Vom Grünem Selbstbetrug und gefährlichen Tagträumen
Verrückte Grüne Welt: Die Grüne Umweltsenatorin Dr. Maike Schaefer ist auf dem besten Weg, sich den Ruf einer Baum-„Mörderin“ zu erwerben. Bäume sind in ihrer Amtszeit schier massenhaft „gefallen“. Ihr Grüner Fraktionskollege Ralph Saxe propagiert hingegen plötzlich das hohe Gut des Baumes, will die Zahl der Straßenbäume um 25.000 Stück erhöhen. Und die Fachbehörde? Die teilt mit, dass sie größte Anstrengungen unternehmen müsse, um 140 neue Bäume pflanzen zu können. Bitter: Grünes Gerede trifft auf Wahrheit.
Maike Schaefer muss sich in den kommenden Monaten bis zur Bürgerschaftswahl im Mai 2023 offensichtlich in Acht nehmen. Nach ihrem – in Wahrheit – katastrophalen parteiinternen Wahlergebnis zur Spitzenkandidaten mit nur 74,8 Prozent, ist die Grüne nicht mehr unantastbar. Die offiziell 81,3 % sind dank Satzung geschönt. Von 163 Mitgliedern erhielt sie bloß 122 Ja-Stimmen, 28 stimmten gegen sie. 13 kamen zur Abstimmung, enthielten sich aber demonstrativ. Dank Satzung werden die Enthaltungen als nicht teilgenommene Stimmen gezählt. So geht moderner Selbstbetrug.
Egal. Seit diesem heftigen Schlag in die Rippen gibt es offenbar keine Sonderschutz mehr für die Senatorin. Der Grüne Spiritus Rector der grünen Umweltpolitiker, Ralph Saxe, holzte kürzlich gegen die Baumpolitik der Schaefer-Behörde los. Als Beispiel nahm er das neue Hotel am Busbahnhof und kritisierte heftigst die aus seiner Sicht zu geringen Anpflanzungen.
Mal abgesehen davon, dass vor einem Hotel befestigte Fluchtwege existieren müssen, mistete Saxe damit natürlich auch seine Partei“freundin“ an. Dass er in der Baudeputation dem Konzept zugestimmt hatte… Na ja, war wohl nicht richtig durchdacht – gab er immerhin zu.
Keck an seiner Seite äußerte sich plötzlich auch der BUND-Geschäftsführer Martin Rode. Er vermisst in Bremen Konzepte zur Flächenbegrünung. Bloß Nabu-Geschäftsführer Sönke Hofmann hüllte sich weiter in Schweigen. Eigentlich aber auch nicht verwunderlich, nachdem der Naturschutz-Lobbyist im Juni Maike Schaefer öffentlich mit den Worten zum Geburtstag gratuliert hatte: „Alles Gute Frau Lieblingssenatorin.“ Das nennt man wohl professionelle Distanz…
Liebe Leserinnen und Leser, Sie kennen mich. Ich lege zwar den Finger in die Wunde, aber – aus meiner Sicht – nie unbegründet. Deshalb an dieser Stelle der dröge Faktenteil:
Während Ralph Saxe die Losung ausgegeben hat, innerhalb der kommenden Jahre müsse die Zahl der Bremer Straßenbäume von 75.000 auf 100.000 anwachsen, lässt „seine“ Senatorin regelmäßig Bäume umhauen. Sei es für eine fragwürdige Straßenbahn-Verbindungsstrecke in Hastedt, sei es für den Deichbau in der Neustadt, sei es zur Gewinn-Maximierung auf dem Gelände des Klinikums Mitte. Dort wurden und werden Bäume serienweise umgehauen, um Platz für Häuser zu schaffen. Und in Wahrheit auch, um Geld in die marode Staatskasse zu spülen.
Die Bürgerinitiative zum Erhalt des Klinikparks (am Klinikum Mitte) hat jüngst eine erschütternde Bilanz für das Gelände aufgemacht.
Demnach gab es im Klinikpark vor dem Neubaugebiet 417 Bäume, am Ende der Bebauung werde es rund 100 geben.
Außerdem haben die Baum-Lobbyisten (die für den Erhalt von mehreren zweihundertjährigen Eichen auf dem Gelände kämpfen) für einige Jahre Gegenüberstellungen von Baumfällungen und –anpflanzungen in Bremen erstellt.
Demnach wurden gefällt im Jahr
2017: 850 Bäume, hingegen nur 596 nachgepflanzt
2018: 1.200 (609 nachgepflanzt)
2019: 1.449 (571 nachgepflanzt).
Die Bilanz passt nicht zum Image der Grünen: Zwischen 2017 und 2019 mussten in Bremen 3.499 Bäume weichen, nachgepflanzt wurden laut einer Senatsauskunft hingegen nur 1.776. Macht unter dem Strich ein fettes Minus von: 1.723 Bäumen.
Achtung: Jeder alte, große Baum produziert (laut TreePlantingProjects) täglich Sauerstoff für zehn Menschen!
Zur Erinnerung: Die Grünen haben das Umweltschutzressort seit 15 Jahren unter ihrer Fuchtel. Man mag diese gelebte Doppelzüngigkeit eigentlich nicht glauben.
Und jetzt zum Schluss noch der Clou. Während der Grüne Ralph Saxe – völlig uneigennützig? – seine Senatorin Schaefer „anpinkelt“ und ratz fatz 25.000 zusätzliche Straßenbäume einfordert, sorgt die zuständige Straßenbaum-Koordinatorin des Schaefer-Ressorts für brutale Ernüchterung. „Buten un binnen“ gegenüber erklärte sie Ende Juli dieses Jahres: „Wir arbeiten derzeit an einer Potenzialanalyse, wo überhaupt noch Straßenbaumbepflanzungen möglich sind. Dabei sind viele Ansprüche zu beachten: Straßen, Rad- und Fußwege, Bushaltestellen, Ampeln, Laternen, Gas- und Abwasserleitungen, Glasfaser und so weiter. … In viele Straßen dürfen wir aufgrund verschiedener Regelwerke keine Bäume mehr reinpflanzen. Wir versuchen derzeit noch irgendwie 140 Bäume unterzubringen. Da zeichnen sich in unserer Potenzialanalyse aber schon jetzt viele Schwierigkeiten ab, weil die Flächen schon belegt sind. Wir glauben daher nicht, dass wir in Bremen noch viele neue Bäume pflanzen können.“
Mein trauriges Fazit: Grüne Baumträume treffen auf brutale Realität.
Frage: Werden wir womöglich von Tagträumern mitregiert?
Munter bleiben!
Herzlichst
Ihr Axel Schuller