Böllern für den Freimarkt – zeitgemäß oder überflüssige Umwelt-Verschmutzung?

15.10.2022 Aus Von Axel Schuller

Vorsicht, an der Rechner-Kante: Hier kommt Ihr Lieblings-Blogger als Moral-Holz-Hacker daher. Oder als normal denkender Mensch. Schauen Sie selbst (Daumen hoch oder runter am Ende des Textes möglich…). Freitagabend jedenfalls wurde der Freimarkt mit einem etwa 15 Minuten dauernden Feuerwerk eröffnet. Ich finde, das passt – gelinde gesagt – nicht in die Zeit. Das laute Spektakel war überflüssig und auch schädlich.

Liebe Leserinnen und Leser, manchmal denke ich, ich verstehe die Welt nicht mehr. Beispielsweise am Freitag. Dass die Menschen unabhängig von wachsenden Nöten – Ukrainekrieg, Flüchtlingselend in Europa und zunehmend in Deutschland, Energiekrise, Regierungskrise, Angst vor der Inflation und Rezession – bewusst Ablenkung suchen (oder auch: gerade deswegen) kann ich sehr gut nachvollziehen.

Wer noch genug Geld im Portemonnaie hat, geht vermutlich gern auf den Freimarkt. Ausdrücklich und ganz ehrlich: Viel Spaß dabei!

A b e r: Sind die Schausteller eigentlich von guten Geistern verlassen, dass sie neben dem Karussellbetrieb auch rund 15 Minuten lautstark herumböllern müssen?

Erinnern wir uns an die beiden vorigen Silvesterabende. Da fiel das Feuerwerk aus, weil die Menschen nicht zu nah beieinander stehen sollten. Weil die Böller die Luft verpesten. Weil Menschen und Tiere zu Tode erschrecken können.

Was unterscheidet die – aus meiner Sicht – überflüssige Böllerei vom Silvesterfeuerwerk? Außer, dass sie kürzer war.

Frage: Kann der Freimarkt bloß mit Tsching-de-rassa-bum eröffnet werden? Wäre es sonst kein Volksfest?

Noch ne Frage: Könnte man das Geld nicht sinnvoller verwenden, ohne dass der Freimarkt in irgendeiner Weise darunter leiden würde?

Schauen wir uns – nur kurz – die Folgen an. Die Luft wurde, wenn auch nur für ein paar Minuten, unnötig verpestet. Gleichzeitig nageln uns die Ökos ans Brett, wenn wir mit dem Auto statt mit dem Lastenrad oder dem ÖPNV zum Einkaufen fahren. Und im Weserstadion darf nicht mehr geraucht werden. Gibt’s da noch irgendeine funktionierende Logik?

Das Feuerwerk war sehr laut. Hat man alle, die vor Bomben in der Ukraine, aus Syrien oder anderen Kriegsgebieten mit Handzetteln in Muttersprache vorgewarnt? Achtung: Eure immer noch sehr reichen Gastgeber lassen es heute krachen! Die wuchtigen Donnerschläge waren nicht bloß auf der Bürgerweide, sondern auch darüber hinaus zu hören.

Böller lassen Tiere mit empfindlichen Gehör aufschrecken, machen ihnen Angst – das kennen Sie, und die Schausteller auch – zur Genüge. Am Eröffnungsabend des Freimarktes gilt diese Erkenntnis dann plötzlich nicht mehr? Ehrlich, jetzt?

Liebe Schausteller m/w/d, wenn Sie meinen, Sie müssten den Freimarkt mit besonderer Freuden-Bezeugung eröffnen – okay. Wäre es dann nicht ausreichend, die ganze Schose mit einem Licht-Feuerwerk abzufeiern? Ohne Wumms, Feinstaub, und Dreck in der Luft? Es gibt Firmen in Bremen, die können das ganz fabelhaft.

Unsere Umweltsenatorin müsste Ihnen die Füße küssen, wenn Sie diesen lautstarken Unsinn künftig unterließen.

Unser Innensenator wäre Ihnen – im Verzichtsfall – zu Dank verpflichtet, hätte er doch vermutlich weniger Stress zu Hause. Immerhin ist seine Frau Vorsitzende des Tierschutzvereins und damit per se gegen unnötigen Lärm.

Selbst die Sozialsenatorin würde Ihnen zujubeln. Sofern Sie das eingesparte Geld für ärmere Menschen spenden oder in Form von Gutscheinen – gerne auch für Essbares – an Arme verschenken würden.

Liebe Leserinnen und Leser, schreiben Sie mir gerne, ob Sie mich nach diesen Zeilen für einen moralinsauren Spinner oder für einen realitätsbezogenen Geist halten.

Munter bleiben!

Herzlichst

Ihr Axel Schuller

P.S.: Mein für den heutigen Sonnabend geplantes Schmankerl über einen Fall der modernen Rosstäuscherei durch Radio Bremen, liefere ich Ihnen – versprochen – kurzfristig nach.