Anti-Politiker Meyer-Heder will Chef bleiben – derweil wird Imhoff Montag CDU-Spitzenkandidat

12.05.2022 Aus Von ED-as_Blog-17

Wie sag’ ich’s (m)einem (Polit-)Kinde? Tja, das ist heute eine durchaus schwierige Eingangsfrage. Sie, geneigte Leserinnen und Leser, wissen natürlich, dass ich bei keiner, aber wirklich keiner Bremer Partei die Finger in der Suppe habe. Gleichwohl treibt mich das eine oder andere Thema in dieser Stadt um. Keine Bange: Umweltsenatorin Schaefer hat heute in meinem Blog frei 🙂.

Also, wie Bremer sagen: nützt ja nix. Deshalb vorab die Zusammenfassung: Carsten Meyer-Heder, kann bekanntlich nicht Politik, will aber am 21. Mai partout wieder CDU-Landesvorsitzender werden. Warum bloß? Am Erfolg kann’s nicht liegen. Hat sich die Bremer CDU bereits jetzt, ein Jahr vor der kommenden Bürgerschaftswahl im Mai 2023, aufgegeben? Darüber wird der CDU-Landesvorstand am kommenden Montag (16. Mai) beraten – und übrigens Bürgerschafts-Präsident Frank Imhoff zum Spitzenkandidaten küren.

Nun die Langversion: Carsten Meyer-Heder, agiler IT-Unternehmer, Mann mit geschäftlichen Visionen, auch in der Pandemie-Krise erfolgreich, freundlich, sympathisch, aber in der Politik fehl am Platze – Luft holen – CMH (wie er intern abkürzt genannt wird) hat 2019 als seiteneinsteigender CDU-Spitzenkandidat das damals in Bremen schier Undenkbare geschafft: Er bescherte der Union erstmals in Bremen den Wahlsieg; in Form von mehr Stimmen, als die SPD erhielt. Boah, ej.

Anschließend machten die Linken in dieser Stadt aber, was sie am liebsten tun: Der eindeutige Wahlverlierer SPD, die Grünen und die Linken verabredeten, an der Macht zu bleiben (jedenfalls SPD und Grüne) und schmiedeten eine Koalition. Und, das muss man so sagen, sie haben den Vorteil, dass Corona kam und alle anderen Themen an den Rand drückte. So konnte sich Rot-Grün-Rot bis heute irgendwie dahinschleppen

Und Meyer-Heder? Dieser kurzzeitig so strahlende Wahlsieger machte – politisch – zu wenig. Er überließ Thomas Röwekamp – mit dem die CDU 100pro nicht so viele Stimmen bekommen hätte – den CDU-Fraktionsvorsitz. CMH blieb CDU-Landesvorsitzender, fiel politisch nicht weiter auf und verkündete Anfang 2022: Spitzenkandidat wolle er 2023 zwar nicht erneut werden (seine Firma team neusta sei jetzt wichtiger), aber den Landesvorsitz, den möge er doch behalten. Begründung: Da sei noch viel zu tun, beispielsweise eine Frau als Spitzenkandidatin für die nächste Bürgerschaftswahl zu finden.

Zwischenfazit: Die von ihm ausgeguckte Topfrau (Vorstand bei OHB) hat ihm einen Korb gegeben. Der amtierende Bürgerschaftspräsident Frank Imhoff wird am kommenden Montag vom Landesvorstand auf den Schild des CDU-Spitzenkandidaten gehoben. Merkwürdig nur: Meyer-Heder will beim CDU-Landesparteitag am 21. Mai dennoch erneut zum Landesvorsitzenden gewählt werden. Und das, obwohl die DNA des Mannes vermutlich kein Gen-Bauteilchen aufweist, das auch nur entfernt der Gruppe der „Polit“-Proteine (ui, ui, Chemie-Gelehrte bitte schnell weiterlesen!) zugeordnet werden könnte. 

Obwohl es ihm (sogar von außen sichtbar) körperliches Unbehagen bereitet, vor einer größeren Menschenmenge (und womöglich auch noch ohne Manuskript) zu reden. (Weiteres finden Sie in meinen Blogeinträgen vom 6.2.2022 und vom 1.2.2022).

Und die CDU? Die lässt ihn gewähren. Gegenkandidaten gibt es – Stand heute – nicht. Warum ist das so? Wie ich höre, hat sich in der CDU mittlerweile die Erkenntnis durchgesetzt: Die Wählerinnen und Wähler wollen alles, aber eines nicht: Streit zwischen Politikern. Da CMH nicht auf das Amt verzichtet, findet sich auch kein anderer Kandidat.

Dazu kommt: Aktuell fällt es selbst 100-prozentigen CDU-Parteigängern – sagen wir’s mal freundlich – nicht ganz leicht, an einen erneuten Sieg im kommenden Mai zu glauben. Und Frank Imhoff, durch das Bürgerschafts-Präsidentenamt in politisch engem Korsett, kann den SPD-Kandidaten Dr. Andreas Bovenschulte nicht so angehen, wie es im Wahlkampf notwendig ist. Also wird er sich – so hoffen die „Schwarzen“ – gut schlagen, aber aller Voraussicht nach verlieren. Die Schuld daran kann man dann gut bei CMH abladen, ihn im Mai 2023 dahin schicken, wo er herkam. Ein freundliches Dankeschön, warme Worte und Tschüss.

Die SPD befindet sich aktuell aus zwei Gründen im Vorteil: Andreas Bovenschulte macht nach außen als Bürgermeister eine passable Figur. Und: Die die SPD hat nach jahrzehntelangem Selbst-Zerfleischen kapiert, dass sie ihrem Spitzenmann nicht ständig Knüppel zwischen die Beine werfen darf. 

Einen dritten Grund hätte ich fast vergessen: Die CDU-Bürgerschaftsfraktion mit ihrem neuen Frontmann Heiko Strohmann verdient häufig nicht den Begriff „Opposition“. Die Christdemokraten ranzen sich teilweise auf nahezu selbstverleugnende Art an die Grünen ran, dass sich die Regierungs-Koalition intern ein Loch in den Bauch lachen dürfte.

Anders ausgedrückt: Union und auch FDP machen es dem rot-grün-roten Bündnis zu leicht. Dabei ist festzuhalten: Dieser rot-grün-rote Senat müsste endlich mal die Bremer Probleme angehen und lösen. Senatssitzungen dürfen nicht länger….

Ach, wissen Sie was? Das ist ein eigenes, lohnendes Thema. Dazu an dieser Stelle demnächst mehr. 

Bleiben Sie munter!

Herzlichst

Ihr as

Axel Schuller