Weser-Kurier – gedruckte Unvollkommenheit

02.01.2022 Aus Von ED-as_Blog-17

„Erst wenn wir darüber berichtet haben, hat es auch stattgefunden.“ Dieser an Selbstüberschätzung und Arroganz kaum zu überbietende Satz fiel mir heute ein, nachdem ich Kurier am Sonntag und Weser Report gelesen hatte. Die überhebliche Äußerung stammt aus Zeiten der Weser Kurier Lokalredaktion, als ich dort Anfang der 80er als Mittzwanziger tätig war. Der Satz machte aus dem Mund damaliger Redaktionssenioren immer die Runde, wenn wir jüngeren anmerkten, ein Ereignis habe doch bereits vor Tagen stattgefunden, „wir“ müssten  endlich darüber schreiben.

Der Geist eines vermeintlich satten Monopolisten scheint doch nicht für alle Zeit verbannt zu sein, sondern erneut durch die Redaktion zu geistern. Es sei denn, Unwissenheit greift um sich. Beispiele von heute, 2. Januar 2022:

Der Weser Report (über den ich mich als bis Ende 2014 amtierender  Chefredakteur nicht mehr öffentlich äußern wollte) berichtete über den Beteiligungsbericht des Landes Bremen (Gehälter der Geschäftsführer unter anderem von BLG, Theater, BSAG, Flughafen ) sowie Überschüsse und – leider überwiegend – Miese.

Über die sehr ehrenvolle Wahl von Bremens Theater-Intendanten Michael Börgerding in die „Akademie der Darstellenden Künste“.

Über die Spendensumme der acht Bremer Rotary Clubs im vergangenen Jahr in Höhe von sage und schreibe 160.000 Euro. 

Und über den Tod von Hubert Resch. Er war viele Jahre lang als Arbeitsdirektor Vorstandsmitglied der Bremer Straßenbahn AG, hatte danach den Verein Aktive Menschen in Bremen mitbegründet, um ehemalige Begegnungsstätten fortzuführen. Und er war auch im höheren Alter ein regelrechter Wirbelwind.

Zu all diesen vier Themen war im Kurier am Sonntag nichts zu lesen. Null. Muss auch nicht, ist aber für eine Lokalzeitung schon ziemlich… – urteilen Sie selbst. WK-Leser müssen sich halt gedulden und auf die  Traueranzeigen für Hubert Resch warten.

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Nachtrag zu meinen Ausführungen über die Steigerung der Müllgebühren vom 30.12.2021. 

Mein Rat: Achten Sie darauf, dass ab sofort die neuen, geringeren Leerungs-Frequenzen gelten. Die entsprechenden Bescheide (höhere Gebühr, abgesenkte Leerungs-Zahl) lassen vermutlich noch etwas länger auf sich warten. Die Bremer Stadtreinigung (DBS) stellt gerade ihre Datenverarbeitung um. 

Und: Ich hatte leider im Archiv von Radio Bremen übersehen, dass butenunbinnen am 29.12.2021 45 Sekunden lang über steigende Müllgebühren informiert hatte. Mit dem Ratschlag des Reporters, man könne zusätzliche Leerungen vermeiden, indem man  seinen Müll intensiver trenne und reduziere. Na, das nenn’ ich eine kritische Berichterstattung.

Es soll leider nicht so gemeinschafts-taugliche MitbürgerInnen geben, die ihren Hausmüll schon heute in einen der 3.765 öffentlichen Papierkörbe stopfen. Kann man täglich in Bremens Grünanlagen  sehen. Die Kosten für die Leerung dieser Gefäße fließt übrigens in die  Müllgebühr ein, die wir bezahlen.