Bitte, bitte, beendet dieses in jeder Hinsicht schädliche Geböller

30.12.2022 Aus Von Axel Schuller

Es ist wie immer. Am gestrigen 29. Dezember, abends. Es rummst und kracht – teilweise ohrenbetäubend. Hunde und Katzen verkriechen sich angesichts der Lärmkulisse ängstlich in die letzen Winkel. Weshalb ist es nicht möglich, dieses insgesamt schädliche Silvester-Feuerwerk zu unterbinden? Wenn ein Feuerwerk unbedingt sein muss, dann bitte leuchtend! Nicht knallend. Allein dies würde bereits Druck von den ohnehin überlasteten Notaufnahme-Stationen nehmen. Noch besser: Zentrales Feuerwerk mit „Lichtinstallationen“. Da gibt’s tolle Sachen, mit Drohnen inszeniert.

Herrje nochmal, es kann doch nicht wahr sein. Dieses Herumgeböller, dazu noch zwei Tage vor dem eigentlichen Termin. Irgendwie tut’s ja schon weh, dass man überhaupt dazu aufrufen muss, die Menschheit möge sich vernünftig verhalten.

Ist aber wie beim Maske-Tragen. Sobald es in unserem Land heißt, man muss keine Maske tragen, blenden die meisten die Möglichkeit aus, es sinnvollerweise dennoch zu tun. Immerhin klagen Kliniken, Firmen, Schulen, Kindergärten und so weiter über die Wirkung von Grippe- und Infektwellen. Warum bloß muss der Deutsche für alles eine Anweisung erhalten?

Leider auch für den Umgang mit Feuerwerk. Es gibt zwar auch hierfür die klare Regel: Knallst du vor dem 31.12., 18 Uhr, du du, das darfst du nicht. Solange eine solche Vorschrift aber nicht durchgesetzt wird, ballern einige vorzeitig wie blöd herum. Ätzend. Die viel beschworene Eigenverantwortung funktioniert in diesem Volk offenbar nicht.

Also bleibt nur eins: Ein generelles Verbot von Feuerwerk. Immer. Wer dennoch böllert (wo auch immer gekauft) – zahlt hohe Strafen. Ende der Durchsage.

Das gleiche – passt gerade – könnte man auch fürs Thema „Messer in der Tasche haben“ umsetzen. Wer in der Öffentlichkeit mit einem Messer angetroffen wird, das nach Polizei-Definition dazu geeignet ist, andere schwer zu verletzen – Messer weg, hohe Geldstrafe, notfalls zum Nachdenken kurzzeitig in den Knast. Es gibt leider einige Menschen – auch in Bremen – die meinen, anderen Menschen per Messer schaden zu müssen: Angst machen, berauben oder abstechen. 

Zurück zum Feuerwerk. Kommen Sie mir jetzt nicht mit dem Arbeitsplatz-Argument. In ganz Deutschland arbeiten einige hundert, maximal 1.000 Menschen in der „pyrotechnischen Industrie“. Der kleinere Teil davon fürs Silvesterfeuerwerk. Der andere, größere Rest kümmert sich um „Groß- und Theaterfeuerwerk“. Selbst wenn man durch Verbot max. 500 Frauen und Männer arbeitslos machen würde, könnte man deren Einbußen ein Stück weit auffangen. Immerhin herrscht in vielen Branchen Facharbeitermangel. Wer will, kann umschulen. Außerdem haben wir in diesem Land für deutlich mehr Geld den kompletten Steinkohlebergbau eingestellt. Wenn der Staat etwas wirklich will, kriegt er das auch hin.

Was wäre, wenn es kein Feuerwerk mehr gäbe?

Rettungsdienste und Klinik-Notaufnahmen müssten sich in der Silvesternacht nicht mit zum Teil Schwerst-Verletzungen (Hand-oder-Finger-ab) beschäftigen. Die Feuerwehr müsste in der bedeutendsten Nacht des Jahres zu deutlich weniger Einsätzen ausrücken. Die Polizei würde seltener von strunz-dumm-besoffenen Typen mit Böllern beworfen – und gefährdet. Vielen Tieren könnte großes Leid erspart werden. Die hören nämlich viel, viel besser als wir vermeintlich klugen Menschen.

Apropos klug. Wie schlau/überzeugend ist es eigentlich, lauthals über steigende Lebensmittelpreise zu schimpfen – und gleichzeitig mal einfach 100 und mehr Euro für Feuerwerk auszugeben? Das ist in etwa so schlau, wie teures Fertigessen in der Mikrowelle aufzuwärmen statt selbst (billiger) zu kochen. Besonders, wenn man finanziell klamm ist.

Es wird Sie nicht überraschen: Ich wünsche mir fürs nächste Jahr Politiker m/w, die über ausreichend Mumm verfügen, um dieses lautstarke, stinkende und dazu noch die Luft verpestende Feuerwerks-Geböller endlich zu verbieten.

Auch, wenn es das „schon immer gegeben“ hat – ist es allein dadurch nicht für alle Zeit richtig.

Munter bleiben!

Herzlichst

Ihr Axel Schuller

P.S.: Ich habe mir heute verkniffen, über den Weser-Kurier „herzufallen“, der in einem Teil der Druckausgabe vom 29. Dezember 2022 (“Postausgabe”) auf Seite 2 eine Karikatur zum Böllern („Und noch ein paar Böller extra. Die ukrainischen Flüchtlinge sollen sich wenigstens Silvester wie zu Hause fühlen“) gebracht hatte. Ich erwähne dies bloß – ohne Wertung – weil die Zeitung diese Darstellung im weiteren Verlauf des Drucks und etwas später auch aus ihrem e-paper entfernt und gegen eine andere Karikatur ausgetauscht hatte. Danke!

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