Neuer Job für Bürgerschafts-Vizepräsidentin – bei der Sprach-Polizei
Achtung, Sprachalarm in der Bremischen Bürgerschaft. Nicht einmal die mit juristischer Immunität gesegneten Abgeordneten m/w dürfen noch alles sagen, was sie denken. Sonst schwingt die Grüne Bürgerschafts-Vzepräsidentin Sülmez Dogan (47) die Moral-Keule. Abgeordnete, so meinte sie in der September-Sitzung, hätten eine Vorbild-Funktion und sollten deshalb den Begriff „Schwarzes Schaf“ nicht benutzen. Spontan fällt mir Obelix ein: „Die spinnen, die Römer.“ Den Link zum O-Ton/Bild finden Sie, liebe Leserinnen und Leser, am Ende des Textes.
Mein Offener Brief an die Grüne Vizepräsidentin der Bremischen Bürgerschaft:
„Werte Frau Sülmez Dogan, Juristin aus Bremerhaven, da haben Sie in der September-Sitzung der Bürgerschaft aber tatsächlich einen rausgehauen. Das Video von Ihrem „Auftritt“ geht mittlerweile viral hammermäßig ab. Drei Abgeordnete hatten – aus Ihrer Sicht – unerhörterweise von „schwarzen Schafen“ gesprochen. Das war für Sie einfach zu viel. Körpersprachlich – immerhin – unsicher (Hände vorm Mund) konnten Sie nicht mehr an sich halten.
Dem Weser-Kurier erklärten Sie anschließend welt-exklusiv. Zitat: Schwarzes Schaf stehe für ein negativ besetztes Anderssein und die Redner möchten doch bedenken, dass es manchen Menschen wehtun könne, wenn sie durch solche Ausdrücke mit ihrem eigenen Anderssein konfrontiert werden. Zitat-Ende.
Diesen Hinweis wiederum, Frau Dogan, empfinde ich irgendwie als rasisstisch. Was heißt hier denn „eigenes Anderssein“? In Bremen, zumal im Parlament, sind doch wohl alle gleich. Oder doch nicht?
Also, Frau Dogan, ich finde, Sie haben mit Ihrem Eintreten für den Schutz der Anders-Seienden Ihre Qualifizierung für einen neuen Job unter Beweis gestellt. Sie sollten Ihr Amt als Vizepräsidentin (monatlich dotiert mit 9.306,85 Euro plus 870,31 Euro für die Altersversorgung) an den Nagel hängen und sich der – leider noch – ehrenamtlich organisierten Sprachpolizei anschließen. Na ja, Sprach-TÜV ginge notfalls auch.
Ich sehe Sie da schon mit – wie soll ich sagen? – moralin-saurem Blick auf der Besuchertribüne der Bürgerschaft sitzen. Bewaffnet mit Frau Google, Block und angespitztem Bleistift. Ich prophezeihe Ihnen: Sollten Sie Ihren neuen Job wirklich ernst nehmen, können Sie sich rasch die Finger blutig schreiben.
Beispielsweise, wenn mal wieder eine Partei eine andere anmistet, dann fällt ja schon mal gerne der sprachlich völlig-unsensible, ja verbal-verrohte Ausdruck vom „Schwarze-Peter-Spiel“. Frau Dogan, Ihr Grüner Finanzsenator, Dietmar Strehl, träumt heimlich ständig von der „schwarzen Null“. Ach, ja…Finanzsenatoren, Frau Dogan, denken in anderen Sphären.
Bremen verfügt über eine ausgeprägte Raumfahrtforschung und -industrie. Da geht’s natürlich auch – Obacht, Frau Dogan – um „schwarze Löcher“. Diese Reihe des sprachlichen Unbills, Frau Vizepräsidentin, ließe sich fortsetzen.
Um Sie vorsichtshalber vorzuwarnen, nenne ich Ihnen noch einige 100-prozentige Trigger für Sprach-Rohlinge: „Rote Zahlen“, „Schwarzer Tee“, „Grün-Schnabel“…
Liebe Frau Dogan, Sie sehen: Es wartet viel Arbeit auf Sie.
Jetzt, Frau Sülmez Dogan, wird’s noch ernster:
Auch Ihre Herkunft aus einer türkischen Gastarbeiterfamilie und der Bildungsabschluss mit zweitem juristischen Staatsexamen entlässt Sie nicht aus der Pflicht, vor gutgemeinten, am Ende aber eben doch unsinnigen Sprech-Anweisungen in die Tiefen des Sprach-Ursprungs zu steigen.
Der Begriff des „Schwarzen Schafes“ ist – ganz simpel – sachlich begründet. Hat mit Diskriminierung oder gar verbrämter Anmache eines schwarzen Bürgerschaftsabgeordneten nix, aber auch rein gar nix zu tun.
Schafe, werte Grüne Abgeordnete, verfügen in ihrer großen Mehrheit über ein weißes Fell. Bei einigen erlaubt sich Mutter Natur ein Augenzwinkern in Form einer schwarzen Färbung. Die Züchter waren (und sind) so eindimensionale Menschen, die auf weißer Wolle stehen. Die kann man nämlich ungleich leichter färben als jene von schwarzen Schafen.
Hoffentlich liebe rechtsgelehrte Frau Dogan,
ich habe diesen – aus Ihrer Sicht möglicherweise ungehörigen – Brief an Sie geschrieben, um Sie vor weiterer persönlicher Unbill zu bewahren. Schließlich kommt die Bürgerschaft in der anstehenden 41.Woche (vor den Herbstferien) erneut zu einer Sitzung zusammen.
Da ich kein Tagträumer bin, ist mir klar, dass Sie noch nicht bei der von mir zitierten Sprachpolizei angeheuert haben. Folglich droht dem Parlament, dass Sie auch dieses Mal als Vizepräsidentin die Landtagssitzung zeitweise leiten werden. Mit allen Möglichkeiten, Abgeordnete m/w/d mütterlich-milde zu lenken, zu maßregeln, zu rügen.
Deshalb mein Wunsch: Gehen Sie dabei bitte etwas sorgsamer mit unserer gemeinsamen Sprache um!“
ENDE des offenen Briefes
Munter bleiben!
Herzlichst
Ihr Axel Schuller