An alle bildungspolitischen Versager: Lernt endlich von Hamburg! Leser: Fragt eure Medien – nicht mich

16.04.2023 Aus Von Axel Schuller

„Bovi rockt Bremen“ – der Titel der SPD-Veranstaltung im Hafen war Programm. Der Regierungschef griff zur Freude seiner Partei-Groupies zur Gitarre – und brachte Stimmung ins BLG-Forum. Allerdings waren seine Genossen m/w derart besoffen vor Glück, dass sie bei seiner Rede offenbar nicht richtig hinhörten. Der SPD-Spitzenkandidat erklärte u.a., „wir sind stark für Kinder und Jugendliche“. Vor dem Hintergrund des desaströsen Bildungssystems, angesichts der unter Kindern besonders hohen Armut mutet ein solcher Satz sehr mutig an.

Wie schaffen es die seit sieben Jahrzehnten für die Bremer Bildung zuständigen Sozialdemokraten, sich selbst derart übel zu belügen?

Zur Erinnerung: Beim jüngsten bundesweiten Test der Drittklässler (Vera 3) landete Bremen – leider zuverlässig wie immer – auf dem letzten Platz. 48 Prozent der Kinder verfehlten die Mindest-Standards beim Rechnen. Beim Lesen schafften 42 Prozent nicht die Untergrenze. Man kann es kaum in Worte fassen. Die Bremer „Sozis“ sind offensichtlich unfähig, einen Großteil der Kinder aufs spätere Leben vorzubereiten.

Zehn Prozent der Schulabgänger schaffen keinen Bildungsabschluss. Viele von ihnen sind nicht in der Lage, eine Lehre zu absolvieren. Statt die Bildungsarbeit zu verändern und zu verbessern, fällt den “Roten” lediglich der Griff in den überholten Handwerkskasten des Sozialismus ein: Ein Ausbildungsfonds mit Zwangsabgabe inklusive „Beratung“ (freundlicheres Wort für Bevormundung) der Betriebe bei der Ausbildung.

Dabei liegt der Schlüssel woanders. Bremen müsste nur nach Hamburg schauen – und könnte klüger werden. Dort müssen alle Kinder vor der Einschulung beweisen, dass sie Deutsch können. Dort werden den Kinder in der Grundschule mitteleuropäische Umgangsformen (wie Respekt, Freundlichkeit, Fleiß – und auch, Lehrern zuzuhören) beigebracht. An der Elbe gibt’s ab Klasse 4 Noten. An der Elbe kann man auch sitzenbleiben. Insgesamt: Schwächeren wird geholfen, Stärkere werden gefördert.

Aber all das gilt in Bremen als bäh. Komisch nur, dass der Hamburger Bildungssenator Ties Rabe (ein S o z i a l d e m o k r a t) mit dieser anderen Herangehensweise Hamburg vom vorletzten Platz der Bildungstabelle bereits ins bundesweite Mittelfeld geführt hat.

Am besten wäre es, Bremen würde Rabe nach der Wahl an die Weser holen, damit er hier einmal gründlich aufräumt – inklusive konsequentem Durchkämmen der 350-köpfigen Bildungsbehörde. Die ist so sehr von der GEW durchsetzt, dass viel zu häufig weltfremde, unsinnige Anforderungen an die Schulen gestellt werden.

Allerdings: Rabe müsste schon über einen ausgeprägten Hang zum Masochismus verfügen, um dieses kaputte Bremer Bildungssystem zu übernehmen. Es ist wie mit vielen Führungspositionen in Senatsbehörden: Wer will noch ernsthaft in diesem Laden arbeiten? Häufig sind es Grüne-„Parteisoldaten“, die an die Weser wechseln, um hier die Karriereleiter um zwei, drei Stufen raufzufallen.

Schauen Sie sich mal die Verkehrsbehörde von Maike Schaefer, die Finanzbehörde von Dietmar Strehl oder auch die Sozialbehörde von Anja Stahmann an. Dort sind an entscheidenden Stellen deutlich mehr Grüne beschäftigt als der Bevölkerungs-Durchschnitt hergibt. Man kann auch sagen: Die Grünen haben die SPD beim Versorgen ihrer Leute mit gut bezahlten Posten inzwischen überholt.

Zurück zur Bildung: Der Zentralelternbeirat wacht allmählich auf und gibt der Versager-Bildungs-Behörde endlich deutlich Kontra. So kritisiert der ZEB die mangelhafte Versorgung der Kinder mit Gebäuden, Lehrern und Unterrichtsstunden massiv.

Am 26. April findet zwischen 12 und 14 Uhr eine Großdemonstration für eine bessere Bildung auf dem Marktplatz statt. Mit dabei sind auch die Vertreter von Schulen in freier Trägerschaft. Diese sogenannten Privatschulen (klingt nach viel Geld, ist aber Unfug) erhalten pro Schüler deutlich weniger Geld als staatliche Schulen. Mit einer Unterstützungsquote von etwa 50 Prozent (gemessen an den Gesamtkosten staatlicher Schulen) liegt Bremen im Bundesvergleich – auch hier – auf dem letzten Platz.

Bevor Privatschul-Hasser jetzt beherzt auf die Palme steigen: Würden alle Bremer Schulen in freier Trägerschaft ihre Tätigkeit einstellen, müsste das staatliche System rund 7.000 Jungen und Mädchen (10 Prozent aller Schüler) zusätzlich „beschulen“. Doch das staatliche System versagt ja heute schon mit der aktuellen Schülerzahl.

Noch eins: Sozialdemokraten verachten häufig Schulen in freier Trägerschaft, weil die angeblich keine Ausländerkinder und bloß Jungen und Mädchen von Eltern mit viel Geld aufnähmen.

Unfug: Es gibt in Bremen Grundschulen in freier Trägerschaft, die von bis zu 70 Prozent Kindern mit Migrationshintergrund besucht werden. Und das Schulgeld bemisst sich stets nach den finanziellen Möglichkeiten der Eltern.

Munter bleiben!

Herzlichst

Ihr Axel Schuller

P.S.: Mehrere Blog-Leser haben mich nach dem vorigen Stück „Autobahn-Akten…komplette Katastrophe“ gefragt, weshalb andere Medien das Thema nicht aufgegriffen hätten. Da kann ich bloß einen Rat geben: Sprechen Sie die Redaktionen von Radio Bremen (monatliche Rundfunkzwangsgebühr: 18,36 Euro) und Weser-Kurier (monatlicher Abo-Preis: 46,90 Euro) an. Bitte fragen Sie dort nach.

Dazu ein kurzer Blick in meinen über 40jährigen Journalisten-Erfahrungsschatz:  Brisante Unterlagen wie im Fall Grüner Autobahnakten werden stets zuerst etablierten Medien (und nicht ehrenamtlichen Blogs wie meinem) „angeboten“. Aus der Tatsache, dass die Unterlagen vorige Woche bei mir „gelandet“ waren, schließe ich: Die eine oder andere „Profi“-Redaktion wollte die Unterlagen offenbar nicht auswerten und veröffentlichen. Wenn’s so wäre, was ich leider stark annehme, ließe dies für den Bremer Journalismus leider keine positiven Rückschlüsse zu. Obwohl sich alle Bremer Medien selbst als unabhängig und überparteilich bezeichnen.

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