Radio Bremen Vier-Verkehrsfunk – gedrechselter Text gegen das schlechte Gewissen?
Im Straßenverkehr gibt es widerstrebende Interessen. Autofahrer m/w, die möglichst zügig von A nach B gelangen wollen. Polizisten, die auf Einhaltung der Regeln zu achten haben. Beispiel: Tempo. Wer in Bremen unterwegs ist, erfährt dank privater Radioprogramme, wo geblitzt wird. Öffentlich-rechtliche Wellen entsagen sich dieser Dienstleistung. In Bremen gibt’s jedoch ein ÖR-Programm, das vor „Blitzern“ und Abstandsmessungen warnt: Radio Bremen Vier. Weshalb ich darüber schreibe? Die Begründung der Redaktion ist „echt“ lesenswert – verbal gedrechselt und damit schon etwas scheinheilig.
Jüngst veranstalteten mehrere norddeutsche Länder einen „Blitzer-Marathon“. Ziel: Den Kontrolldruck so zu erhöhen, dass zu-schnell-Fahrer gegebenenfalls an einem Tag mehrmals geblitzt werden und lernen: 50 bedeutet 50 und nicht 65 oder 70 Km/h.
Radio Bremen Vier meldete auch an diesem Tag fröhliche alle Radarmessungen im Sendegebiet. RB 4 ist der einzige mir bekannte öffentlich-rechtliche Sender im hiesigen Raum, der halbstündlich vor den sogenannten Radarfallen und Abstandsmessungen warnt.
Das ist nicht verwerflich, aber die Begründung dafür ist lesenswert. Auf der RB-Vier-Website heißt es:
„Wir bemühen uns, unseren Hörern einen umfassenden und aktuellen Verkehrsservice zu bieten. Dazu gehört die Warnung vor Verkehrsbehinderungen und -gefahren, um Unfälle zu verhindern und im Großen und Ganzen die Verkehrssicherheit zu erhöhen. Auch das Melden von Blitzern kann dabei helfen.
Es zeigt sich generell, dass durch das Veröffentlichen von Radarstandorten nicht nur in der Nähe der genannten Orte verkehrsgerechter gefahren wird, sondern ebenfalls in der unmittelbaren Umgebung und sogar, wenn an dieser Stelle gar keine Radar- und Blitzerkontrollen mehr stattfinden. Wir nennen diese Standorte, damit dort langsamer gefahren wird. Wir verstehen es als unsere Aufgabe, über die Gefahren im Straßenverkehr aufzuklären – für uns steht also die Verkehrssicherheit im Vordergrund.“
So schreibt man vermutlich, um eigenes Handeln zu rechtfertigen, von dem man möglicherweise selbst nicht so recht überzeugt ist. Viele Worte gegen das eigene schlechte Gewissen?
Egal. Auffällig ist, dass keine andere der Radio-Bremen-Wellen diese Art des „Verkehrsservice“ ausstrahlt. Nach der RB 4-Definition müsste dies doch zumindest auch die Massenwelle „Bremen eins“ tun. Diesen Kollegen m/w liegt die „Verkehrssicherheit“ vermutlich genauso am Herzen, wie ihren Kollegen von „Bremen Vier“. Oder etwa nicht?
Munter bleiben!
Herzlichst
Ihr Axel Schuller
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