Radio Bremen-Verhalten erinnert an üble Rosstäuscherei

16.10.2022 Aus Von Axel Schuller

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist spätestens seit dem „Fall Patricia Schlesinger“ – sagen wir mal – in aller Munde. Radio Bremen ist jüngst in die Offensive gegangen. Mit einer Veranstaltung namens „Dialog“ – und präsentierte sich dabei (leider) wie ein moderner Rosstäuscher. Statt – wie mehrfach öffentlich angekündigt – zum „Fall Brebau“ äußerten sich Mitarbeiter zu anderen Beispielen des „investigativen Journalismus“. Zur „Brebau hingegen überhaupt nicht. Das verstärkt meinen Eindruck, dass aus dem „Fall Brebau“ mittlerweile ein „Fall Radio Bremen“ geworden ist. Fazit: Na ja, jedenfalls nicht gerade stark. Eher doch Sendereihen als Sender?

Mohamed bekommt keine Wohnung, Bente schon – Zufall? Hätte das Investigativ-Team von Radio Bremen nicht recherchiert, wäre vielleicht nie geprüft worden, ob bei der Brebau Wohnungen nach Herkunft vergeben wurden…“

Diese Sätze, das können Sie, liebe Leserinnen und Leser, sich denken, weckten mein Interesse. Immerhin hatte ich in meinem Blog bremensogesehen.com mehrfach dargelegt, dass Radio Bremen die städtische Wohnungsbaugesellschaft – so mein Befund – zu unrecht und auf unlautere Art – fertig gemacht hatte.

Siehe bremensogesehen.com : „Brebau wird bereits zum zweiten Mal ans Kreuz genagelt“, vom 4.3.22; siehe: „Stern-/Nannen-Preis für RB-Brebau-Berichterstattung – wirklich ein Grund zur Freude?“, 24.6.22; siehe: „Weshalb hat die Brebau eigentlich Radio Bremen nicht verklagt?“, 13.7.22.

Zur Erinnerung: Alle schwarzen Wohnungs-Bewerber haben – entgegen RB – laut Gutachten von Ex-Justizstaatsrat Prof. Matthias Stauch Wohnungen bekommen. Und ein von Radio Bremen losgeschickter Schein-Bewerber hätte eine Wohnung erhalten, hatte einen Termin (mit Datum und Uhrzeit) zur Besichtigung erhalten. Aber leider, leider hat sich der Mann nicht beim Hauswart gemeldet.

Über eine Nachfrage durch RB, ob ihr Testkandidat tatsächlich keine Wohnung erhalten habe/hätte, ist – leider, leider – nichts bekannt.

Zurück zum Aktuellen:

RB kündigte den gewünschten Dialog sowohl in Werbe-Stückchen (Teaser genannt) als auch fett im Programm jeweils mit dem Hinweis auf die Brebau-Recherche an. Man wolle die Hörer- und Zuschauerschaft gerne darüber informieren, wie „investigativer Journalismus überhaupt“ funktioniere. Und: „Wie werden Nachrichten gemacht? Wer kontrolliert den öffentlich-rechtlichen Rundfunk?“

Über all diese Fragen wollten Intendantin, Programmdirektor, Justiziar und Radaktion informieren sowie „mit Ihnen sprechen und uns austauschen.“

Soweit die Ankündigung. Toll, dachte ich und meldete mich – wie gefordert – per Email an. Zum Glück bin ich trotz regnerischen Wetters hingefahren. Denn, was ich im RB-Studio erleben durfte, war… beeindruckend.

Nach Begrüßung und Erklärung, wie es die Redaktion stets schafft, die Sendungen zu füllen (das Problem besteht eher in der Auswahl aus der täglichen Unmenge an Interessantem), ging man zum Thema „Investigativen Journalismus“ über.

Meine innere Spannung stieg – und fiel relativ rasch gen Erdmittelpunkt.

Der Grund: Statt über die Brebau-Berichterstattung zu sprechen, ging es um zwei völlig andere Themen: Enthüllung von Arbeitsbedingungen bei McDo und angeblich aufklärerische Recherche zum Thema vermeintlicher Asyl-Betrug durchs BafMF.

Zur Brebau-Berichterstattung – Schweigen im Walde, äh Studio. Und das, obwohl dieser Fall von „investigativem Journalismus“ irrwitzigerweise mit Preisen ausgezeichnet worden war.

Nee—och—doch.

Als ich danach fragte, hieß es, die Dialog-Veranstaltung sei jetzt beendet. Ich könne ja anschließend mit den Verantwortlichen darüber sprechen. Untertänigsten Dank, dafür.

Liebe Leserinnen und Leser, ich habe länger darüber nachgedacht, ob ich Ihnen von diesem Ausflug in die Welt der Rosstäuscher berichten soll.

Ist das interessant, ist das wichtig genug, könnten Sie, als Blog-Leser m/w/d etwas davon haben?

Ich habe mich, wie Sie sehen, dafür entschieden. Denn: Möglicherweise lässt die Praxis – ankündigen und dann nicht einhaltenRückschlüsse darauf zu, wie Radio Bremen (zumindest im vorliegenden Dialog-Fall; vielleicht aber auch häufiger?) arbeitet. Man weiß es nicht…

Munter bleiben!

Herzlichst

Ihr Axel Schuller

P.S.: Die Serie „schlecht verwaltet und regiert“ wird in Kürze mit dem Finanzressort von Dietmar Strehl fortgesetzt. Um denkbaren Legendenbildungen vorzubeugen: Nicht, weil er Grüner ist (wie Schaefer und Stahmann), sondern weil sein Ressort aktuell durch Unglaubliches auffällt. In Teil 4 geht’s dann um die Bildungsbehörde. Seit über 70 Jahren in sozialdemokratischer Hand.