Kessel Buntes: Senats-Fettnapf-Queen / Abgehängter Hafen / Rettet Neumann die Sixdays?

15.05.2022 Aus Von ED-as_Blog-17

Liebe Leserinnen und Leser, vorab – also vor dem Start – ein paar Sätze zu den zurückliegenden Wahlen: Die FDP kriegt’s gerade knüppeldick ab. Mein Mitleid hält sich in Grenzen. Im Gegenteil: Selber schuld. Das Geheule in der Berliner FDP-Zentrale ist groß. Dabei liegen aus meiner Sicht einige Gründe auf der Hand. Die FDP entwickelt sich zur Nein-Sager-Partei mit Freiheits-Anstrich: Sie ist gegen ein Tempo-Limit, gegen (aus meiner Sicht) vernünftige Corona-Politik, gegen Überarbeitung von Erbschafts– und Vermögenssteuer – aber für immer neue Schulden, ohne die laufenden Ausgaben auch nur einmal auf den Prüfstand zu stellen. 

 

 

So, genug der Gedanken zur Bundespolitik, hin zum Bremischen

 

Liebe Leserinnen und Leser, heute wird’s mal wieder bunt, möglicherweise werden Sie am Ende sogar denken: kunterbunt. Sie kennen das ja schon: Der Themenhof steht voll, muss mal wieder gekehrt werden. Los geht’s. 

 

Solange die Grüne Dr. Maike Schaefer dem Senat angehört, lässt es sich leider nicht vermeiden, dass ich Ihre Leidensfähigkeit immer mal wieder aufs Neue auslote. Dabei verspreche ich Ihnen hoch und heilig: Ich habe diese Grüne Frau nicht auf dem Kieker. Es ist bloß so, dass Schaefer mittlerweile unumstritten die Fettnapf-Queen des Bremer Senats ist. 

 

Ich gebe Ihnen die Chance, den aktuellen „Fall“ selbst zu beurteilen, indem ich die Quelle des Leidens offenlege. Die Freie Hansestadt Bremen, Untertitel „Rathaus Bremen“, unterhält auf dem Portal LinkedIn einen eigenen Kanal. Dort können Sie das Elend Wort für Wort selbst nachlesen. 

 

Genug der Vorrede. Die Rahmenfakten: Einmal im Jahr treffen sich  Mitglieder des Senats mit führenden Vertretern der Handelskammer zum Meinungsaustausch. Der Bürgermeister – aktuell Dr. Andreas Bovenschulte (SPD) – und der Präses – aktuell Eduard Dubbers-Albrecht – sprechen dann zusammen mit ihrem jeweiligen Gefolge über Themen, welche die Wirtschaft bewegen und von der Bremer Politik beeinflussbar sind. 

 

Kürzlich war’s wieder mal soweit. Bovenschulte und Dubbers-Albrecht äußerten sich auf dem Rathaus-Kanal anschließend staatsmännisch/staatstragend. Wie gut und wichtig es doch sei, sich auszutauschen. Und, dass diese Zusammenarbeit in Bremen etwas ganz Besonderes und deshalb eben so Wertvolles sei. 

 

Veröffentlicht wurden auf der LinkedIn-Seite auch Statements der mit am Tisch sitzenden Umwelt- und der Wirtschaftssenatorin. Und wer hat dabei mal wieder den Vogel abgeschossen? Zu einfache Frage, sagen Sie jetzt? Mag sein. Ich „verrate“ es trotzdem: „Unsere“ Umwelt-/Mobilitäts-/und-sonst-noch-was-Senatorin Dr. Maike Schaefer

 

Sie verewigte sich auf dem Rathaus-Account mit den nun folgenden Sätzen (die ich ungekürzt inklusive der Schaefer-eigenen Hervorhebungen zitiere). O-Ton Umweltressort-Chefin: 

 

„Es ist mir wichtig, dass wir als Bremer Stadtgesellschaft den Angriffskrieg Putins auf die Ukraine gemeinsam auf das Schärfste verurteilen. Zugleich ist es natürlich auch unsere Aufgabe, Bremen versorgungssicher und unabhängig von russischen Energieimporten aufzustellen. Das wird uns nur mit dem massiven Ausbau regenerativer Energien gelingen, wo auch die Bremer Wirtschaft in den Bereichen Photovoltaik und auch Windkraftanlagen speziell in Gewerbegebieten gefragt ist. 

Das Thema Photovoltaik gilt natürlich auch für die Innenstadtentwicklung, insbesondere bei größeren Bauprojekten. Zusammen mit dem künftigen Ausbau zusätzlich durch WohnenGastronomie oder Kultur und einer klaren Verkehrswende können wir unserer City und unserer Stadt dann eine wahrlich nachhaltige Stärkung attestieren.“ 

Senatorin 

Dr. Maike Schaefer 

 

Diese Senatorin ist wirklich immer (mal wieder) ein Angriff auf die Lachmuskeln! Da „gelingt“ es dem Bremer Staat innerhalb der ersten drei Jahre der rot-grün-roten Regentschaft, auf den unzähligen staatseigenen Gebäuden e i n e einzige Photovoltaikanlage installieren zu lassen, und dann besitzt die zuständige Umwelt-Senatorin die Kühnheit, die Wirtschaft aber so was von in die Pflicht zu nehmen. Hammer! 

Das muss du erst mal bringen! 

 

Mir kam spontan ein Spruch meiner badischen Schwiegermutter in den Sinn: Kei Zahn im Muul, aber La Paloma pfiffe.“ 

Auf Hochdeutsch: „Kein Zahn im Mund, aber La Paloma pfeifen.“ 

 

Und sage mir jetzt niemand: Vor der Installation von Photovoltaik-Anlagen müsse man ja erst einmal ganz genau untersuchen, welche Dächer sich dafür eignen. Immerhin befindet sich das Bremer Umweltressort seit 2007 ununterbrochen in Grünen Händen. 

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Nun zu einem Thema, dessen Brisanz und Bedeutung möglicherweise noch nicht ausreichend vielen Hansestädtern  bewusst ist: Der technologische Ist-Zustand des Hafens. Bremen plustert sich gerne immer noch als „weltoffener Hafenstandort“ auf. KPMG-Gutachter haben jüngst eine vernichtende Analyse unserer bremischen „Lebensader“ veröffentlicht. Die Experten: Die bremischen Häfen hinken auf dem Feld der Digitalisierung hinter ihren Konkurrenten Hamburg, Rotterdam und Antwerpen – jetzt müssen Sie wirklich tapfer sein – um „fünf bis zehn Jahre“ hinterher

 

Liebe Leserinnen und Leser, können Sie diesen nahezu zukunfts-tödlichen Befund, diesen unglaublichen Brocken, einfach runterschlucken? Wenn ich an die Entwicklung der weltweiten Schifffahrt und an unser offensichtlich extrem rückständiges Bremen denke, wird’s mir ganz anders. 

 

Während die europäischen Konkurrenten das Anlaufen, Festmachen im Hafen, Entladen, Beladen, Betreuen, Weitermelden an den nächsten Anlauf-Hafen der Ozeanriesen mit digitaler Hilfe bis hin zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz be- und vorantreiben, zehren wir an der Weser noch immer genüsslich von der Besonderheit, dass europaweit der erste Container in Bremen entladen wurde. Leute, aufwachen: Das war 1966! Wer sich in der wohligen Gemütlichkeit der Vergangenheit suhlt, dem kann leicht der Blick für Notwendigkeiten und für Chancen der Zukunft verloren gehen. 

 

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So, liebe Leserinnen und Leser, bis hierher war’s – wie man in Bremen sagt – starker Tobak, mit dem ich Sie möglicherweise gequält habe. Deshalb jetzt ein leichtes, fröhliches, für den Bremen-Tourismus gleichwohl nicht zu unterschätzendes Thema

 

Die Macher der Sixdays hatten einen nahezu genialen Einfall: Die Mixtur aus Party und Sport wird im kommenden Januar auf vier Tage eingedampft. Motto: Weniger ist mehr. Super. Der Auftakt-Donnerstag, der stets mit Unmengen Freikarten angekurbelt werden musste, entfällt. Freitags kommt bei vielen Menschen einfach leichter Feierlaune auf. Und das Dienstags-Ende wird auf Montag vorgezogen. Klasse! Der sogenannte Friseusen-Tag (darf man vermutlich weder denken noch sagen! Also: Haar-Kreative, bitte nicht sauer sein!) wird durch das sportliche Highlight des Schluss-Spurtes der Rennfahrer aufgewertet

 

Ein Problem lässt sich freilich nicht einfach wegkürzen: Bremen ist zwar eine lebenswerte Großstadt mit provinziellen Charme. Sie verfügt aber – anders als Hamburg oder Berlin – weiterhin über nahezu keine Promis; jedenfalls solche, die über ausreichend exhibitionistisches Potenzial verfügt, um sich im Hallen-Oval begaffen, sorry, bewundern zu lassen. „Echte’“ Promis müssen stets für teuer Geld eingekauft werden. Aber, Geistesblitz vom ollen Schuller: Vielleicht kann Bernd Neumann – ist mit seinen 80 Lenzen immer noch Präsident der Filmförderungsanstalt, also so was wie der Pate des deutschen Films – einige „seiner“ Stars, notfalls auch Sternchen, mit freundlichen Worten an die Weser lotsen

 

Ach, und noch was, liebe Sixdays-Macher! Bitte schreiben Sie in den Verträgen mit den fürs Vergnügen zuständigen Pächtern vor: Der Abbau der Stände und Bühnen darf erst beginnen, wenn am Montagabend die (aller)letzten Gäste gegangen sind. Keine Minute früher! Die Dienstagabende waren in der Vergangenheit in den Nebenhallen sowas von ungemütlich, ja unerträglich! Da kam bloß Depri-Stimmung und sonst gar nichts auf. 

 

Am schönsten – noch so’n vielleicht abseitiger Wunsch – wäre es übrigens, wenn die Sixdays unter dem Strich mal wieder Geld verdienen – statt verbrennen würden… 

 

Bleiben Sie munter! Wir sehen uns hoffentlich spätestens bei den Sixdays. 

 

Herzlichst 

Ihr as 

Axel Schuller