Wem gehört der Weser Report? Sowie: Von alten Verkehrssünden und einem Taubenhotel

03.06.2023 Aus Von Axel Schuller

Politisch ist es aktuell ziemlich ruhig. Zeit für andere Themen. Zum Beispiel: Medien, Verkehr, Taubenhotels. Ja, ich weiß, seltsame Mischung. Aber – je nach Sichtweise – aktuell. Und „Medien“, weiß ich aus Ihren Rückmeldungen, liebe Leserinnen und Leser, sind für einige von Ihnen stets ein interessantes Thema.

Also, Medien: Ein Blick auf das bremische Blätterwäldchen fördert Irritierendes zutage. Die Bremer taz Bremen – in der Norddeutschland-Ausgabe aufgegangen, also weg. Der Kurier am Sonntag des Weser-Kurier – eingestellt. Dann ist da der Weser Report. Mittwochs vom Markt, aber sonntags präsent. Der WR gehört laut Handelsregister der „KPS Verlagsgesellschaft“ – jedoch: Ist KPS (Kürzel für Eventim-Gründer und CEO Klaus-Peter Schulenberg) drin, wo KPS draufsteht? Es gibt deutliche Anzeichen, dass Schulenberg als Person nicht mehr Eigentümer des Verlages ist. Neues Indiz: Die Anzeigenzeitung wird die KPS-Zentrale im Contrescarpe-Center Mitte Juni verlassen.

Eine weitere nach außen sichtbare Veränderungen im Blätter-Wald gibt es seit Januar 2023. Da hat die Nordwest Zeitung das Bremen-Norder BLV („Wochenzeitung für Blumenthal, Lesum und Vegesack) an die KPS Verlagsgesellschaft verkauft. Der Übergang des BLV an den KPS-Verlag ist mittlerweile amtlich festgehalten.

Gesellschafter der KPS Verlagsgesellschaft sind laut Handelsregister bereits etwas länger zwei Firmen aus Berlin (JUGU) und Hamburg (Elenxis). Beim Weser Report macht zwar die Story die Runde, der WR-Geschäftsführer Peter Führing (65) habe den Verlag erworben, also: Management-Buy-Out. Halte ich für unwahrscheinlich. Ich vermute, dass im zweiten Halbjahr die Anteile an anderer Stelle landen werden. Das größte Interesse an dem Anzeigenblatt müssten der Weser-Kurier oder diesem Verlag nahestehende Investoren haben. Der WR ist sonntags schließlich noch immer sehr Anzeigen- und Beilagen-stark.

Zwischendurch mal etwas Putziges: Der Weser-Report – in Bremen-Nord im BLV aufgegangen – macht einerseits der Nordausgabe des Weser-Kurier („Die Norddeutsche“) heftig Konkurrenz. Andererseits muss man Familienanzeigen, die im BLV erscheinen sollen, beim Weser-Kurier, konkret: in dessen Nord-Geschäftsstelle, aufgeben. Hä?

Noch etwas Kulliges, das für einen Ausstieg von KPS aus der KPS Verlagsgesellschaft spricht: Die Weser-Kurier-Firma Medien Verkauf & Service (MVS) wickelt offenbar Aufträge für das BLV (gehört zum Konkurrenten Weser-Report) ab.

Denkt man an die Entstehungsgeschichte des Weser Reports, kann man die Hand-in-Hand-Arbeit von WK und WR kaum glauben. Zur Erinnerung: Die Bremer CDU hatte vor über 50 Jahren den WR als Gegengewicht zum WK gegründet. Der damalige Bürgermeister Hans Koschnick (SPD) war ständig im Kurier vertreten, die CDU dagegen extrem selten. Bernd Neumann fand im WK so gut wie nicht statt. Also gründete die Union den Report, ließ ihn als stramme Parteizeitung führen – und machte dank der politisch brutalen Einseitigkeit hohe Verluste. Bis der damalige Konzert- und Messeveranstalter Klaus-Peter Schulenberg die Anteile der Union nach und nach übernahm. Wenn ich richtig erinnere, war KPS spätestens 1998  Alleineigentümer des WR.

Und nun? Mal schauen, in wessen Hände die WR-Anteile letztenendes landen werden. Zunächst wird die Anzeigenzeitung Mitte Juni vom KPS-Center an der Contrescarpe ins alte Sparkassengebäude am Brill umziehen.  

Jetzt zum Verkehr:

Welch ein Glück: Die langen Auto-Schlangen auf der Borgfelder Heerstraße sollen von Montag an wieder ein wenig kürzer werden, da der Kanal auf dem Stück zwischen Ex-„Schildkröte“ und “Viohl”-Baumarkt repariert wurde. In den vergangenen Wochen konnte man studieren, welche Auswirkung eine Jahrzehnte alte Verkehrs-Entscheidung produziert. Ursprünglich war geplant, den Autobahnzubringer Horn durchs Hollerland bis zur Lilienthaler Umgehungsstraße zu bauen. Dies haben in den 80ziger Jahren Gerold Janssen und seine Mitstreiter verhindert. Sie erinnern sich vielleicht. Der Fund einiger Schlammpeizger im Hollerland führte dazu, das Gebiet unter EU-Naturschutz zu stellen. 

Aktuelle Folge: Alle Autos Richtung Borgfeld mussten sich durch die verkehrsberuhigte „Upper Borg“ quälen. Die Straße ist sinnvollerweise auf 7,5 Tonnen begrenzt. Ergo mussten alle Laster mit langen Umwegen außen herum über Ritterhude bzw. Fischerhude nach Lilienthal und Borgfeld gurken. Die Umwelt dürfte sich über die zusätzliche CO2-Belastung arg “gefreut” haben…

Und nun zum Taubenhotel:

Unglaublich, aber wahr: Die Stadt Bremen plant nun seit März 2022 – also seit 15 Monaten – den Bau eines Taubenhotels auf dem Brepark-Parkhaus am Brill. Und was gibt es in der City bislang nicht? Richtig geraten:  e i n  Taubenhotel. Während die swb 2019 ihre Auszubildenden kurzerhand am Müllheizwerk (nahe der Blocklanddeponie) ein Taubenhaus bauen ließ (und seitdem den Taubenbestand reguliert),  hat es die städtische Verwaltung bis heute nicht hingekriegt. Ohne Worte! Spontan muss ich an den ur-alt Joke denken, wonach in Bremer Behörden bisweilen offenbar bloß die Türen klappen. Man mag es nicht glauben!

Munter bleiben!

Herzlichst

Ihr Axel Schuller

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