Anstehende Klinik-Fusion – massig mehr Hubschrauberflüge und neues Parkdeck?
Das Klinikum Bremen Links der Weser hat keine Zukunft mehr. Das steht seit der Aufsichtsratssitzung der Geno fest. Dies bedeutet: Alle Bewohner des Viertels, Schwachhausens und Umzu müssen sich wohl auf eine deutliche Zunahme der Hubschrauberflüge zum Klinikum Mitte einstellen. Außerdem wird die Stadt aller Voraussicht nach Flächen des Ex-Klinik-Geländes an der St.-Jürgen-Straße aus dem Verkauf nehmen. Ohne ein neues Parkdeck für die zusätzlichen Pfleger, Ärzte und Herzpatienten m/w am Klinikum Mitte droht sonst das Verkehrschaos – und ein Mitarbeiter-Exodus.
Ich vermute sogar, dass die Stadt einen Teil der an sich für den Wohnungsbau am Hulsberg (so heißt das geplante Wohngebiet) aus dem Verkauf nehmen muss, um Platz für das zusätzliche Personal des dann umziehenden Klinikums Links der Weser zu schaffen.
Aktuell argumentiert der LdW-Betriebsrat unter anderem auch damit, dass viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des LdW keineswegs ins Klinikum Mitte mitziehen würden, weil im Viertel nicht genügend Parkplätze vorhanden seien. Die Frauen und Männer würden sich eher Arbeit in Krankenhäusern des niedersächsischen Umlandes oder Praxen suchen, als mit in das Viertel „umzuziehen“.
Kann man verstehen, wenn man bedenkt, dass das Klinikpersonal auch zu Zeiten Schichtwechsel hat, wenn öffentliche Verkehrsmittel gar nicht oder selten fahren. Und wer aus Diepholz, Syke oder gar Sulingen kommt, kann Bus und Bahn knicken.
Ergo: Wer das LdW (verständlicherweise) auflösen und die Herzklinik, die Notfallaufnahme, die Unfallchirurgie und „die Innere“ an die St.-Jürgen-Straße verpflanzen will, muss zwingend Parkplätze schaffen. Und zwar nicht am Ärmel der Welt (wie jetzt am Schwarzen Meer), sondern in unmittelbarer Nähe der Kliniken. Dies wird nur durch den Bau mehrstöckiger Parkdecks gelingen.
Haken an der Sache: Bremen will/muss große Flächen am Hulsberg, auf denen ehemals alte Klinikgebäude sowie ein Bunker standen, verkaufen. Dummerweise sieht die Planung dort autofreie Wohnbebauung vor (also kein Parkdeck). Dazu kommt: Die Stadt benötigt für die Bezahlung der Neubauten an der Bismarckstraße hohe Verkaufserlöse vom Hulsberg.
Sollte es gelingen, die zusätzlichen Gebäude für die Kliniken zu schaffen, die momentan noch im LdW untergebracht sind, tut sich ein weiteres Thema auf.
Laut einer Senatsantwort auf eine Anfrage der Grünen gab es im vergangenen Jahr 315 Flüge des Rettungshubschraubers zum KBM. Am Klinikum Links der Weser wurden sage und schreibe 1.302 Flüge registriert. Dies liegt unter anderem an den vielen eiligen Transporten zur LdW-Herzklinik, aber auch daran, dass der ADAC-Hubschrauber Christoph 6 dort stationiert ist.
Ich sach mal: Die Auflösung dieses Themas wird noch spannend.
Aktuell kämpft der Ldw-Betriebsrat weiter gegen die Schließung der Einrichtung in Kattenturm. Unterstützt werden die Arbeitnehmervertreter (der Vorsitzende Roman Fabian gehört interessanterweise derselben Partei wie Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard an) unter anderem von der Bremer CDU. Deren Fraktionschef Frank Imhoff kritisiert, dass das (dank Herzklinik) gewinnbringende, baulich aber schon sehr überholte LdW geschlossen wird.
Ganz anders sieht dies zum Beispiel Christoph Weiss: Der Ex-Präses der Handelskammer (2013-2016) ist Chef der mittelständischen Firma BEGO und praktizierender Christdemokrat, gehörte bis 2022 der Bremischen Bürgerschaft für die Union an.
Weiss schrieb bei Facebook: „Die Linke Senatorin Bernhard setzt durch, was zwar nicht auf Gegenliebe im Bremer Süden treffen wird, aber sachlich richtig ist. Exzellente medizinische Rundum-Versorgung kann es in Bremen nicht in 14 Kliniken gleichzeitig geben. Wer etwas anderes behauptet, handelt verantwortungslos. Diese nicht leichte Entscheidung zeugt von Verantwortungsbewusstsein, und der Senatorin – nicht meine Partei – gebührt Respekt. Dies ist kein Thema für kurzsichtiges parteilich-engstirniges Geplänkel, sondern für Führung und konstruktiv-kritisch oppositionelle Begleitung für die beste Umsetzung.“
So viel vom Christdemokraten Christoph Weiss – auch – an „seine“ handelnden Christdemokraten.
Auch ich habe noch einen (stets ungefragten) Ratschlag. Allerdings an Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard. Bitte überdenken Sie im Umgang mit Personal und Patienten Ihre Ausdrucksweise! Im sehenswerten Interview mit „butenunbinnen“ (7.7.23) meinten Sie zwar ehrlich, es würden „viele Argumente angeführt – stichhaltige und weniger stichhaltige“ Aber Ihr Hinweis, „Wir werden sie alle kleinarbeiten“, klang jetzt nicht so richtig einladend…
Munter bleiben!
Herzlichst
Ihr Axel Schuller
P.S.: Sollte Ihnen in diesen Tagen einer der Verlagschefs von Weser-Kurier (David Koopmann) oder Weser Report (Peter Führing) mit einem nahezu seligen Grinsen im Gesicht begegnen, könnte dies an folgendem Sachverhalt liegen: Die Deutsche Post AG hat angekündigt, zum 1. April 2024 „einkauf aktuell“ (Billig-TV-Programmblättchen als Trägermedium für Werbeprospekte) einzustellen. WK und WR sind in froher Erwartung, dass die zur Post abgewanderte Prospekt-Verteilung – umsatzsteigernd – zu ihnen zurückkehrt. Also, nicht wundern 🙂
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