Datenschutz-Klatsche – haha – für Bürgermeister Andreas Bovenschulte

22.04.2022 Aus Von ED-as_Blog-17

Na Sie, treue, stets erwartungsfrohe „Kundinnen und Kunden“, von „Bremen so gesehen“. Schon unter-blogt? Heute gibt’s nen Happen zum Thema Sonderheiten des Datenschutzes, bevor ich Ihnen (wahrscheinlich am Wochenende) mit einem Info-Brocken zu unserer kleinen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt auf die Bude rücke. Das muss als Appetizer reichen. Los geht’s!

Rumms, das hat gesessen. Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte (SPD) und Senatssprecher Christian Dohle laufen vermutlich immer noch mit ner roten Backe, sorry, Wange rum. Der Grund: Die Herrin des bremischen Datenschutzes (offiziell: „Die Landesbeauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit“), Dr. Imke Sommer – nicht zu verwechseln mit Dr. Sommer – Sie wissen schon :-)) – hatte ausgeteilt. Die „Fan-Seite des Rathauses“ bei Facebook sei nicht Datenschutz-konform. Frau Sommer teilte mit, sie „werde daraufhin wirken, dass diese Facebook-Fanpages deaktiviert werden“. Bovenschulte und sein getreuer Dohle denken aktuell aber nicht im Entferntesten daran, die Seite vom Netz zu nehmen. Boah, die zwei sind aber mutig. Wenn man Frau Dr. kennt, könnte man sogar von tollkühn sprechen.

Die Datenschutzbeauftragte hatte gerade erst im März die Daten-Domina gegeben und der städtischen Wohnungsgesellschaft Brebau eine Geldbuße von 1,9 Millionen Euro übergebraten. Die Gesellschaft hatte – oh, oh – unerlaubt 9.500 Daten über Miet-Bewerber gesammelt – und laut Gutachten des Ex-Justiz-Staatsrates Matthias Stauch bei der Wohnungsvergabe nicht negativ eingesetzt.

Liebe Leserinnen und Leser des Blogs „Bremen so gesehen“, Sie wissen ja, dass ich Themen gerne möglichst breit ausleuchte. Deshalb darf und will ich Ihnen nicht verschweigen, dass Imke Sommer sich die Rathaus-Facebook-Attacke keineswegs allein ausgedacht hat. Nein, über dieses die Menschheit bewegende Thema haben die Datenschützer des Bundes und aller 16 Bundesländer ausführlichst während einer Tagung gebrütet . Herausgekommen ist ein 40(!)-seitiges „Kurzgutachten“. Dieses Werk enthält das konzentrierte Gehirnschmalz der deutschen Datenschutz-Elite. Facebook verwalte die Daten nicht sicher und transparent, sei deshalb als Kommunikationsweg unangebracht.

Mag ja sein, aber weltweit haben sich aktuell schlappe 2,7 Milliarden Menschen bei Facebook angemeldet – und das auch noch freiwillig. In Europa sind es 410 Millionen Personen, in Deutschland werden rund 32 Millionen Bürgerinnen und Bürger zur Schar der Facebooker gezählt. Alle so bemitleidenswerte Kreaturen, die Frau Sommer und Co vor den Untaten der Datenkrake „Meta“ retten wollen. „Meta“ ist der Mutterkonzern des Mark Zuckerberg, unter dessen Dach Facebook, WhatsApp und  Instagram vereint sind.

Übrigens: Selbst, wer nicht bei Facebook angemeldet ist, kann die Fotos und Texte aus dem Bremer Rathaus anschauen. Man muss bloß – wieder so ne Datenkrake – Google nutzen, dort Facebook und Rathaus Bremen eingeben, und schwupp kann man sich über das Treiben des Bürgermeisters informieren.

Liebe Leserinnen und Leser, ist Datenschutz für Sie ein eminent wichtiges Thema? Dann sollten Sie sich nicht den Spaß entgehen lassen, mal in das „Kurzgutachten“ der Datenschützer-Truppe  reinzuschauen. Eine meiner Lieblingsstellen befindet sich auf Seite 37. 

Da geht es um „Facebook-Mitglieder:innen“. Och nö, jetzt hält der neu-deutsche Sprach-Schwachsinn schon Einzug in amtliche Papiere. Das macht mir jetzt, offen gesagt, endgültig schlechte Laune. Damen und Herren „Datenschützende“ (oder wie Sie sich gerade fühlen): „Mitglied“, das, Substantiv, Neutrum, Plural Mitglieder. Das „Mitglied“ bedeutet laut „Digitales Wortbruch der deutschen Sprache“: „Glied, Angehöriger einer Gemeinschaft“. 

Bitte, Damen und Herren Datenschutzbeauftragte, besinnen Sie sich auf Ihr Fach, vermeiden Sie Sprach-Verhunzereien und konzentrieren Sie sich gerne auch auf das Wesentliche

Facebook-Mitglieder müssen Sie aus meiner Sicht nicht vor sich selbst und den Seiten von Regierungs-Zentralen schützen. Diese User haben sich zuvor mit ihren Daten angemeldet. Sie haben ihren Online-Versandhändlern, ihrem Telefon-Provider und und und bereits Unmengen an Daten offenbart und geliefert. Damen und Herren „Mitglieder:innen“, halten Sie mal kurz inne – bitte! 

Und Sie, liebe Leserinnen und Leser – bleiben Sie munter!

Herzlichst

Ihr as

Axel Schuller