriten natürlich auch auf dem Feld der Ausbildung einheimsen. Halt, halt, jetzt hab ich grad irgendwas durcheinander gebracht…

Die SPD moniert in ihrem Antrag: Es gibt weniger Lehrstellen als Ausbildungswillige. Ein Blick in die Statistik der Agentur für Arbeit offenbart für das kommenden Ausbildungsjahr jedoch das Gegenteil. Demnach hat die Wirtschaft im Land Bremen 4.813 offene Lehrstellen gemeldet, bei der Agentur haben sich bislang aber bloß 3.962 Bewerber und Bewerberinnen registrieren lassen. 

Jetzt wird aber der Hund aber in der Pfanne verrückt…

Laut SPD (prominentes Vereins-Mitglied: Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte) gibt es weitaus mehr Bewerber als Ausbildungsstellen; steht im einstimmig beschlossenen Papier.

Das größte Problem auf dem Ausbildungsmarkt wird nur am Rand angesprochen: Viele Jugendliche (insbesondere aus Bremer Schulen verfügen nicht über das notwendige Rüstzeug für eine Ausbildung. Betriebe müssen die jungen Frauen und Männer in den „Fächern“ Rechnen, Schreiben, Pünktlichkeit, Disziplin und haste nicht gesehen „nachschulen“.

Da hat man als Unternehmen – vielleicht auch noch als kleiner Handwerksbetrieb – aber so was von Bock auf Auszubildende. Firmen – große wie kleine – nehmen diese an sich unzumutbare Prozedur nur auf sich, weil sie für die Zukunft unbedingt Personal benötigen.

Ungelogen: Es gibt Handwerksbetriebe, da ruft die Frau vom Chef morgens notfalls bei einzelnen Lehrlingen an und sagt: „Steh auf, komm in die Firma, sonst mach ich dir Beine!“ So viel zum Thema  „Disziplin“.

Glauben Sie nicht? Sprechen Sie gern einen Menschen an, der gerade versucht, den berühmten „goldenen Boden“ (des Handwerks) zu bestellen.

Die Sozialdemokraten kennen diese Problematik. Die sind ja nicht doof. Deshalb werden in dem besagten Antrag fröhlich viele, viele teure Forderungen zum besseren Gelingen aufgestellt. Benötigt würden „Berufsausbildungs-Campusse“, ausgestattet mit „multiprofessionellen Teams“. Darunter verstehen die Sozis: Schulsozialarbeiter, Schulpsychologen, Ansprechpartner der Jugendberufsagentur, des Jugendamtes – ja, alle m/w/d – und dann wird’s ein bisschen „verräterisch“: „…oder der Arbeitnehmerkammer“. Nachtigall, ich hör dir trapsen.

Wissen Sie, wer bei der Arbeitnehmerkammer als eine Art Edelreferent für politische Kontakte beschäftigt ist? Dr. Carsten Sieling, 2019 mit 24,9 Prozent (-7,9) krachend gescheiterter SPD-Bürgermeister, der vor seiner Rückkehr ins Arbeitnehmerkammer-Glied den Koalitionsvertrag mit Grünen und Linken federführend ausgehandelt hat. Der Kreis schließt sich in Bremen halt irgendwie immer. Grusig.

Um das Antrags-Elend abzukürzen. Welche Unternehmen (die schon ausbilden, oder die nicht oder ungenügend ausbilden) in den neuen Fonds einzahlen müssen, wie hoch die Gebühr pro fehlender Lehrstelle sein soll, wer wie viele Stellen vorhalten muss, welcher neue Verwaltungs-Moloch – ja, das war jetzt ausnahmeweise mal polemisch:-) – die Abgabe verwalten soll – all das soll jetzt die (arme)  Wirtschaftssenatorin (Kristina Vogt von den Linken) klären. 

Na, die wird sich freuen. So ne Sozi-Torte auf dem Auge zu haben, ist bestimmt ne schicke Sache. Noch was: Alle Azubis sollen natürlich grundsätzlich übernommen werden. Leistung wird ja sowieso gnadenlos überbewertet… 

Übrigens: Die Sozialdemokraten waren beim Formulieren ihres Antrages dermaßen Glücks-trunken, dass sie sich (wie im Rausch) gleich noch weitere schicke Forderungen ausgedacht haben: Bremen soll auf Bundesebene eine „Mindestausbildungsvergütung“ für Lehrlinge durchsetzen. Und weil das erwartungsgemäß nicht so gaaanz einfach sein dürfte, schlagen die Bremer Sozen vorsichtshalber eine „Landesmindest-Ausbildungsvergütung“ in Höhe von monatlich 861 Euro vor – soviel wie der Bafög-Höchstsatz.
Ein Blick in die Statistik des „Bundesinstitut für Berufsbildung“ fördert freilich zu Tage: Die durchschnittliche Ausbildungsvergütung beträgt in Bremen (Stand 2020) durchschnittlich 965 Euro. Zum besseren Einordnen dieser Zahl: Im mit vermutlich deutlich niedrigen Lebenshaltungskosten (haha) gesegneten Hamburg gibt’s: 963 Euro. Niedersachsen: 958 Euro; NRW: 946 Euro; Hessen: 953 Euro; Brandenburg: 934 Euro. Lediglich Baden-Württemberg sticht mit 1.017 Euro heraus.
Höre ich da jetzt etwa einige Sozialdemokraten, die sich gerade fragen, ob sie das richtige Pferd reiten?

Wundersamerweise haben die Sozialdemokraten in ihrem Antrag  einen anderen, neuerdings in Bremen wichtigen Aspekt vergessen: Ich finde, nach der Inthronisierung einer öffentlichen Pop-Beauftragten, eines Tierschutz- und einer Polizei-Beauftragten sollten wir uns ruhig – bevor Bremen ganz pleite ist – noch einen Landes-Ausbildungs-Beauftragten leisten. Immerhin: Das hat  nicht jeder, also kein anderes Land.

In Hessen würde man jetzt sagen: Isch bin mit de Nervve ferdisch… (mit den Nerven fertig – also: Am Ende meines Verständnisses).

Deshalb noch das zu Beginn versprochene Sprach-„Dessert“: Auf Seite 8 des Antrages an den SPD-Landesparteitag findet sich folgende wunderschöne Formulierung: „Um am Zahn der Zeit zu bleiben…“ Und ich dachte, es hieße: „Der Puls nagt an der Bildung“ – oder so ähnlich. Ich weiß, das war jetzt eklig. Aber irgendwie muss man ja schließlich zehnseitige Anträge verdauen…

Bleiben Sie munter!

Herzlichst

Ihr as

Axel Schuller