Günstiges Kunsteis – und Bremen schläft offenbar vor sich hin

29.11.2022 Aus Von Axel Schuller

Eislaufen, ohne Eis – geht das? Ja, und zwar zu Preisen, die sich selbst die arme städtische Bremer Bäder Gesellschaft leisten könnte – wenn sie es bloß wollte. In Bremen werden aber eher pro Saison Hunderttausende Euronen für Energie verpulvert, statt sich mal in der Welt umzusehen und Eishockey-geeignetes Kunststoff-Eis anzuschauen. Dann mach ich das eben. Inklusive Kalkulation für die Bäder Gesellschaft – und möglicherweise für die CityInitiative!

Liebe Leserinnen und Leser, Sie erinnern möglicherweise meinen Blog-Eintrag vom 20. November 2022. Unter der Überschrift „Vom tranigen WK, künstlichen Eislaufbahnen und Sonnensegeln gegen die Erderwärmung“ hatte ich kurz auch von der Firma Glice aus Luzern berichtet. Die Schweizer produzieren (in Deutschland) Eislaufbahnen für Freizeit und Sport in der ganzen Welt.

Jüngst erfuhr ich, dass die Firma nicht weit von Bremen, nämlich in Nordenham, eine Bahn aufbauen würde. Also, nix wie hin. Der Glice-Chef für Norddeutschland gab bereitwillig Auskunft. Nicht nur mir. Auch einer Kollegin vom NDR. Die Journalistin berichtete vom Aufbau und stellte sich am Ende ihrer Reportage mit Schlittschuhen auf die ersten verlegten Platten. Das Ergebnis können Sie unter dem folgenden Link anschauen.

https://www.daserste.de/information/ratgeber-service/live-nach-neun/videos/eisbahn-100.html

Angesichts der „Mörderkosten“ für das Herrichten und Betreiben der zweiten Eislauffläche im Bremer Paradice (am Waller Hallenbad) in Höhe von 411.000 Euro bat ich Glice um ein konkretes Angebot.

Ich hatte Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, am 20.11.22 vorgerechnet, dass ein „kleines“, regelkonformes Eishockey-Feld (mit 1.456 Quadratmetern Fläche) nackt 334.152 Euro kosten würde. Dann hatte ich großzügig die Nebenkosten wie Bande, Pflegemittel etc. gerundet dazu „kalkuliert“ und geschrieben: „Rund 500.000 Euro müssten für die Paradice-Fläche reichen.“

So, und jetzt kommt der Knaller. Glice hat mir auf meine Bitte ein Angebot geschickt. Und zwar für 1.600 Quadratmeter. Es enthält 800 Kunststoffplatten, Bandensystem, Netzschutz rundum (gegen verirrte Pucks), Reinigungsmittel, Pflegemittel und anderes Beiwerk. Unter dem Strich stehen: 471.243 Euro. Die 800 Platten inklusive der Banden ergeben ein Lauffläche in der Länge von 49,13 Metern, in der Breite: 31,44 Meter. Die Fläche zum Laufen, Eishockey-Spielen etc: 1.544,49 Quadratmeter.

Zu den genannten Kosten kommt der Aufbau, der aber längstens zwei Tage dauert, mithin überschaubare Kosten produziert.

In der Stadt Nordenham, die eine deutlich kleinere Bahn (rund 300 Quadratmeter) gekauft hat, haben zwei Glice-Mitarbeiter und zwei städtische Arbeiter die Bahn gemeinsam aufgebaut, damit die Nordenhamer das Eisfeld künftig selbst ab- und wieder aufbauen können.

Ich will hier nicht zum Werbe-Menschen mutieren, dennoch einige Hinweise.

Glice gibt zwölf Jahre Garantie auf die Kunststoffplatten. Der Clou: Wird der Kunststoff über Maßen strapaziert, kann man die Platten bei nächsten Aufbau einfach umdrehen. Der Kunststoff ist laut Glice recyclebar. Er wird in NRW in einem Spezialverfahren von Facharbeitern unter Hochdruckgepresst.

Kinderhände, wie beim Schürfen wichtiger Rohstoffe für E-Auto-Batterien im Ausland, sind nicht beteiligt…

Sollten Sie, oder die Bremer Bäder-Geschäftsführerin Martina Baden, oder Sportsenatorin Anja Stahmann, sich ausführlicher über die Kunststoffeisbahn informieren wollen, dann hier:

www.glice.com

Stopp: Mir kommt gerade noch etwas anderes in den Sinn: Wie wäre es, wenn die CityInitiative Bremen oder die Stadt oder wer auch immer, in der Bremer City eine solche Bahn aufbauen würden?

Finden Sie, liebe Leserinnen und Leser, jetzt abwegig? Ich gar nicht. Denn, andernorts sind Unternehmer, Städte, Vereine viel weiter als wir – die stets so – stolzen Hanseaten.

Ich habe mich mal nördlich des „Weißwurst-Äquators“, also oberhalb von Kassel, umgehört. In Bad Zwischenahn hat der Gewerbe- und Handelsverein bereits vor mehreren Jahren eine Fläche von 300 qm gekauft. In Cuxhaven betreibt ein Unternehmer eine Kunsteis-Fläche von Glice. In Haltern am See (NRW) gibt’s eine. Der Eishockeyverein von Hamm („Eisbären“) haben auch ne Bahn.

Neuester Verkaufsschlager der Schweizer Firma: Eisstockbahnen.

In Bielefeld sind 6 aufgebaut worden. Eisstockschießen auf Bahnen von 3 mal 18 Metern gibt’s auch in Stade, St. Peter Ording, Hamburg, im Zoo Hannover und so weiter.

Liebe Leserinnen und Leser, auf Nachfrage bei der städtischen Bäder Gesellschaft und im zuständigen Sportressort von Anja Stahmann (Grüne) stieß ich auf Unkenntnis.

Ich finde, es wäre sehr lohnenswert – auch insbesondere für die durch die Energiepreis-Explosion gequälte öffentliche Kasse, sich um das Thema Kunststoff-Eisflächen zu kümmern.

Heute rufe ich auch mir zu: Munter bleiben!

Herzlichst

Ihr Axel Schuller

P. S.: Falls Sie es interessiert, wie es zu der Landesparteitags-Entscheidung gekommen ist, dass die Grünen jetzt doch den Airport nicht für Passagiere schließen wollen, lesen Sie bitte die Aktualisierung des Beitrags vom 25.11.22 „Achtung, Bremer Grüne ticken aus – Flughafen schließen“. Die Aktualisierung finden Sie am Ende besagten Textes.

Zum Seitenanfang