Urlaubs-Gedanken zur WK-Auflage, Einbrüchen, Hollands Radfahrern und dem Krieg der Russen

30.07.2023 Aus Von Axel Schuller

Heute ein Tusch auf die Tageszeitungen. Der angesehene Kress-Mediendienst feiert den Aufschwung der deutschen Tageszeitungen, genauer: die zunehmende Zahl der ePaper-Auflagen. Das ist aber bloß die eine Seite der Medaille. Die Print-Auflagen sinken nämlich überproportional. Das, liebe Zeitungsmenschen, mag am Hang der jüngeren Menschen zu elektronischen Lesegeräten, kann aber auch an den gebotenen Inhalten liegen. Ich vermute, das Wort „Qualität“ ist wichtiger als manche Medienmacher m/w denken.

Schauen wir uns zunächst die Kress-Meldung an. Demnach ist der Absatz der ePaper deutscher Tageszeitungen um 7,26 Prozent gestiegen. Der WK verzeichnet ein Plus von 5,9 Prozent auf 19.275. Schaut man sich die gesamte verkaufte Auflage an, ist diese von 114.381 Druck- und e-Exemplaren im 2. Quartal 2022 um 6,57 Prozent auf 106.861 im zweiten Quartal 2023 gesunken. Die WK-Abozahl (gedruckt und elektronisch) erreichte im 2. Quartal 2023 einen historischen Tiefstand: 94.463 Exemplare.

Jetzt, da wir wieder in Bremen sind, kann ich’s ja sagen: Wir waren eine Woche lang unterwegs. Vorab oder währenddessen behält man dies mittlerweile aus Sicherheitsgründen besser für sich. Es gibt schon genügend Einbrecher. Die muss man nicht auch noch mit Urlaubs-Hinweisen anlocken.

Apropos Einbrecher: Ein Parfümerie-Eigentümer in Oberneuland kann/muss davon ein garstig Lied singen: Bei ihm ist (so eine verlässliche Quelle) innerhalb von sieben Wochen nunmehr zum zehnten Mal eingebrochen worden.

Mein alter Chef würde dazu sagen: „Ohne Worte.“

Neues Thema.

Urlaub, dazu an einem anderen Ort, weitet die Sinne. Wir sind in den Niederlanden mit Schiff und Fahrrad herumgegondelt. Da sieht man eine Menge und hat Zeit zum Nachdenken.

Wenn Sie mögen, lasse ich Sie gerne an einigen Reise-Splittern teilhaben.

Holland bedeutet für die meisten: Viel Grün, viel Wasser, Käse und das für dessen Erzeugung wichtige Vieh, Radfahrer, tolerante Menschen.

Und seit voriger Woche eine brennende Auto-Fähre. Zu letztgenannter will ich mich nicht äußern. Bloß ein Randgedanke: Grüne, Ökos und E-Fans, welche uns ständig das Heil der Elektro-Autos predigen – finden in der Debatte für den innerlich verglühenden Frachter nicht statt. Fragt die keiner, oder schweigen die einfach? Jene, die uns sonst von den großartigen Klima-Vorteilen elektrischer Autos vorschwärmen.

Urlaubsgedanken. In der Niederlanden strampeln deutlich mehr Menschen gegen den – wie bei uns – meist aus der falschen Richtung kommenden Wind an. Die meisten von ihnen halten sich – als Bremer möchte man fast sagen – kurioserweise an die wichtigsten Verkehrsregeln. Bloß in Amsterdam, da muss tatsächlich der Stamm der Kampfradler beheimatet sein. Die halten einfach drauf – und wehe, man steht (aus deren Sicht) im Weg.

Jugendliche fahren auch häufig Fahrrad. Wer’s sich leisten kann, nutzt freilich eine Mischung aus – wir hätten früher gesagt – Bonanza-Rad (mit Sitzbank) und E-Bike. Diese Teile sind unglaublich schnell. Gefühlt kacheln diese Tret-„Peds“ locker mit 30/40 Sachen über die Radwege.

Obwohl die Niederländer soviel radeln, fahren viele von ihnen doch auch große und starke Autos. Radfahrer dürfen nicht damit rechnen, dass die Automobilisten beim Überholen gebührend Abstand halten. Lieber die fast immer vorhandenen und überwiegend guten Radwege benutzen! Ist sicherer.

In Holland darf man tagsüber auf allen Autobahnen max. 100 Km/h fahren (nachts max. 120). Und wissen sie was: Der Verkehr läuft gleichmäßiger und entspannter als bei uns.

Sobald man die Grenze nach Deutschland überquert, hängen einem – leider zunehmend – aggressive Fahrer im Genick. Auffällig bei uns auch: Die Rechtsüberholer nehmen zu.

Zum Thema Tempolimit – können Sie sich jetzt ja selbst ein paar Gedanken machen.

Zurück zum Ausgang dieses Blog-Teiles, zu unserer einzigen Tageszeitung. Kann man sich als ePaper ja auch im Urlaub reinziehen. Ist leider nicht immer eine Freude. Als zunehmend nervig empfinde ich die einseitige Berichterstattung über den Krieg zwischen Russland und der Ukraine. Da heißt es beispielsweise, Russland habe das Getreideabkommen mit der Ukraine „aufgekündigt“ und nicht: Das zeitlich befristete Abkommen sei „ausgelaufen“. Sie merken: Mit Sprache kann man schon etwas  machen. Oder auch: Russland setze mit der Verhinderung der ukrainischen Getreideausfuhr den Hunger als Waffe ein. Nicht erwähnt wird indes, dass Russland selbst aufgrund der westlichen Sanktionen kein Getreide ausführen kann.

Abseits von Bremer Politik-Pfaden habe ich den Eindruck: Wer so etwas nur denkt, oder gar ausspricht, wird als „linker oder rechter Putin-Versteher“ diffamiert.

Die Art der unvollständigen Berichterstattung pflegt übrigens nicht nur unsere Heimatzeitung, sondern viele deutsche Medien. Manche sprechen bereits von einem Mainstream-Journalismus.

Für mich besonders schlimm ist: In unserem freien Land schreibt niemand den Medien vor, was sie zu schreiben/senden haben. NIEMAND! Und dennoch schreiben/senden die meisten mittlerweile wie Kriegsberichterstatter. Über das alte Mittel der Konflikt-Beilegung – also Möglichkeiten von Verhandlungen – ist (kaum) etwas wahrzunehmen.

Noch eins: Während uns der WK weismachen will, das russische „Riesenreich“ und seine Wirtschaft „schwächelten“, gehen in Europa die aktuellen Wirtschaftskennziffern lediglich in einem Land nach unten: bei uns.

Sorry, liebe Leserinnen und Leser, auch diese letzten Gedanken sind mir auf unserer wundervollen/entspannenden Schiffs-/Radtour durch den Kopf gegangen…

Munter bleiben!

Herzlichst

Ihr Axel Schuller

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