Umwelt-Protest gegen Gewerbegebiet – gerechtfertigt und sinnvoll?

10.08.2022 Aus Von Axel Schuller

Es ist ein bisschen wie bei Pippi Langstrumpf. Umwelt-Lobbyisten vom „BUND“ (Bund Umwelt und Naturschutz Deutschland) finden die Planung für die Erweiterung des Gewerbegebietes „Hansalinie“ in der Hemelinger Marsch doof. Und präsentieren einen Gegenvorschlag zum Flächenfraß: Die Firmen sollen ihre Hallen auf kleinerer Fläche und stattdessen höher bauen. Aha. Band-/Packarbeit etagenweise. Pippi würde singen: „Ich mach’ mir die Welt, wie sie mir gefällt…“


Liebe Leserinnen und Leser, heute muss ich – offen gesagt – mal wieder an mich halten. Eines der gut laufenden Gewerbegebiete, die Hansalinie an der A 1, soll erweitert werden. Mercedes stellt sein riesiges Werk allmählich von Fahrzeugen mit Verbrenner- auf Karossen mit E-Antrieb um. Genau so, wie uns das die Ökos seit längerem als das Nonplusultra einreden wollen. (Sie merken, ich bin immer noch skeptisch.)

Für diese „Transformation“ müssen zusätzliche Firmen angesiedelt werden, die von der Hemelinger Marsch aus die notwendigen Teile ans Band in Sebaldsbrück liefern.

Dafür ist einst das Gewerbegebiet an der A1 geschaffen worden. Und prompt droht der BUND mit einer Klage. Gegen unnötige Flächenversiegelung, gegen die Bedrohung von zwei Vogelarten. Überhaupt, wenn dort noch gebaut werden solle, dann in die Höhe – und nicht in die Fläche.


Zwischendurch: Fahren Sie mal auf der A 27 Richtung Verden. Da  werden Sie – neben dem Riesen-Komplex von Amazon – große Fertigungs- und Lagerhallen wahrnehmen. Das gleiche erlebt man auf der Fahrt nach Hamburg. Sottrum heißt die Abfahrt. Dort sprießt beidseits der A 1 eine Halle nach der anderen aus dem Boden. Alle flach.  

Soll heißen: Die Mercedes-Zulieferer könnten sich notfalls auch in Niedersachsen niederlassen. So viel weiter wär’s nicht nach Sebaldsbrück.


Liebe Leserinnen und Leser, Sie wissen ja: Ich steh auf Fakten. Deshalb mal ein paar Daten zu unserem vermeintlichen Nabel der Welt, genannt Bremen.

Die Stadt umfasst eine Fläche von 326,2 Quadratkilometern, anders ausgedrückt: 32.618 Hektar. Davon sind laut einer Zusammenstellung der Wirtschaftsförderung Bremen (WFB) 3.403 Hektar grün. Dies entspricht etwa 10,5 Prozent der Stadt. Dazu kommen Wasserflächen, die fast 8 Prozent  ausmachen.


Bundesweit werden in diesem Zusammenhang gerne Vergleiche angestellt. Bremen gilt mit 44,9 Quadratmetern Grünfläche pro Einwohner als Deutschlands grünste Großstadt. Rechnet man auch noch die Erholungsflächen (z.B. Sportanlagen) ein, liegt Bremen nach Leipzig (57,6 qm) mit 57,2 qm auf Platz zwei.


Und noch ein Goodie für besonders Wissbegierige: Bürgerpark und Stadtwald zusammen sind 200 Hektar groß. Der Park Links der Weser (zwischen Huchting und Stuhr) bringt es sogar auf 239 Hektar. Und der nordbremische Knops Park – wo immer der wunderbare „Sommer in Lesmona“ stattfindet – misst immerhin 60 Hektar. Für die nicht ganz so großen Freunde von Zahlen und Maßeinheiten: Ein Hektar sind 10.000 Quadratmeter.



So, nun zur vom BUND so heftig kritisierten Erweiterung des Gewerbegebietes Hansalinie. In der Hemelinger Marsch wurden bislang 155 Hektar erschlossen. 75 weitere sollen nun hinzukommen. Das von den Grünen geführte Bauressort, so der BUND, habe bei der Aufstellung des Bebauungsplanes die Umweltschutzbelange zu wenig berücksichtigt. Bemerkenswert: Diesen Vorwurf haben die Natur-Lobbyisten den Grünen gegenüber bislang selten/bis nie erhoben. Dabei wird unter anderem erlaubt, bzw. vorgeschrieben: Bauhöhe bis 15 Meter,  Dachbegrünung, Photovoltaik, stärkere Windräder zur Stromerzeugung.


Die Bremer Hoffnung vergangener Jahre, künftig mit Niedersachsen ein gemeinsames Gewerbegebiet auszuweisen, ist bekanntlich gescheitert. Also muss man jetzt in den eigenen Landesgrenzen schauen, wie man den industriellen Kern an der Weser halten kann.


Übrigens, noch mal zum Vergleich: Das Gewerbegebiet  Hemelinger Marsch wird im Endausbau maximal 270 Hektar umfassen. Das größte Bremer Gewerbegebiet ist mit 475 Hektar das Güterverkehrszentrum am Neustädter Hafen. Auf Rang drei folgt das Gewerbegebiet Airport Stadt mit 206 Hektar.

 

Haben Sie noch Lust auf ein wenig Kopfkino? Fahren Sie mal auf der A 27 vom Bremer Kreuz “nordgehend“ (wie es bei Hurtigruten heißen würde). Links erkennen Sie Bebauung. Wohnhäuser, die Uni, den Fallturm, das Müllheizwerk. Und rechts? Da breitet sich das Blockland in seiner ganzen Schönheit aus. Ich vermute, es gibt kaum eine andere Großstadt in Deutschland, die eine Autobahn so weit durchs Land führt, ohne die Betonpiste als Versorgungsader zu nutzen. Die A 27 liegt da so einfach vor sich hin. Und das war’s. Kein Gewerbe, keine Wohnbebauung dahinter. Einfach viel Natur. Erinnern Sie noch? Einst wurde dort der Schlammpeitzger gefunden. Und das war’s dann mit den  in den Schubladen liegenden Bauabsichten.


Einige in Bremen kriegen schon Pickel, wenn jemand bloß an die einst geplante Trasse vom Autobahnzubringer Horn nach Borgfeld bzw. zur  Lilienthaler Umgehungsstraße erinnert. Die würde Horn und Borgfeld zwar massiv von Lärm, Abgasen, Reifen-/Brems-Abrieb entlasten. Verliefe aber eben durch das Hollerland. Geht in Bremen gar nicht… 

Folglich stehen die Borgfelder und Umländer in der Rush-Hour weiterhin mit ihren Autos auf dem „Langen Jammer“ und in Borgfeld entlang der Linie 4 im Stau. Das Ganze nennt sich ökologische Stadtpolitik


Munter bleiben!

Herzlichst

Ihr Axel Schuller