Noch immer kein städtisches Taubenhotel – und: Polizei darf Hunde weiter nicht bei Demos nutzen
Bauherren „richtig großer Häuser“ beklagen zuweilen, dass die Baubehörde neun und mehr Monate benötigt, um eine Genehmigung zu erteilen. Das von Bausenatorin Dr. Maike Schaefer (Grüne) im März angekündigte „Taubenhotel“ – gibt’s immer noch nicht. Und, ebenfalls ein tierisches Thema: Die Polizei muss nunmehr seit Januar 2022 bei Demos ohne ihre „Schutzhunde“ auskommen. Nicht jeder Polizist ist darüber erfreut. Offen gesagt: Ich kenne keinen.
Liebe Leserinnen und Leser, Sie merken an den vorstehenden Zeilen: Schuller räumt den Schreibtisch auf. Und dort lagern seit Monaten zwei Themen, die endlich aus dem Dunkel des Vergessens hervorgezerrt werden wollen…
Thema „Taubenhotel“:
Seit März ’22 würgt die multiple Behörde der Grünen Maike Schaefer daran herum. Seinerzeit hieß es, Bremen baut auf dem Parkhaus am Brill ein Hotel für Tauben. Ein Taubenwart m/w kümmere sich um die Vögel, tausche echte Taubeneier gegen Fake-Eier, damit das Getier sich nicht mehr so rasant vermehrt – und vor allem die City nicht dermaßen vollkotet.
Und nun, Ende Dezember 2022, wie ist da der Stand der Dinge? Inzwischen kümmert sich das Innenressort von Ulrich Mäurer (SPD) – in Abstimmung mit Schaefers Amt – ums Thema. Begründung: Inneres, also die Polizei, muss im Umkreis des „Hotels“ das dann geltende Fütterungsverbot durchsetzen, sobald die Unterkunft fertig ist.
Letzte Meldung aus Mäurers Behörde: Aller Voraussicht nach wird das Hotel noch bis Ende des Jahres bestellt und dann – wenn denn alle Teile zu kriegen sind – aufgebaut. Der Ort am Brill ist geblieben.
Uff, der Bau eines Taubenhotels dauert in unserer Stadt also mindestens zehn Monate.
Nur mal am Rande: Es gibt in Bremen bereits ein florierendes Taubenhotel. Mitarbeiter des swb-Müllheizkraftwerkes waren so häufig auf den Hinterlassenschaften von Tauben ausgeglitscht, dass die swb – rasch wie ein Unternehmen eben so ist – seine technischen Auszubildenden drei Volieren samt Käfig bauen ließ. Tauben fühlen sich im Umfeld der immer Wärme abstrahlenden Anlage extrem wohl, zumal die benachbarte Müllkippe ausreichend Nahrung bietet – wenngleich die nicht gerade die Qualität bietet von Trill mit Jod-S11-Körnern, oder wie das Vogelfutter meiner Kindheit hieß.
In Zusammenarbeit mit dem Tierschutzverein, der ja praktischerweise um die Ecke „wohnt“, versorgen die swb bereits seit Mai 2019 die Tauben mit gesundem Futter und sauberem Wasser. Und, das ist der Clou der Hotel-Betreiber, sie klauen den Vögeln einen Großteil ihrer Eier, legen Attrappen in die Nester.
Soweit ist die Stadt Bremen noch nicht. Hier koten die Tauben weiterhin die halbe Innenstadt zu. Bleibt zu hoffen, dass die Verwaltung es irgendwann gebacken kriegt, ihr wohlfeiles Hotel für Frau Taube und Herrn Täuberich auf dem Parkhaus-Dach zu eröffnen und zu betreiben.
In Bremerhaven hat man das Problem etwas einfacher gelöst: Die Seestädter setzen auf ein Fütterungsverbot. Zack, Ende, Aus. Aus Gründen der Lauterkeit muss ich hinzufügen: Für eine echte Plage sorgen an der Außenweser eher Möven. Die stürzen sich mittlerweile im Sturzflug auf alles, was Menschen an Essbarem in den Händen halten und versuchen, die Bissen zu klauen.
Schuld an diesem Brutalo-Verhalten sind übrigens – nicht so ganz schlaue – Menschen. Wer Raubvögeln wie Möven Essen hinhält oder hinwirft (damit sie ganz nah heranfliegen), darf sich nicht wundern, wenn sich diese verfressenen Vögel irgendwann das Essen holen, auch wenn es gar nicht für sie gedacht ist.
Und jetzt noch was Tierisches.
Thema Schutzhunde:
Der Bundesrat hatte am 25. Juni 2021 beschlossen, dass „Stachelhalsbänder“ für Hunde ab 1. Januar 2022 verboten sind (Bundesrats-Drucksache 394/21). Aber, leider dachte in der Spitzenrunde deutscher Landespolitiker offenbar niemand darüber nach, dass man damit beispielsweise der Polizei ein wichtiges Arbeitsmittel aus der Hand schlägt: Die sogenannten Schutzhunde der Polizei wurden bis Ende 2021 mittels Stachelhalsband darauf trainiert, sofort von Gangstern oder Demonstranten etc. abzulassen, sobald der Hundeführer einen kurzen Schmerzimpuls durch Zug an der Leine setzte.
Seit diesem Jahr hat die Polizei bei Demos, bei Zusammenrottungen von Fußballultras etc. keine Hunde (allein in Bremen waren es bis Ende 2022 acht Tiere) mehr im Einsatz. Stopp: Ein Land lässt laut Gewerkschaft der Polizei die Hunde offenbar weiter arbeiten – Brandenburg.
Die anderen Polizeien eiern bei der Suche herum, wie sie neue Junghunde entsprechend abrichten können, dass die auch in Stress-Situationen wirklich aufs Wort hören. Nachdem sie einen flüchtigen Diamantenräubers gestellt haben. Oder aber gegen Leute eingesetzt werden, die meinen, sie müssten partout Polizisten verkloppen. Die Bremer Polizei bemüht sich aktuell, drei neue Hunde ohne das verbotene Halsband zu dressieren.
Die Gewerkschaft der Polizei findet diese Weichei-Nummer der Politik blöd. Ihr Bundesvorsitzender Jochen Kopelke, bis September 2022 noch Büroleiter von Innensenator Ulrich Mäurer, bezieht aktuell klar Stellung: „Wir brauchen dringend eine Ausnahmegenehmigung für die Schutzhunde der Polizei.“
Die komplette Stellungnahme, liebe Leserinnen und Leser, können Sie am Ende des Textes im Wortlaut lesen. Lege ich Ihnen dringend ans Herz.
Munter bleiben!
Herzlichst
Ihr Axel Schuller
P.S.: Zwei Restanten habe ich noch: Die Themen „Bildung“ und „Bingo“ (spielte beim „Verkehrsversuch“ Martinistraße eine Rolle) hab ich nicht vergessen. Schiebe ich aufs nächste Jahr. Dafür können Sie sich vorab schon mal auf ne Idee zur Attraktivitäts-Steigerung der nächsten Bürgerschaftswahl mental vorbereiten. Kommt noch bis Jahresende!
So nun die Stellungnahme des GdP-Bundesvorsitzenden Jochen Kopelke zum Thema Schutzhunde:
„Von der Polizei ausgewählte und ausgebildete Schutzhunde sind ein wichtiger Teil der Bewältigung mutmaßlich eskalierender Einsatzlagen. Im Einsatz, während der Ausbildung, im Training und in der Freizeit sind diese Hunde nicht nur wertgeschätzte Kollegen, sondern gehören meist zur Familie.
Die seit Anfang 2022 geltende Tierschutz-Hundeverordnung hatte und hat innerhalb der Polizeien eine Verunsicherung der Hundeführerinnen und -führer zur Folge. Das Dilemma ist, im Sinne des Tierschutzes nicht rechtswidrig zu handeln, jedoch in manchen polizeilichen Lagen noch keine entsprechende Alternative zu bisher verwendeten Korrekturhalsbändern zu besitzen.
Die GdP möchte dazu beitragen, dass die Polizeien sowohl dem Tierschutz als auch der qualifizierten Lagebewältigung gerecht werden können. Dazu hat sie eine niedersächsische Bundesratsinitiative unterstützt, die Ausnahmevorschriften fürdie Polizei vorsieht. Demnach soll es ‚den Diensthund führenden Behörden der Länder und des Bundes in engen Grenzen möglich sein, bei der Ausbildung von Diensthunden und im Einsatz mit Diensthunden im Einzelfall gezielte und kurzfristige Reize zu setzen, um ein bestimmtes Verhalten des Hundes herbeizuführen‘. Wie gesagt, die Hunde sind mehr als nur Kollegen.“
Anmerkung von mir:
Die von Jochen Kopelke angesprochene „niedersächsische Bundesratsinitiative“ hatte das Nachbarland zwar formuliert und angekündigt, dann aber am 4. Februar 2022 wieder zurückgezogen.
Endgültig ENDE – für heute.
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