KPS-Verlag greift nach Nordbremer Wochenzeitung BLV – was macht jetzt der WK?

25.12.2022 Aus Von Axel Schuller

Wow. In Bremen-Nord – dort wohnen übrigens rund 100.000 der etwa 560.000 der Einwohner der Stadt Bremen – müssen künftig weniger Bäume für den Zeitungsdruck sterben. Grund: Das BLV – „Wochenzeitung für Blumenthal, Lesum, Vegesack…“ – wechselt zum 1. Januar 2023 den Eigentümer. Die Oldenburger NordWestZeitung (NWZ) zieht sich aus dem Verlag zurück. Neuer Eigner wird die KPS Verlagsgesellschaft Bremen (Weser Report). Und es ist stark zu vermuten, dass der Weser Report seine eigene Nord-Sonntagsausgabe zugunsten des BLV einstellen wird.

Ja, und wen interessiert’s, außerhalb von Bremen-Nord? Warten wir’s mal ab.

Auf jeden Fall dürfte der Eigentümerwechsel den Weser-Kurier massiv betreffen. Der WK gibt in Nord die „Norddeutsche“ heraus. Und die existiert, am Ende wie alle Zeitungen und Blätter, von Einnahmen aus dem Anzeigen- und Beilagenverkauf.

Die aktuelle Situation in Bremen-Nord:

Das BLV strotzt mit seiner Auflage um die 65.000 Exemplare herum jeden Mittwoch vor Anzeigen. Das Blatt ist in seinem Verbreitungsgebiet so gut im Markt verankert, dass es – ungewöhnlich für ein Anzeigenblatt – häufig mehrere Seiten „Familien-/Sterbe-Anzeigen“ enthält. Großes Manko des BLV: Es erscheint mittwochs. Und die meisten Lebensmittler und Möbler wollen ihre Prospekte am Wochenende unters Volk bringen. Hintergrund: Wochenends beraten Familien eher über größere Anschaffungen wie Möbel als wochentags. Und Lebensmittler haben die Erfahrung gemacht, dass ihre Prospekte am Wochenende intensiver wirken.

Kurzer Exkurs zum Thema „Beilagen“: Achten Sie mal drauf: Beilagen-„Berge“ erscheinen meist um den Monatswechsel herum. Dann sind die Konten auch von Menschen wieder etwas besser gefüllt, deren Geld nicht länger als bis zum 15. oder 20. für Anschaffungen reicht.

Zurück zum BLV: Das „Wochenblatt“ hat in der jüngeren Vergangenheit vermutlich unter dem (Noch-)Oldenburger Eigentümer gelitten. Ein Beispiel: Die NWZ verordnete dem Traditionsblatt ernsthaft die Verwendung von Oldenburger Rufnummern. Nord-Bremer Anzeigenkunden und Informanten der Redaktionen dürfte das – sagen wir mal – doch befremdlich vorgekommen sein.

Zum Weser Report-Nord. Das Blatt erscheint sonntags, die Mittwoch-Ausgabe wurde Anfang November dieses Jahres (wie alle Weser-Report-Ausgaben) eingestellt.

Während das BLV die Anzeigen „hat“, liegen im „Trägermedium“ WR zuweilen nahezu Beilagen-Berge. Die beiden Blätter vereint, könnten den Markt sehr gut abdecken.

Deshalb ist damit zu rechnen, dass der WR seine – inzwischen auch redaktionell deutlich reduzierte – Nord-Sonntags-Ausgabe einstellt und statt dessen das BLV vom Mittwoch aufs Wochenende schiebt; weiterhin mit vielen Anzeigen und dann eben auch Beilagen. Am günstigsten wäre es, den Samstag als Erscheinungstermin zu wählen. Ist billiger, außerdem findet man besser Trägerinnen und Träger dafür. Nicht unwichtig: Am Sonntag müssen Träger laut (völlig überholtem) Arbeitsschutzgesetz mindestens 18 Jahre alt sein. Sonnabends dagegen dürfen auch jüngere Schüler verteilen.

Möglicherweise kümmert sich der neue Eigner aber auch um die Sonntags-Leser. Immerhin hat der Weser-Kurier ja seine Sonntagsausgabe (Kurier am Sonntag) eingestellt.

So, nun zur „Die Norddeutsche“: Der Nord-Ableger des Weser-Kurier verkauft aktuell laut eigenen Angaben noch 17.895 Zeitungen. Damit kann sich diese „Regional-Ausgabe“ noch ganz passabel halten und schafft auch noch einen halbwegs einträglichen Anzeigenumsatz.

Noch offen und damit spannend bleibt, wie der Weser-Kurier auf die neue, machtvolle Konkurrenz (Bündelung von BLV und WR) reagieren wird. Ob der WK wohl einen Weg finden wird, das Kartellrecht links liegen zu lassen? Wenn ja, würde die Tageszeitung vermutlich am liebsten die KPS Verlagsgesellschaft komplett einsacken, um so die massiven Einnahmeausfälle der WK-Gesamtauflage durch Abonnentenschwund und Rückgang der Anzeigen- sowie der Beilagenerlöse auszugleichen. Und, um wieder so marktbeherrschend zu werden, wie Anfang der 80er Jahre

Schaun mer ma.

Munter bleiben!

Herzlichst

Ihr Axel Schuller

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