Wird Sascha Aulepp die nächste Maike Schaefer des Senats? / Ex-Staatsrat mit berühmten Namen kloppt verbal drauf

14.08.2023 Aus Von Axel Schuller

Bildungssenatorin Sascha Aulepp (SPD) stapft von einem Fett-Trog zum nächsten. Vor der Bürgerschaftswahl schob sie Bremens Privatschulen gedanklich in eine „Parallelwelt“ ab. Nun wirft sie Bremer Unternehmen indirekt vor, an dem Kita-Platz-Mangel Schuld zu haben. Und ganz nebenbei: Nächsten Donnerstag, wenn das neue Schuljahr beginnt, fehlen mal wieder über hundert Lehrer. Und: Unzählige Betreuer m/w für eine funktionierende Inklusion in den Schulen, die diesen Namen auch verdient. Ich frage mich inzwischen: Wird Aulepp die neue Maike Schaefer des Senats?

Noch wenige Stunden haben wir Sommerferien. An sich eine ruhige Zeit. Aber eben nur: an sich. Bremens Bildungssenatorin hat sich offenbar vorgenommen, nach dem Abgang der Grünen Schaefer den Ruf als unbeliebteste Senatorin zu ergattern. Und wissen Sie was? Sie könnte das durchaus schaffen! Zur Erinnerung: Bei ihrer Nominierung als Bildungssenatorin durch den SPD-Landesparteitag hatte sie vermutlich aus gutem Grund bloß 79,5 Prozent der Stimmen erhalten. Wohlgemerkt: Von den eigenen Parteileuten. Hossa!

Die Frau lässt kaum eine Gelegenheit aus, um sich für das Amt zu disqualifizieren. Kaum ist ihr dreister Ausspruch zu den Privatschulen (fast) hinter der gutmütigen Mauer des Vergessens verschwunden, da haut sie das nächste Ding raus. Arbeitgeber und Partner der Mütter seien Schuld, dass Bremer Frauen deutlich seltener als in anderen Bundesländern berufstätig seien. Dass es an der mangelnden Kinderbetreuung liegen könnte, kam ihr offenbar gar nicht erst in den Sinn.

Das musst du erst mal bringen!

Am deutlichsten reagierte ein Sozialdemokrat, der offenbar aufgrund der Kränkung, nach der Bürgerschaftswahl nicht mehr Staatsrat eines Senatsressort sein zu dürfen, auf den erhellenden Pfad der Weisheit und Wahrheit gefunden hat. Tim Cordßen-Ryglewski schrieb bei LinkedIn: „So geht aktuell Politik in Bremen: Erst organisiert man die größte Versorgungslücke bei Kita-Plätzen bundesweit – aber Schuld tragen dann natürlich nicht diejenigen, die diese Politik zu verantworten haben, sondern selbstverständlich die Arbeitgeber.“ 

Cordßens nächster Satz wirkt parteiintern womöglich noch vernichtender: „Ist man eigentlich ein schlechter Sozialdemokrat, wenn man sich wünscht, dass sich das mal ändert und man solche verquasten Erklärungen einfach nicht mehr hören kann?“

Wow.

Tipp an Herrn Cordßen-Ryglewski: Fragen Sie mal Ihre Frau Sarah, ob man dies als Sozi denken darf. Immerhin ist Gattin Sarah Kanzleramts-Ministerin bei Olaf Scholz und somit nicht nur Kanzler-Flüsterin, sondern auch “Schnittstelle” zu den Bundesländern und damit Kennerin der Sozialdemokratie in deutschen Landen. Bremer SPD-Bundestagsabgeordnete ist sie auch noch. 

Erfreulicherweise hat Aulepps unsinnige Schuldzuweisung nicht nur einen vermutlich frustrierten Ex-Staatsrat hochgebracht. Nein, selbst die Opposition von CDU und FDP begehrten auf. Die Arbeitgeberverbände ebenfalls. Allesamt wunderten sie sich über Aulepps Talent, erneut in einen Fett-Trog zu tappen. 

Vielleicht sollte man derartig abseitige Äußerungen von Politikern und deren „Bekanntschaft“ mit einem Fettnapf künftig mit “ein Aul“ umschreiben.

Erinnern Sie noch? Volker Kröning diente dem Bremer Senat von 1983  bis 1994 (u.a.) als Finanzsenator. Der Sozialdemokrat „überzeugte“ am liebsten mit ausführlichen Redebeiträgen – auch in Senatssitzungen. Irgendwann schlich sich in Regierungskreisen die Redewendung „ein Krö“ ein. Wenn jemand berichtete, der Finanzsenator habe äußerst langatmig referiert, hieß auch schon mal: O je, das hat „zwei Krö“ gedauert. Wie gut, dass der spätere auf super kurze Statements bedachte Wirtschaftssenator (1997 bis 2003) Josef Hattig (CDU, Ex-Becks-Chef) nie einem gemeinsamen Senat mit Kröning angehört hat. Hattig hatte nicht grundlos den Spitznamen “Senator Zack, Zack”.

Zur Ehrenrettung der beiden: Sie waren wahrlich nicht die schlechtesten in bremischen Regierungs-Diensten.

Nachdem Sie, geneigte Leserschaft, nun auch etwas zum Schmunzeln hatten, jetzt noch etwas Ernstes. Es geht auch um Bildung.

In den sozialen Medien tobt eine verbale Schlacht um Björn Höcke, bekanntlich AfD-Vorsitzender in Thüringen, Bannerträger der Rechtsextremen. Ja, auch ein Mann, der laut Frankfurts Staatsanwaltschaft ungestraft Nazi genannt werden darf. 

Also: Der MDR, ARD-Sender in den neuen Ländern, hatte diesen Höcke vorige Woche im „Sommerinterview“. Schließlich ist der Mann Fraktionschef der dritt-größten Fraktion im thüringischen Landtag.

Der Redakteur mühte sich sichtlich, Höcke „zu stellen“ – und spielte dem Polit-Profi fortwährend ungewollt in die Hände. Ich empfehle, sich dieses – aus meiner Sicht – beispielhaft verunglückte Interview selbst anzuschauen (ARD-Mediathek, Sommerinterview MDR, Höcke).

Als der AfD-Mann verlangte, die Bildungspolitik “von Ideologieprojekten wie beispielsweise die Inklusion … zu befreien“, brach ein Sturm der Entrüstung los. Auch bildungspolitisch interessierte Bremer w/m legten in den sozialen Medien los. Höckes rechtsextreme Ansichten und seine Wortwahl seien widerlich. Denn Inklusion sei ein Menschenrecht. Andere erkannten in dem Satz “Nazifantasien.“

Liebe Leserinnen und Leser, über Höckes Äußerung kann man bestimmt streiten, aber gibt die wirklich genug her, um den Faschismus-Hammer auszupacken? Leider war der MDR-Interviewer so sehr in  seinem Skript gefangen, dass er nicht nachgefragt hat. 

Zurück nach Bremen: Unbestritten ist, dass die bei uns seit 14 Jahren angestrebte Inklusion – freundlich ausgedrückt – nur verhalten funktioniert. Grund: Es gibt bei weitem zu wenige zusätzliche Pädagogen und Betreuer in den Klassen. Ich erinnere an den Hilferuf der Nordbremer Tami-Oelfken-Schule Ende 2022, wo verhaltensauffällige Kinder ganze Klassen aufgemischt haben.  

Frei nach Cordßen-Ryglewski: Ist man ein schlechter Mensch oder gar Menschenrechtsfeind, wenn man feststellt: Diese Art der Inklusion schadet mehr als sie nutzt?

Munter bleiben!

Herzlichst

Ihr Axel Schuller

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