Ist „Immobilien Bremen“ wirklich so schlecht wie ihr Ruf?
Im öffentlichen Urteil – von Politikern, Stadtteil-Vertretern und Journalisten – sind die Leute von Immobilien Bremen (IB) stets d i e Schwachmaten der Stadt. Ist das wirklich so, oder haben vielleicht ganz andere Leute großen Anteil am schleppenden Handeln und am stets zu-wenig-Machen von IB? Heute mal ein etwas anderer Blog. Öffentlich-Rechtliche Rundfunkanstalten würden sich jetzt auf ihren Bildungsauftrag berufen -:)
„Klar, dass das solange dauert – Immobilien Bremen ist beteiligt.“ / „Das müssen wir selber machen, sonst haben wir in zwei Jahren noch immer keine passenden Räume.“ / „Um die Renovierung kümmert sich Immobilien Bremen – das kann dauuuuuern.“
Es gibt in Bremen kaum eine öffentliche Einrichtung, die über einen derart miesen Ruf verfügt wie Immobilien Bremen. Woran liegt das? und: Ist dieses harsche Urteil gerechtfertigt?
Liebe Leserinnen und Leser, Sie müssen jetzt nicht die Stirn runzeln. Der kritische Ansatz des Blogs „Bremen so gesehen“ gilt weiter. Übrigens auch im vorliegenden Fall. Bloß: Wer recherchiert kommt gerne auch mal zu einem anderen Ergebnis. Manchmal bis hin zum krassen Gegenteil.
Also, Immobilien Bremen. Was ist das überhaupt? Was machen die? Und: Welche Summen stehen diesem „Eigenbetrieb der Stadtgemeinde Bremen“ zur Verfügung, um die von ihnen verwalteten öffentlichen Gebäude in Schuss zu halten?
Erste Antworten: IB wurde 2009 gegründet, um die starren Strukturen der vorher zuständigen Ämter zu knacken. Herausgekommen ist ein Riesen-Laden. 887 Beschäftigte (inklusive Hausmeistern und Reibungskräften) kümmern sich um 2.087 Immobilien der Freien Hansestadt Bremen. Die Konstruktion: Immo Bremen vermietet den größten Teil der Gebäude an die Senatsressorts, Ämter und Dienststellen. Oberster Boss von IB ist Finanzsenator Dietmar Strehl (Grüne), der fürs öffentliche Eigentum zuständig ist.
Erster Kontrapunkt zum öffentlichen Ansehen des Eigenbetriebs ist ein Bekenntnis dieses Riesen-Ladens: „Ermöglichen und nicht verhindern ist Ziel unseres Handels.“ Und ein anderer Satz aus der Selbstbeschreibung lautet: „Neben dem Gemeinwohl sind wir auch dem Gebot der Wirtschaftlichkeit verpflichtet.“
Wow, erst mal sacken lassen.
Schnell noch ein paar Fakten. IB kümmert sich laut Auftrag des Finanzressorts um alle staatlichen Immobilien; um Neubau, Modernisierung und Sanierung; Hausmeister- und Reinigungsservice; zentralen Einkauf; sowie öffentliche Vergabeverfahren.
Die über 2.000 Immobilien sind in sogenannten „Sondervermögen Immobilien und Technik“ zusammengefasst und werden – Achtung – unter kaufmännischen Gesichtspunkten gemanagt. Der Wert dürfte weit über einer (eher zwei) Milliarden Euro liegen.
So, jetzt wissen Sie die Basics über den Laden. Und weshalb funktioniert der nicht, bzw: Woher rührt der unendlich schlechte Ruf dieses bremischen Betriebes?
Ich will Sie, liebe Leserinnen und Leser nicht langweilen. Deshalb stelle ich ein paar wenige Zahlen gegenüber, die auch für ungeübte Menschen (wie mich) auf wenige Blicke Bände sprechen.
Immobilien Bremen bewirtschaftet 2.084 Gebäude mit einer Brutto-Grundfläche von rund 2 Millionen Quadratmetern. Dazu kommt laut Geschäftsbericht eine Grundstücksfläche von 21 Quadratkilometern. Der Bestand reicht von der Garage bis zum Schulzentrum. Im Jahr 2021 hat Bremen dem Eigenbetrieb 28 Millionen Euro für die Bauunterhaltung und 32 Millionen für die Sanierung eigener Gebäude zur Verfügung gestellt. Schaut man jetzt in Presseerklärungen des Betriebs stellt man fest: Allein die Sanierung des Gymnasiums Horn hat 11 Millionen Euro gekostet, die Sanierung der Gesamtschule Ost sage und schreibe 27 Millionen Euro.
Immobilien Bremen gibt den aktuellen Sanierungsstau öffentlicher Gebäude allein im Schulbereich mit 600 Millionen Euro an. Und: Darin sind noch n i c h t die Kosten für Modernisierung, Brandschutz und Maßnahmen für die politisch stets geforderte Barrierefreiheit berücksichtig. Unglaublich! Würden private Eigentümer einen derart großen Sanierungsstau vor sich herschieben, würden sie vermutlich als üble Profithaie gebrandmarkt.
Zwischenfazit: Das vom Eigentümer Bremen bereitgestellte Geld reicht hinten und vorne nicht.
Jetzt noch zur Frage, weshalb ehemalige Hausmeisterwohnungen, ganze Schulgebäude und ähnliches teilweise über zehn Jahre leerstehen. Ich vermag von außen nicht zu beurteilen, ob bei IB auch Schnarcher am Werk sind. Fest steht jedoch: IB arbeitet auf und im Auftrag der einzelnen Senatsressorts. Speziell im Bildungsressort – so ist immer wieder zu hören – werden heute Pläne gemacht, morgen geändert und übermorgen erneut über den Haufen geworfen. Bei Soziales sollen sie diese „Übung“ ebenfalls ausgezeichnet beherrschen.
Was würden Sie da als Immobilien Bremen – zur Erinnerung auch der „Wirtschaftlichkeit verpflichtet“ – tun? Richtig. Warten, bis die Damen und Herren in den beauftragenden Ämtern endgültig zu Potte gekommen sind.
Frage. Könnte es vielleicht sein, dass in den Senatsressorts zu wenig bauerfahrene Mitarbeiter sitzen, die IB nicht mit den notwendigen Anforderungen beispielsweise an Schulen, Kitas, Feuer- und Polizeiwachen, Gerichtsgebäuden u.ä. versorgen? Aus anderen Branchen (wie Werbeagenturen) weiß ich noch aus meiner Berufstätigkeit: Güte des Inputs bestimmt Qualität des Outputs.
Übrigens: Hausmeisterwohnungen würde IB vermutlich lieber heute als in in paar Jahren vermieten. Brächte ja Geld ein. Wenn die weiter zuständige Senatsbehörde jedoch meint, das Gebäude irgendwann möglicherweise doch noch zu benötigen – dann, ja dann bleibt’s unvermietet. Wer von der öffentlichen Hand – und dazu gehört IB – Räume mietet und nach gewisser Zeit wieder raus soll, hat bei Gericht extrem gute Karten…
Liebe Leserinnen und Leser, ich hatte Sie vorgewarnt. Das war heute ein Blog, in dem es nicht nur um gut und böse ging. Wenn über eine Institution besonders einträchtig geschimpft, gelästert, geurteilt wird, dann weckt das meinen „Forscherdrang“. Man nennt es unter Journalisten auch: Recherche.
Munter bleiben!
Herzlichst
Ihr Axel Schuller
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