Werder hält Fans offenbar für blöd und missbraucht den Begriff “nachhaltig”

23.08.2023 Aus Von Axel Schuller

Werder Bremen, die BSAG und die Polizei haben sich schuldig gemacht: Gemeinsam haben sie das Wort „nachhaltig“ regelrecht missbraucht. Das lokale „Leidmedium“ – WK genannt – trägt durch Nicht-Kommentierung eine Mitschuld. Viele Fans haben die Aktion jedoch durchschaut. Wie kann man Fußball-Anhänger bloß für so blöd halten? Vielleicht ist die Werder-Führung ja auch nur ein bisschen abgehoben, seit sie neuerdings in die oberste Stadionloge umgezogen ist…

Jahre, wenn nicht jahrzehntelang hat die Bremer Straßenbahn AG Werder-Fans mit Bussen in nicht optimal angebundenen Stadtteilen (wie Bremen-Nord, Habenhausen usw.) direkt zum Stadion und vor allem anschließend zurückgekutscht. Extrem kurzfristig vor dem ersten Spiel der Saison haben die drei „Täter“ gemeinsam eine Änderung des Verkehrskonzeptes bekanntgegeben. Die „Bus-Parade“ auf dem Osterdeich entfällt. Begründung: Werders Nachhaltigkeits-Strategie setzt nun (zusammen mit der BSAG) auf die intensivere Nutzung der elektrischen Straßenbahn. Und die Polizei meint, sie gewinne dadurch Platz für eine „Entfluchtung“.

Die Fans dürfen dafür nun durch den sau-engen Deichschart (ist bestimmt sicherer als auf den Osterdeich…) zur Hamburger Straße latschen, in eine Bimmelbahn zur Domsheide oder Hauptbahnhof steigen. Dort heißt es dann: Umsteigen in einen der (aus Werder-Sicht) nicht-nachhaltigen Busse (die früher auf dem Osterdeich standen) oder die Eisenbahn nach HB-Nord – falls die nicht gerade abgefahren ist. Das nennt man wohl einfühlsamen Umgang mit Fans. Oder in Kurzform: Ihr seid uns sch… egal, solange ihr Tickets kauft.

Viele Fans mutmaßten in Leserbriefen an den WK und in teils wütenden Kommentaren in den sozialen Medien, Werder wolle mit den entfallenden Bussen bloß weiter auf dem Rücken von Fans sparen. Dies trifft nach Auskunft der BSAG und von Werder nicht zu. Die zusätzlichen Straßenbahnen kosten ja schließlich auch Geld.

Im Hintergrund des neuen, fan-unfreundlichen „Konzepts“ dürften andere Überlegungen eine Rolle spielen. In den kommenden Monaten wird der „Nachlass“ von Ex-Verkehrssenatorin Maike Schaefer (Grüne), die Fahrrad-Premiumroute entlang des Osterdeichs gebaut. Folge: Die Straße wird enger. Da passt die „Bus-Parade“ nicht mehr ins “Konzept”. 

Außerdem will Werder Platz für einen Awarenessbus“ schaffen. Ziel, laut der Werder Presseerklärung: „Durch den geschaffenen Platz am Osterdeich haben wir zudem die Möglichkeit, den neueingeführten ‚Awareness-Bus‘ stadionnah zu platzieren. Dieser Bus bringt Fans nach dem Spiel sicher zum Hauptbahnhof und gliedert sich in unser Awarenesskonzept ein. Dieses Angebot steht Frauen, Intersexuellen, Trans-Personen, A-Gender sowie Kindern bis 14 Jahren zur Verfügung.“

Noch ein Wort zur Nachhaltigkeit: Die BSAG schafft gerade die ersten E-Busse an. Wenn’s denn wirklich um die Nachhaltigkeit ginge, könnte Werder ja darum bitten, für den Fan-Transport aus und in die Stadtteile diese neuen Super-Busse einzusetzen. Kuriosum am Rande: In Bremen-Blumenthal (für alle “Stadtbremer: das liegt in NORD) baut die BSAG gerade ein neues Depot mit Schwerpunkt E-Mobilität. Dort fahren die Busse künftig zum Strom tanken hin. Aber das hat Werder und dessen Nachhaltigkeits-Experten offenbar zu lange gedauert.

Übrigens: Niclas Füllkrug hat am Montagabend in Hamburg den Sport-Bild-Award „Aufsteiger des Jahres“ für seine guten Leistungen im Nationalteam erhalten. Unter den 600 geladenen Gästen aus Sport, Wirtschaft und Medien wurde – wie mir glaubhaft berichtet wurde – kein prominenter Werder-Vertreter gesichtet. Bei soviel Hochachtung für den eigenen Star fragt man sich ja schon, ob Werder vielleicht doch lieber die Millionen-Ablöse für „Fülle“ kassieren als ihn halten will…

Munter bleiben!

Herzlichst

Ihr Axel Schuller

P.S.: Sie erinnern: Voriges Mal hatte ich – noch sehr spekulativ – gemutmaßt, Bildungssenatorin Sascha Aulepp wolle womöglich der Grünen Ex – also Maike Schaefer – als unbeliebteste Senatorin nacheifern. Inzwischen verdichtet sich der Verdacht. Die Frau textet manchmal fast so seltsam, dass Mitleid aufkommen könnte. Jüngst schimpfte sogar der Weser Kurier mit ihr – statt Lesern diese Aufgabe zu überlassen 🙂 Immerhin hatte die Senatorin gesagt, Bremens Lehrer-Lücke sei deutlich geringer als in Niedersachsen. Selbst ihr Büro sah sich nicht in der Lage, Aulepps Zahlen-Spielereien mit Inhalt zu füllen.