Schaefer kassiert am Osterdeich -zig Parkplätze zugunsten eines 2,8 Mio teuren neuen Radweges
Den Radweg am Wall hat die Dame finanziell gerade in den Sand gesetzt. Jetzt geht Anti-Verkehrssenatorin Dr. Maike Schaefer das nächste Projekt an. Den „Premium-Radweg“ am Osterdeich. 4,25 Meter Platz für Radler und 6,50 Meter für Autos – für b e i d e Fahrtrichtungen! Freue mich bereits auf den „Begegnungsverkehr“ zweier großer Lastwagen… Zwei Fragen: Weshalb wird ein ausreichender Radweg neu gebaut? Wer bremst das Chaos-Senatsressort aus?
Noch etwas Anderes: Heute unbedingt bis zum P.S. durchhalten. Geht um die Gewoba und die Grohner Düne! Und um den Flughafenstreik.
Es ist allmählich unfassbar: Die Verkehrsdeputation entscheidet am Donnerstag, 9. März, der Radweg am Osterdeich wird auf einer Länge von 1,3 Kilometer für 2,8 Millionen Euro auf teilweise über vier Meter verbreitert, -zig Parkplätze entfallen. Mit den Stimmen von Grünen, SPD und Linken. Man muss dem Grünen „Umwelt-Paten“ Ralph Saxe zugute halten, dass er bereits drei Stunden vor der Sitzung über die epochalen Leistung in einer Presseerklärung frohlockt hatte. Und das war’s. Man muss ja inzwischen schon dankbar sein, dass CDU und FDP sich ihrer Oppositionsrolle erinnerten und folglich dagegen gestimmt haben. Und die Medien? Das Thema lassen wir lieber.
Über den Radweg fahren laut Vorlage täglich rund 5.000 Radler. Die Zahl der Autos auf dem Straßenabschnitt steht leider nicht in der Vorlage. Ist Schaefer ja auch wurscht. Genau wie offenbar die Tatsache, dass viele Radwege in Bremen so marode sind, dass Radler auf die Straße oder – auch beliebt – auf den Fußweg ausweichen.
Also, hier die Fakten: Der Radweg am Osterdeich wird zwischen der Brepark-Theatergarage und der Lüneburger Straße (das ist fast am Stadion, genauer: gegenüber dem Bürgerhaus Weserterrassen) von 3,15 auf 4,25 Meter verbreitert, asphaltiert und um einen Sicherheitsstreifen von 75 Zentimeter zur Autostraße abgetrennt. Weil Bremens Lieblingssenatorin bekanntlich auf Poller steht, wird die Sicherheitsfläche per Poller zur Straße abgetrennt. In Wahrheit natürlich, um die Menschen vom Parken abzuhalten.
Die Folge: Damit der neue „Premium-Radweg D 15“ gebaut werden kann, müssen die Parkplätze an der Seite verschwinden – bis zum Sielwall. Ein Teil soll auf der Straße in Richtung Theatergarage auf der Fahrbahn aufgemalt werden. Reicht aber nicht. Das Amt für Straßen und Verkehr ließ mir auf Anfrage eine ganz putzige Rechnung zukommen. 80 Parkplätze auf der Deichseite (zwischen Theatergarage und Sielwall) entfallen. Dafür sollen auf der anderen Seite 54 neue aufgemalt werden (zu den bereits vorhandenen?). Und – jetzt wird’s tricki: Dazu kommen 7 Car-Sharing-Parkplätze . Diese 7 rechnet das ASV als 70 Parkplätze. Weil: 1 Car-Sharing-Auto ersetzt 10 privat betriebene Autos. Und so – hex, hex – entstehen nach ASV-Rechenart 124 Plätze, aber nur 80 entfallen.
Liebe Leserinnen und Leser, ich muss gestehen: Dieses Verkehrsressort und die ihm unterstellten Behörden machen mich fertig. Diese besondere Art der Bremer Schönrechnerei ist schon beeindruckend.
Mit der Methode hat Frau Schaefer sich auch schon den Premium-Radweg am Wall schön gerechnet – per doppelter ( und nicht erhaltener) Bundesförderung. Nun werden Car-Sharing-Plätze mit dem Faktor zehn gerechnet. Fakt ist, dass die Leute dort aktuell private Autos parken – und nicht mal eine Car-Sharing-Station vorhanden ist.
Übrigens: Bundesförderung. Die Bezahlung des Premium-Radwegs am Osterdeich rechnet die Behörde so vor: Den Gesamtkosten von 2,85 Millionen Euro stünden Bundeszuschüsse von 2,565 Millionen Euro gegenüber. Bremen müsste also bloß nen Klacks zahlen. Wenn’s denn so kommt.
Noch ein paar Recherche-Ergebnisse zum Straßenquerschnitt: Für die Autos in beide Richtungen rechnet das ASV 6,50 Meter. Lastwagen dürfen in Deutschland in der Breite 2,55 Meter (ohne Außenspiegel) messen. Kommen auf jeder Seite 30 Zentimeter dazu. Bei der Begegnung zweier großer LkW ergibt sich mithin eine Fahrzeug-Gesamtbreite von : 6,30 Meter. Fahrbahn: 6,50 Meter. Hoffentlich beherrschen die Trucker ihre Boliden perfekt…
Für Radwege mit Zweirichtungsverkehr habe ich ein Mindestmaß von zwei Meter, „möglichst 2,40 Meter“ gefunden. Aktuell ist der Radweg am Osterdeich 3,15 Meter breit. Noch Fragen?
Ach ja, noch mal zum Radweg. Zwischen Sielwall und Lüneburger Straße wird der D 15 natürlich auch ausgebaut. Folge: Parkplätze an der Deichseite werden rassiert. Ein Teil davon soll auf die Straßen vor den Häusern aufgepinselt werden.
Mann, o Mann: Die regulären Radwege vergammeln. Aber die beliebteste Grüne Spitzenkandidatin aller Zeiten mit dem durchaus begründeten Beliebtheitswert von 19 Prozent lässt einen an sich ordentlichen Radweg breiter machen.
Einziger Trost: Für das Jahr 2023 sind bloß 20.000 Euro an Planungsmitteln vorgesehen. Das meiste der 2,8 Millionen wird ab 2024 fällig. Bis dahin haben die Wählerinnen und Wähler die Grünen hoffentlich dahin befördert, wo sie hingehören: in die Opposition.
Munter bleiben!
Herzlichst
Ihr Axel Schuller
P.S.: Nun die versprochene Zusatz-Info: Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) und besagter Maike Schaefer (in diesem Fall als Bausenatorin) sagt man einen starken Impuls nach, die Gewoba zum Kauf der 600 Wohnungen an der Grohner Düne drängen zu wollen. Die gute Nachricht: Man hat sich intern offenbar darauf verständigt, das Thema erst nach der Wahl am 14.5. genauer anzuschauen. Ich könnte mir vorstellen, dass ein inzwischen erstelltes Gutachten zu einer anderen als zu einer Kaufentscheidung führen könnte. Schlechte Nachricht: Intern raunt man sich nämlich zu, dass allein die Instandsetzung und notwendige Modernisierung der Wohnungen zwischen 50 und 60 Millionen Euro kosten sollen. Rechnet man den vermutlichen Kaufpreis hinzu, dürfte dieses Geschäft nie rentierlich ausgehen. Da die Gewoba eine Aktiengesellschaft ist, unterliegt sie den Vorschriften des Aktienrechts – darf also nicht vorsätzlich ein Minus-Geschäft abschließen. Sonst kann der Vorstand belangt – notfalls auch eingesperrt – werden.
PP.S.: Verdi bestreikt am morgigen Montag den seit Jahren nur per Staatsknete künstlich am Leben gehaltenen Airport Bremen. Laut Medienberichten, indem die paar People der Flughafen–Feuerwehr zu Gunsten des öffentlichen Dienstes in den Warnstreik geschickt werden. Ohne Feuerwehr darf ein Flughafen dieser Größe nicht betrieben werden. Ist das noch eine ordentliche Streikführung, oder schon Niedertracht auf dem Rücken mehrerer tausend Fluggäste? Der Oberhammer: Der Staat Bremen hatte die Feuerwehr erst 2019 übernommnen, um den Flughafen finanziell zu entlasten. Das nennt man wohl „Dankbarkeit“ à la Verdi…
Zum Seitenanfang